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Betriebsrat: VW will mindestens drei Werke schließen

29.10.2024 10:00 Uhr | Lesezeit: 3 min
Das Volkswagen Logo, aufgenommen in Zürich vor einem der Autohäuser der Marke
Kommt es zu Werksschließungen? Vor der zweiten Verhandlungsrunde zwischen IG Metall und dem Autohersteller hat der VW-Betriebsrat Pläne darüber publik gemacht (Symbolbild)
© Foto: picture alliance / NurPhoto | Joan Cros

Volkswagen will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mehrere Werke schließen und zehntausende Arbeitsplätze abbauen. Auch die Politik reagiert.

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Seit Wochen ringen VW und Betriebsrat um mögliche Werkschließungen und Entlassungen. Jetzt liegen laut Betriebsrat konkrete Pläne auf dem Tisch: „Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen“, sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Zudem seien ein massiver Personalabbau und Lohnkürzungen geplant.

„Mit diesen Vorhaben des Vorstandes stehen bei Volkswagen in Deutschland Zehntausende Arbeitsplätze auf dem Spiel“, sagte sie. Über diese Pläne habe der Konzern kürzlich die Arbeitnehmerseite informiert. VW hat weiter keine Details zu konkreten Maßnahmen genannt.

VW rechtfertigt Sparkurs: „Die Lage ist ernst“

Europas größter Autobauer wollte die Maßnahmen auf Anfrage nicht bestätigen. Man halte sich an den Grundsatz, darüber zunächst intern mit der Arbeitnehmerseite zu sprechen. Zugleich bekräftigte der Konzern aber die jüngst verschärften Sparpläne für die schwächende Kernmarke VW.

„Die Lage ist ernst und die Verantwortung der Verhandlungspartner ist enorm», sagte Personalvorstand Gunnar Kilian laut Mitteilung. «Ohne umfassende Maßnahmen zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit werden wir uns wesentliche Zukunftsinvestitionen nicht leisten können.“

Söder fordert nach VW-Beben „Auto-Marshallplan“

Derweil hat auch die Bundesregierung den VW-Konzern aufgefordert, Jobs zu erhalten. Als Reaktion auf die möglichen Werksschließungen bei Volkswagen fordert zudem Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder eine radikale Kehrtwende in der deutschen Wirtschaftspolitik. «Es braucht einen Auto-Marshallplan», sagte Söder der Deutschen Presse-Agentur in München. «Die Entwicklung bei VW ist brutal für den Autostandort Deutschland, auch wenn offenkundig Managementfehler gemacht wurden». 

Konkret forderte Söder die Aufhebung des geplanten Verbrennerverbotes in der EU und Technologieoffenheit sowie die Aussetzung aller CO2-Strafzahlungen und keine Zölle auf Autos. Ferner müsse die Wiedereinführung der Prämie für Elektroautos in Deutschland und für den Export wieder eingeführt und verbilligter Ladestrom für E-Autos in Deutschland zur Verfügung gestellt werden. Es brauche auch einen Transformationsfonds für alle Auto-Zulieferer in Deutschland. E-Autos sollten zudem stundenweise kostenlos in Innenstädten parken dürfen.

Tarifrunde: Betriebsrat fordert Verhandlungen über Masterplan

VW beschäftigt bei seiner Kernmarke in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Am Mittwoch kommen Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen. Bereits in der ersten Runde im September hatte VW die Forderungen der IG Metall nach sieben Prozent Erhöhung zurückgewiesen und stattdessen auf Einsparungen gedrängt. 

Der Gesamtbetriebsrat fordere den Konzernvorstand auf, mit ihm über einen „Masterplan Zukunftsfähigkeit“ zu verhandeln, sagte Carsten Büchling VW-Betriebsratsvorsitzender im hessischen VW-Werk Kassel.

„Wir sind sehr gespannt, wie der Volkswagen-Vorstand vorgehen wird.“ Der Gesamtbetriebsrat habe die Erwartung, dass gleich zu Beginn der Gespräche über die angedrohten Werkschließungen geredet werde. „Der Vorstand hat es in der Hand, die Androhung gegenüber den Beschäftigten vom Tisch zu nehmen.“ Andernfalls drohe eine „riesengroße Eskalation“.

Vor rund 8.000 Beschäftigten im nordhessischen Baunatal hatten Büchling und sein Stellvertreter Christian Wetekam zuvor entschlossenen Widerstand angekündigt. Die Kasseler Betriebsratsvorsitzenden warnten davor, die Pläne als „Säbelrasseln in der Tarifrunde“ abzutun: „Das ist der Plan des größten deutschen Industriekonzerns, in seiner Heimat Deutschland den Ausverkauf zu starten.“

Auch die Beschäftigten von Volkswagen in Sachsen sagen dem Management in Wolfsburg den Kampf an. Alles, was dem Vorstand bisher zur Lösung der Probleme einfalle, seien Werkschließungen, Massenentlassungen und Tarifeinschnitte, kritisierte der Gesamtbetriebsratschef von Volkswagen Sachsen, Uwe Kunstmann.

Denn auch den Beschäftigten von Volkswagen in Sachsen drohen massive Einschnitte. Aktuelle Pläne der Unternehmensführung sähen vor, neben den mindestens drei Werken, die geschlossen werden sollen an den übrigen Standorten die Kapazität um die Hälfte zu verringern, sagte Kunstmann. „Im Moment ist kein Standort sicher.“

In Zwickau wurde aber auch scharfe Kritik an der Politik laut. Die Bundesregierung müsse mehr Verantwortung für dieses Land wahrnehmen, mahnte Kunstmann und sprach von einem Weckruf an Wolfsburg und die Politik. Besonders nahm er Finanzminister Christian Lindner (FDP) in die Pflicht, dessen Partei sich häufig als Partei der Wirtschaft geriere. „Herr Lindner, Sie fahren gerade dieses Land in Grund und Boden mit ihrer Politik.“ 

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