Der Transport- und Logistiksektor in Belgien verzeichnet zurzeit Rekordwerte bei den Unternehmenspleiten. 228 Unternehmen mussten dieses Jahr bereits dichtmachen, 995 Menschen verloren ihre Arbeit. Das berichtet die belgische Wirtschaftszeitung „De Tijd“ auf Grundlage von Zahlen der belgischen Statistikbehörde Statbel (Stand vom 7. Mai).
Damit liegt die Zahl der Pleiten bereits jetzt leicht höher als im gleichen Zeitraum des bisherigen Rekordjahrs 2022. Im Vergleich mit den Jahren vor der Corona-Pandemie ist die Zahl der Pleiten sogar um 133 Prozent gestiegen.
Betroffen sind vor allem kleine Unternehmen. Gut 76 Prozent der Unternehmen, die ihren Betrieb einstellen mussten, bestanden aus weniger als fünf Personen. Jedes sechste Unternehmen habe zwischen fünf und neun Mitarbeiter, rund sechs Prozent bis zu 50 Mitarbeiter beschäftigt, gibt „De Tijd“ an. Mehr als die Hälfte der Unternehmen, die aufgeben mussten, hätten laut Angaben des belgischen Verbandes für Straßengütertransport und Logistik Febetra weniger als sechs Fahrzeuge besessen.
Lohnsteigerungen und hohe Kraftstoffpreise
Experten sehen die Pleitewelle durch mehrere Faktoren begründet. Eine wichtige Rolle spiele die automatische Lohnanpassung in Belgien an die Inflation. Durch diese gesetzlich vorgeschriebene Regelung seien die Löhne um bis zu zehn Prozent im vergangenen Jahr gestiegen, was in der personalintensiven Transport- und Logistikbranche zu erheblichen Mehrkosten für die Unternehmer geführt habe. Außerdem seien die Kraftstoffpreise weiter hoch und sei die Zahl der Aufträge zurückgegangen, weil zum einen die Lager voll seien und zum anderen der Konsum nachgelassen habe.
Der Druck von ausländischen Unternehmen, die Dienstleistungen preiswerter anbieten können, habe auch eine Rolle gespielt, wird Frederic Keymeulen vom flämischen Unternehmerverband Transport & Logistiek Vlaanderen von der Zeitung „De Tijd“ zitiert.
Letztlich sei aber auch die Zahl der Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen. In der jetzt rollenden Pleitewelle könne man eine Korrektur dieses Wachstums sehen, der auf Dauer vielleicht nicht den Marktbedürfnissen entsprochen hätte.