Antwerpen. Laut einem Bericht des Nachrichtenportals Spiegel-Online wurden über den Hafen von Antwerpen offenbar jahrelang im großen Stil Drogen aus Südamerika nach Europa geschmuggelt. Der Spiegel bezieht sich auf einen Bericht der englischen BBC. Dazu nutzte sie Container anderer Unternehmen, in denen die illegale Fracht verborgen wurde. Bevor die eigentlichen Eigentümer ihre legale Fracht in Antwerpen abholen konnten, stahlen die Täter die Container - was nur gelang, weil sie stets genau darüber informiert waren, wo auf dem Hafengelände die gerade lagerten.
Die Ermittlungen förderten eine neuartige Methode zu Tage: Die Täter hatten über spezielle Foren Hacker rekrutiert, die für sie in die Computersysteme von zwei Firmen im Hafen von Antwerpen eingedrungen waren.
Aufgrund von Containerdiebstählen wurde die Polizei eingeschaltet und schließlich auch Europol. Am Ende der Ermittlungen standen Durchsuchungen in mehr als 20 Wohnungen und Geschäftsräumen. Beschlagnahmt wurden mehr als eine Tonne Kokain, außerdem Waffen, Schutzwesten und ein Koffer mit 1,3 Millionen Euro Bargeld. 15 Verdächtige wurden festgenommen.
Zunächst hatten die Täter auf den Rechnern der betroffenen Unternehmen Trojaner eingeschmuggelt, um sich so aus der Ferne Zugriff auf eigentlich gesicherte Informationen über die Bewegungen von Containern auf dem Hafengelände zu verschaffen.
Nachdem die Schadsoftware entdeckt und unschädlich gemacht wurde, brachen in die Büros der Firmen ein und platzierten dort Schnüffelhardware. Der BBC demonstrierte ein Europol-Beamter ausgetüftelte Systeme - etwa einen Mini-Computer, der sich im Gehäuse einer harmlos aussehenden Mehrfachsteckdose verbarg, einen anderen, der im Festplattenschacht eines Rechners versteckt wurde, sowie kleine USB-Verlängerungen, die als Keylogger zwischen Keyboard und Rechner gesteckt wurden. Fortan konnten damit alle Tastatureingaben mitgeschnitten werden. All die Gerätschaften dienten der Gruppe dazu, stets zu wissen, wo im Hafen sich die Container mit Heroin oder Kokain gerade befanden, die sie in Südamerika losgeschickt hatten. Mittlerweile, berichtet die BBC, hätten die Containergesellschaften im Hafen von Antwerpen ihre IT-Sicherheit verstärkt. (diwi)