Brüssel/ Innsbruck. Tirols Landeshauptmann Günther Platter traf sich am Mittwoch, 11. Dezember, in Brüssel mit der neuen EU-Verkehrskommissarin Adina Ioana Valean. Thema war die Problematik des Brenner-Transitverkehrs. Einmal mehr habe er verdeutlicht, dass „in Tirol die Belastungsgrenze für Mensch, Natur und Infrastruktur überschritten ist und wir den Lkw-Zuwächsen nicht länger tatenlos zusehen können“.
Deshalb habe er der Verkehrskommissarin vorgeschlagen, „nach den Zielen des EU-Weißbuchs zum Verkehr eine Lkw-Obergrenze umzusetzen“, sagte Platter im Anschluss an das Treffen. Er unterstrich, dass „die Blockabfertigungen und Lkw-Fahrverbote Notmaßnahmen sind, an denen wir festhalten werden“. Zudem betonte er, dass am Brenner 40 Prozent der Lkw einen Umweg in Kauf nehmen, um kostengünstiger zu transportieren. Der Brenner ist der am stärksten frequentierte Alpenübergang auf der Nord-Süd-Verbindung in Europa: Während der Güterschwerverkehr im Jahr 2000 noch 1,56 Millionen Lkw betrug, waren es im Jahr 2018 bereits 2,42 Millionen Lkw, die über den Brenner rollten. Allein in den letzten drei Jahren sei der Transitverkehr um 25 Prozent gestiegen, sagte Blatter.
Am Brenner mittlerweile mehr als doppelt so viele Lkw wie in der Schweiz
Am Brenner würde das Lkw-Aufkommen stetig steigen und es finde „eine völlig falsche Verlagerung auf Kosten der Tiroler Bevölkerung statt“, kritisierte Platter. Die Gründe seien vielfältig, aber maßgeblich sei der viel zu günstige Korridor am Brenner. „Dass am Brenner mittlerweile mehr als doppelt so viele Lkw wie in der Schweiz verkraftet werden müssen, ist eine extreme Ungleichbehandlung eines EU-Mitgliedstaates gegenüber eines Nicht-Mitglieds. Daher fordere ich einmal mehr, dass es eine einheitliche Korridormaut von München bis nach Verona gibt und der Druck der EU auf unsere Nachbarstaaten in Sachen Zulaufstrecken des Brenner Basistunnels erhöht wird. Denn ohne dieses Jahrhundertprojekt ist die nachhaltige, transitentlastete Zukunft in Gefahr“, erklärte Platter.
Weder Italien noch Deutschland würden „reale Anstrengungen“ unternehmen, um einerseits die Straße zu verteuern – was mit der aktuellen Europäischen Wegekostenrichtlinie bereits möglich wäre – noch andererseits den Verpflichtungen beim viergleisigen Ausbau der Zulaufstrecken zum Brenner Basistunnel (BBT) nachkommen. Während in Tirol und Südtirol das 230 Kilometer lange BBT-Tunnelsystem wächst, passiere „im Süden und im Norden im Bereich der Zulaufstrecken und bei der Errichtung von Verladeterminals so gut wie gar nichts“.
„Der Wille allein hat für eine effektive Verlagerung des Güterschwerverkehrs auf die Schiene noch nie gereicht. Wenn man den Mut zur Veränderung nicht aufbringt, kann es am Ende sein, dass wir Milliarden investieren, ohne dass es zu einer Verbesserung kommt. Das kann und darf nicht passieren“, sagte der Tiroler Landeshauptmann abschließend. (tb)