Die Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS präsentiert zum BVL Supply Chain CX in Berlin vom 23. bis 25. Oktober 2024 die neue Classic-Edition der „TOP 100 der Logistik“-Studienreihe zum europäischen Logistikmarkt. Die Studie zeigt zum einen, dass die Logistikwirtschaft in Europa zwar aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie eingebrochen ist, jedoch nicht so stark wie andere Wirtschaftszweige. Und: Die Krise mache „einmal mehr deutlich, wie wichtig die Logistikwirtschaft als Versorger von Bevölkerung und Wirtschaft ist“.
Die Logistikwirtschaft verzeichnete in den Jahren vor der Pandemie in der Regel ein moderates Wachstum. Durch die Covid-Pandemie und die anhaltenden Krisen seit 2020 musste sie in den letzten Jahren aber auf Turbulenzen in bisher ungekanntem Ausmaß reagieren, so das Fraunhofer IIS. Mengenschwankungen infolge von Lockdowns, Disruptionen der Verkehrswege sowie politische Konflikte haben die Versorgungsketten erheblich beeinflusst. Dies führte zu außergewöhnlichen Preisfluktuationen, besonders in den See- und Luftfracht-Märkten.
Ausgabevolumen für Logistikleistungen stark gestiegen
Laut der Studie stiegen in diesem Umfeld die Ausgabevolumen für Logistikleistungen in Europa nach dem Jahr 2020 in den beiden Folgejahren zuerst stark an: Im Jahr 2022 überschritten die Ausgaben der europäischen Wirtschaft für logistische Dienstleistungen dann auch erstmals die Marke von 1,5 Billionen Euro. Mit einer Gesamtsumme von rund 1582 Milliarden Euro betrug dieser Anstieg etwa 20 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau von 2019.
Doch 2023 zeigt sich dann ein anderes Bild: Während Wirtschaftsindikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchsen und auch 2023 ein gewisses Wachstum verzeichneten, konnte sich die Logistikwirtschaft dagegen lediglich auf dem Niveau des Vorjahres halten und erzielte mit weniger als 0,1 Prozent kaum Wertzuwachs. Das Ausgabevolumen stagniert damit 2023 auf knapp 1,6 Billionen Euro.
Während das BIP also stetig ansteigt, gehen seit 2021 die Mengenleistungen physischer Güter in Europa zurück, was eine Voraussage über die zukünftige Entwicklung der Branche erschwere, so die Studie. Nach Einschätzung des TOP 100-Teams werden sich die Logistikausgaben im Jahr 2024 – maßgeblich aufgrund der erneut angestiegenen Frachtraten – wieder deutlich erhöhen, bei sich gleichzeitig fortsetzenden Mengenrückgängen. Durch diese gegensätzliche Entwicklung würden als „nominale und reale Werte weiterhin auseinandertreiben“.
BIP seit 2019 erstmals besser als die Logistikwirtschaft
Während der Pandemie konnte sich das Ausgabevolumen für Logistikleistungen mit einem Rückgang von 1,6 Prozent relativ stabil halten – das BIP (in Bezug zu Marktpreisen) sank dagegen um fünf Prozent. Auch in den Folgejahren lag das Niveau der Logistikwirtschaft, beispielsweise durch die extremen Preissteigerungen in See- und Luftfracht, stets über dem des BIP. Im Jahr 2023 aber stagnierte die Logistikwirtschaft auf 20,1 Prozent gegenüber Vor-Corona-Niveau. Dagegen liegt das nominale BIP 21,1 Prozent über dem Niveau von 2019. So steht es im Fünf-Jahres-Zeitraum erstmals besser da als die Logistikwirtschaft.