Rom/Fiumicino. Nach dem gescheiterten Rettungsversuch hat die marode italienische Fluggesellschaft Alitalia die Vorbereitungen für ihre Insolvenz gestartet. Das Management habe einstimmig entschieden, die „außerordentliche Sonderverwaltung“ – was einer Insolvenzverwaltung entspricht – zu beantragen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
Der Ball liegt nun bei der italienischen Regierung. Sie muss Kommissare ernennen, die die Geschicke des schwer angeschlagenen Unternehmens lenken müssen. Entweder schafft Alitalia damit die Wende oder das Unternehmen wird aufgelöst. Der Flugbetrieb laufe weiter wie geplant, hieß es.
Verstaatlichung bisher ausgeschlossen
Im April hatte die Belegschaft in einer Abstimmung einen Sanierungsplan mit drastischen Sparmaßnahmen abgelehnt. Die italienischen Aktionäre und die arabische Fluglinie Etihad – der mit Abstand größte Aktionär – hatten daraufhin die im Plan vorgesehene Kapitalerhöhung von zwei Milliarden Euro abgesagt. Die Aktionäre hätten das Ergebnis mit „tiefem Bedauern“ zur Kenntnis genommen, denn das Votum habe eine Sanierung und einen Neustart der Gesellschaft verhindert, hieß es am Dienstag.
Eine Verstaatlichung der ehemaligen Staats-Fluglinie schloss die Regierung in Rom bislang aus. Sie will einen Käufer für die Krisen-Airline finden und stellte Alitalia für die Übergangszeit einen Brückenkredit von 300 bis 400 Millionen Euro in Aussicht.
EU muss Brückenkredit nicht zustimmen
Derzeit arbeite das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung an einem Dekret, das die Rahmenbedingungen für einen solchen Kredit festlege. Den Segen Brüssels braucht die Regierung dafür nicht, da dieser Schritt nicht als staatliche Beihilfe anzusehen sei, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission. Italienische Medien spekulieren, dass die Laufzeit eines solchen Kredits länger sein und die Kreditsumme mit 500 Millionen Euro höher liegen könnte. Lufthansa hatte indes in der vergangenen Woche mitgeteilt, kein Interesse an einer Übernahme der Fluggesellschaft zu haben.
Alitalia steckt seit Jahren in der Krise. Im Jahr 2015 hatte sie fast 200 Millionen Euro Verlust gemacht. Experten halten die Perspektive für Alitalia für weitaus schlechter als etwa für die angeschlagene Air Berlin – auch weil die Belegschaft als wenig kooperativ gilt. Alitalia beschäftigt 12.500 Mitarbeiter. (dpa/ag)