Köln. Trotz leichter Verbesserungstendenzen im Straßengüterverkehr werden von vielen befragten Unternehmen langfristige wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise befürchtet. Das geht aus der neuen Ausgabe der wöchentlichen Marktbeobachtung des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) für die Kalenderwoche 23/2020 hervor. Der Bericht berücksichtigt Erkenntnisse und Informationen, die bis zum 4. Juni 2020 vorlagen. Das Wesentliche daraus im Überblick:
Leichte Verbesserungen im Straßengüterverkehr, Auftragslage aber pessimistisch
Im Bereich des Straßengüterverkehrs hat das BAG in der vergangenen Woche bei Auftragsschwankungen leichte Verbesserungstendenzen wahrgenommen. Stellenweise stieg mit Aufnahme einiger Produktionsbetriebe die Nachfrage nach Beförderungsleistungen. Allerdings bewerten viele des BAG befragten Transportunternehmen ihre Auftragslage nach wie vor negativ.
Trotz leichter Verbesserungstendenzen werden von vielen befragten Güterkraftverkehrsunternehmen langfristige wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise befürchtet. Mittelfristig erhoffen sich befragte Unternehmen zunehmende Nachfrageimpulse aus dem produzierendem Gewerbe und dem Ausland.
Im KEP-Bereich blieben die beförderten Sendungsvolumina im B2C-Bereich weiterhin auf einem hohen Niveau. Beschränkungen im internationalen Paketversand werden zunehmend abgebaut, so das BAG.
Angespannte betriebswirtschaftliche Lage im Schienengüterverkehr
Nach Recherche des BAG belasten die Nachfragerückgänge nach Schienengüterverkehrsleistungen weiterhin die Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland. Die aktuelle betriebswirtschliche Lage vieler Unternehmen ist laut BAG-Bericht angespannt. Entsprechend hoch sei der Handlungsdruck der Unternehmen zur Verbesserung der eigenen Situation.
Ausreichendes Kapazitätsangebot im Kombinierten Verkehr
Die Terminals im Kombinierten Verkehr in Deutschland sind weiterhin uneingeschränkt in Betrieb, so der BAG-Bericht. Der Großteil der Unternehmen des Kombinierten Verkehrs hält sein Leistungsangebot im Wesentlichen uneingeschränkt aufrecht. Auf fast allen Verbindungen besteht demnach ein ausreichendes Kapazitätsangebot. Im Zuge der stufenweisen Lockerung der Corona-bedingten Auflagen zeigen sich fallweise erste Ansätze einer leichten Erholung der Transportmengen.
Lockerungen der Corona-Maßnahmen wirken sich positiv auf Binnenschifffahrt aus
In der Binnenschifffahrt bewegen sich die Transportmengen laut BAG-Bericht weiterhin auf niedrigem Niveau. Allerdings scheinen die schrittweisen Lockerungen der Corona-Maßnahmen erste positive Auswirkungen auf die Transportnachfrage nach sich zu ziehen. In der Trockengüterschifffahrt wurden jüngst vermehrt Düngemittel und Baustoffe transportiert. Allerdings dämpft die niedrige Stahlproduktion die Nachfrage. In der Containerschifffahrt werden moderate Anstiege beim Import über die ARA-Häfen gemeldet, der Export bewegt sich weiterhin auf niedrigem Niveau.
Nach wie vor besteht ein deutliches Überangebot an Schiffsraum, so dass die Frachtraten zurzeit sehr niedrig sind. Allerdings war jüngst eine leichte Erhöhung der Tagesfrachten erkennbar. Aufgrund von örtlichem Niedrigwasser erheben einige Binnenschiffsunternehmen Kleinwasserzuschläge. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Lage insbesondere freier Partikuliere nach Angaben von Befragten weiterhin angespannt.
Hohe Kosten durch stillgelegte Containerschiffe in der Seeschifffahrt
In der Seeschifffahrt waren nach Angaben von Branchenvertretern jüngst rund 11,3 Prozent aller Containerschiffe vorübergehend stillgelegt. Zudem seien weltweit rund 400 Kreuzfahrtschiffe aufgelegt. Die aufgelegten Schiffe verursachen für die Reedereien hohe Kosten und bergen Risiken. Der Abwärtstrend am Chartermarkt für Containerschiffe hielt jüngst weiter an.
Luftfracht weiterhin auf schlechtem Niveau
Während in einzelnen Weltregionen zuletzt ein deutlicher Wiederanstieg der Anzahl der Passagierflüge zu verzeichnen war, lag das Angebot an Linienflügen im Betrachtungszeitraum in vielen Ländern Europas weiterhin auf extrem niedrigen Niveau. Es bleibt abzuwarten, wie sich die seitens verschiedener Luftverkehrsunternehmen für Ende Mai/Mitte Juni angekündigte vorsichtige Wiederaufnahme eines regulären Flugbetriebs auswirken wird. Die Luftfracht in Deutschland ist ebenfalls noch nicht auf Wachstumskurs.
Logistik-Arbeitsmarkt in Deutschland angespannt
In der Berufshauptgruppe „Führung von Fahrzeug- und Transportgeräten“ stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Mai 2019 um rund 26,5 Prozent, im Vergleich zum April um rund 5,9 Prozent. Die Anzahl der Arbeitslosen stieg in der Berufshauptgruppe „Verkehr und Logistik“, ohne Fahrzeugführung, im Mai 2020 im Vergleich zum Mai 2019 um rund 36,0 Prozent, im Vergleich zum Vormonat um rund 9,0 Prozent.
Den vollständigen BAG-Bericht können Sie unter folgendem Link kostenlos als PDF herunterladen: https://www.bag.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Marktbeobachtung/Sonderberichte/Corona_2020_23.html
(ja)