Paris. Nach Einschätzungen von Betriebsräten bei SNCF Fret, der Frachtabteilung der französischen Staatsbahn SNCF, könnte das Unternehmen die Frachtbeförderung bald ganz aufgeben. In diese Richtung weise auch die für Januar kommenden Jahres vorgesehene Umwandlung des Bereichs in eine Tochtergesellschaft. Um den Frachtbereich für die Zukunft fit zu machen, gebe es bei SNCF laut den Betriebsräten „keinerlei Konzept, keinerlei Ehrgeiz, keinerlei Investitionen in die Bahnfrachtstrukturen und auch keine Vertriebsorganisation“.
Die Pläne habe die Bahn dem Betriebsrat in einer Versammlung präsentiert, die „nur ein paar Minuten gedauert“ habe, erklärte Pierre-Olivier Bonfiglio von der Gewerkschaft CGT. In einer Stellungnahme der Personalvertreter heißt es, „wir unterstreichen, dass diese Politik der Zerstörung darauf hinausläuft, Fret SNCF verschwinden zu lassen, denn „über die Regulierung der Finanzen hinaus“ gebe es „nichts, was an eine Wiederbelebung der Aktivität glauben“ lasse, beurteilte Bonfiglio die Situation.
SNCF hat Angebot deutlich heruntergefahren
Die Betriebsräte haben eine eigene Analyse in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse noch ausstehen. Laut ihnen „glänzen die Bahnreform von 2018 und Mobilitätsgesetz von 2019 durch die Unfähigkeit, der Bahnfracht einen Vorrang einzuräumen“. Seit der Öffnung des Bereichs für Mitbewerber habe Fret SNCF das Angebot in weniger als zehn Jahren auf ein Drittel verringert und mehr als 10.000 Stellen seien seither gestrichen worden. Als Beleg dafür, dass die Staatsbahn ihren Ausstieg aus dem Frachttransport beschleunige, zitieren die Kritiker das Beispiel des von ihr gestrichenen Gemüse- und Obsttransport-Güterzugs von Perpignan im Südwesten des Landes bis zum Pariser Großmarkt Rungis – „ohne Rücksicht auf die Umweltfolgen“. (jb)