Zum vierten Jahrestag des endgültigen Brexits fordern Wirtschaftsvertreter einen vereinfachten Austausch etwa bei Schülern oder Studenten. „Das ist kurzfristig für die Wirtschaft vielleicht nicht ganz so wichtig, aber mittel- und langfristig extrem wichtig“, sagte der Chef der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in London, Ulrich Hoppe, der „Deutschen Presse-Agentur“.
Großbritannien war Ende Januar 2020 aus der EU ausgetreten und ist seit 2021 auch kein Mitglied der EU-Zollunion und des Binnenmarkts mehr. Seit dem Brexit kommt es zu Hemmnissen im Warenverkehr, der Handel zwischen den EU-Mitgliedern und Großbritannien ist eingebrochen. Strenge Zuwanderungsregeln erschweren zudem den Austausch von Fachkräften, aber auch von Studierenden sowie Schülerreisen.
Hoppe betonte: „Wir brauchen den Austausch. Es ist wichtig, dass wir uns kennen, damit wir auch miteinander Handel treiben, Geschäfte machen, zusammenarbeiten können.“ Natürlich sei es wünschenswert, dass Bürokratie wie Zollformalitäten abgebaut oder Abläufe elektronischer gestaltet würden. „Aber wir müssen auch diesen Zusammenhalt in Europa weiter stärken. Und das tun wir, indem wir auch die nächsten Generationen zusammenbringen.“
Überprüfung des Handels- und Kooperationsabkommen
Seit dem Amtsantritt des sozialdemokratischen Premierministers Keir Starmers im Juli hat sich der Ton zwischen Brüssel und London wieder deutlich verbessert. Allerdings schließt auch Starmer eine britische Rückkehr in die Zollunion oder den Binnenmarkt aus.
2025 soll das Handels- und Kooperationsabkommen, das die EU und Großbritannien an Heiligabend 2020 vereinbart hatten, überprüft werden. AHK-Chef Hoppe rechnet aber lediglich mit begrenzten Folgen, etwa einer weicheren Gestaltung der sogenannten Ursprungsregeln. Diese legen fest, wie viel vom Wert von Elektroautos aus dem Vereinigten Königreich oder der EU stammen müssen, damit die Fahrzeuge weiterhin zollfrei exportiert werden können.
Erwartet wird, dass sich Großbritannien bei Standards und Normen der EU anpasst, etwa im Chemikalienbereich. So ist die Einführung des sogenannten Grenzausgleichsmechanismus für Kohlendioxid (CBAM) der EU in Großbritannien geplant.
AHK-Chef Hoppe sieht durchaus Chancen für deutsche Unternehmen in Großbritannien. Dazu zählten etwa erneuerbare Energien. Die britische Regierung habe die Schuldenregeln gelockert, um mehr Investitionen in Infrastruktur zu ermöglichen. „Es ist weiterhin ein spannender Markt, und die Briten kaufen immer gerne, was die Deutschen produzieren. Wir stehen gerade im Warenhandel für Qualität und Zuverlässigkeit, was die Briten auch zu schätzen wissen“, sagte Hoppe.