Berlin. Die deutsche Politik sollte Anreize dafür setzen, dass Betreiber von Nutzfahrzeugflotten verstärkt Biokraftstoffe nutzen. Dafür warb der Biokraftstoffverband VDB am Dienstag in Berlin. Als beispielhaft bezeichnete VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann unter anderem Österreich, wo reiner Biodiesel (B100) steuerbefreit ist. Zwar seien dafür speziell angepasste Lkw-Motoren nötig, aber in geschlossenen Flotten – möglicherweise sogar mit eigener Betriebstankstelle - sei die Umstellung leicht zu bewerkstelligen. Unter anderem hätten MAN und Scania derartige Fahrzeuge serienmäßig im Angebot. Anders als beim Pkw gebe es keine „emotionale Komponente“ wie beim E10-Benzin.
Hintergrund der Forderung des VDB ist, dass auf den Bundeshaushalt spätestens ab 2021 jährliche Zahlungen in Milliardenhöhe zukommen, weil Deutschland seine Klimaziele nicht erfüllt. Im Rahmen der europäischen Effort Sharing Regulation („Lastenteilungsverordnung“) hat sich Deutschland verpflichtet, seinen Treibhausgasausstoß von 2021 bis 2030 um 38 Prozent zu verringern. Falls es das nicht schafft, muss es Emissionsrechte von anderen EU-Staaten kaufen, die ihre Quote übererfüllt haben. Das Öko-Institut hat im August 2018 geschätzt, dass Deutschland selbst unter optimistischen Annahmen im kommenden Jahrzehnt kumuliert mindestens 5 Milliarden Euro für zusätzliche Emissionsrechte ausgeben muss. Im schlechtesten Fall sind es sogar 30 Milliarden Euro.
Stefan Schreiber vom Biokraftstoffhersteller Verbio bemängelte darüber hinaus Fehlanreize zu Lasten von Biokraftstoffen in den europäischen Flottengrenzwerten für Kohlendioxid-Emissionen: Wegen der Tank-to-Wheel-Betrachtung würden für ein Elektrofahrzeug immer null Gramm CO2 pro Kilometer angesetzt, unabhängig vom Kohlestromanteil (2016: 39 Prozent). Dagegen würden Biokraftstoff-Fahreuge stets mit dem vollen CO2-Ausstoß belastet, obwohl im Durchschnitt rund 80 Prozent des Treibhausgases aus regenerativen Quellen stammen. Auch die neuen CO2-Grenzwerte für Lkw der EU basieren auf diesem Ansatz. (roe)