Hamburg. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) hat auf seiner Jahrestagung ein neues Produkt vorgestellt: den „bekannten Transporteur“ oder den „trusted carrier“. Noch ist der Name nicht endgültig. Er hat nichts mit dem „bekannten Versender“ und dessen Anforderungen zu tun, den es in der Luftfracht gibt.
Ziel des neuen Produktes: Der BGL und die Transfrigoroute Deutschland wollen damit den Unternehmen der verladenden Wirtschaft mehr Sicherheit in der Transportkette bieten. Die beiden Verbände garantieren im Rahmen dieses Systems dafür, dass nur registrierte Lkw von beim BGL oder Transfrigoroute Deutschland bekannten Transportunternehmen und Kraftwagenspeditionen beim Versender Ladung aufnehmen. Das Risiko von Ladungsverlusten soll dadurch minimiert werden.
Verlader und die R+V Allgemeine machen mit
Der BGL und die Transfrigoroute haben dieses System zusammen mit einigen Verladern und der R+V Allgemeine Versicherung AG, zu der die Kravag gehört, entwickelt. Indem der BGL für seine Mitgliedsunternehmen Garantieversprechen übernimmt, will er Auftraggebern Sicherheit in der Transportkette bieten. Detailliert ausgearbeitete Gütesicherungs- und Sanktionsmaßnahmen sollen verhindern, dass anonyme Subunternehmer mit gefälschten Identitäten hochwertige Ladungen „veruntreuen“ können.
Startschuss im kommenden Jahr
Startschuss für das System soll kommendes Jahr sein. „Anfang des Jahres soll die Registrierungsphase beginnen, um Ostern herum könnte das System dann auch den Betrieb aufzunehmen“, sagte Karlheinz Schmidt, geschäftsführendes Präsidialmitgliedes BGL. Um auch internationale Verkehre abdecken zu können, soll es über die IRU (International Road Transport Union) und deren Mitgliedsverbänden angeboten werden. Wann das so weit ist, dazu konnte der Verband noch keine konkreten Angaben machen. „Aber Verbände aus Polen oder aus den Niederlanden zeigen großes Interesse“, sagte Schmidt.
Der Verband setzt in das neue Produkt auch die Hoffnung, neue Unternehmen als Mitglieder zu gewinnen. Denn nur als Mitglied eines Landesverbandes des BGL oder eines IRU-Landesverbandes kann ein Unternehmen zum „bekannten Transporteur“ werden.
Frachtführer zahlen zwei Euro pro Monat
Für Unternehmer der verladenden Wirtschaft ist die Teilnahme kostenfrei. Für die Unternehmen des Straßengüterverkehrs wird eine Systemgebühr in Höhe von monatlich zwei Euro pro Unternehmen und Fahrzeug erhoben. Setzt der Frachtführer einen Lkw oder einen Subunternehmer ein, der nicht registriert wird und bemerkt dies beispielsweise an der Rampe, so erhält der Verlader eine Garantiegebühr in Höhe von 5000 Euro. Diese Gebühr wird dann jedoch vom BGL vom Frachtführer zurückverlangt. Zudem gibt es einen Güterausschuss, der die Qualität überwacht. Fällt ein Frachtführer des Öfteren mit Fehlleistungen auf, kann er vom Güterausschuss aus dem System ausgeschlossen.
Schmidt betonte, dass der Startschuss zunächst in der einfachsten Version erfolgt: „Wenn das System einschlägt, werden wir noch einen Premiumdienst einführen.“ Dabei soll es sich um ein Qualitätszertifikat mit Vorauszertifizierungen handeln, bei der dann die Garantiesumme 20.000 Euro betragen soll. Damit könne in zwei bis drei Jahren begonnen werden.
Verlader und Spediteure erhoffen sich ein Mehr an Sicherheit
Im Rahmen der Vorstellung des Produktes kamen auch Spediteure und Verlader zu Worte, die an der Entstehung des „bekannten Transporteurs“ mitgewirkt haben. „Wir erhoffen uns ein Qualitätsmerkmal, dass für Sicherheit und Vertrauen bürgt. Dieses Urvertrauen ist in den letzten Jahren ein wenig verloren gegangen“, sagte Thomas Pütter von der Lebensmittel-Spedition Nagel Group.
Holger Kunze, Logistics Account Manager beim Kaffeehersteller Jacobs Douwe Egberts, sieht in dem bekannten Transporteur die Möglichkeit, dass die Sicherheit in der Lieferkette verbessert wird. „Gerade die Warenübergabe ist ein kritischer Punkt“, sagte Kunze. Da würde das Konzept „bekannter Transporteur“ Möglichkeiten, den Missbrauch einzuschränken. (cd)