"Autogipfel war wichtig"

Was halten Sie generell von den Beschlüssen des jüngsten Autogipfels im Kanzleramt? Es sind wichtige Punkte beschlossen worden - zum Beispiel die stärkere Unterstützung beim Ausbau der Ladeinfrastruktur und die höheren Kaufanreize für die Anschaffung von Elektrofahrzeugen. Das sind aus unserer Sicht richtige Ansatzpunkte. Die Autoindustrie hat sich verpflichtet, ihren Anteil zum Markthochlauf der E-Mobilität beizutragen, indem sie weiterhin die Hälfte der angepassten Förderung übernimmt und selbst 15.000 Ladestationen errichten will. Insofern bewerten wir die Ergebnisse insgesamt positiv. Meinen Sie, dass der nun angestrebte Markthochlauf der Elektromobilität so gelingt? Die Autoindustrie unterliegt schon durch die strengeren CO2-Obergrenzen der EU einem erheblichen Druck, ihre Flotte klimafreundlicher zu machen. Er zwingt die Hersteller quasi dazu, mehr Elektrofahrzeuge zu verkaufen. Trotzdem wird der Antriebswechsel sicherlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Man muss das nicht als Versagen von Politik und Industrie deklarieren. 46 Millionen Verbrennermotoren sind nun einmal nicht von heute auf morgen weg von der Straße. Wir müssen die Menschen jetzt dazu motivieren, früher, als sie es eigentlich geplant hatten, viel Geld für neue Fahrzeuge in die Hand zu nehmen. Das ist nicht einfach. Welche Maßnahmen, die zwischen Politik und Wirtschaft verbredet worden sind, halten Sie für machbar und welche nicht? Entscheidender Punkt für die Zurückhaltung bei der E-Mobilität ist die mangelnde Ladeinfrastruktur. Zudem sind Elektrofahrzeuge noch zu teuer. Aus unserer Sicht ist es machbar, dass das Netz an Ladepunkten bis 2022 um 50.000 Stationen wächst und die Hersteller mehr serienreife und bezahlbare Modelle auf den Markt bringen. Auch die Kaufprämien kann man sofort hochsetzen. Für Lkw gibt es derzeit kaum geeignete Ladestationen. Sind die angestrebten Verbesserungen bei der E-Mobilität auch für Güterverkehrsunternehmen realistisch? Auf Pkw bezogen gehe ich davon aus, dass die Bundesregierung und die Autoindustrie ihre Ziele schaffen. Ich glaube, dass es auch für Lkw möglich ist, in diesem Zeitraum eine ausreichende Ladeinfrastruktur verfügbar zu machen. Teilweise gibt es da einen anderen Bedarf, weil viele im Pendelverkehr unterwegs sind. Nicht alle fahren 4000 Kilometer am Stück. Generell sind Lkw-Touren besser planbar als Pkw-Fahrten. Mitunter reicht deshalb schon eine Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof eines Unternehmens und zusätzlich vereinzelte Punkte in Deutschland, die sie ansteuern können. Dennoch ist das Deutsche Verkehrsforum mit dem Spitzentreffen nicht ganz zufrieden. Ich verstehe nicht, warum Bund, Länder und Kommunen so lange brauchen, um die bürokratischen Hürden bei der Elektromobilität zu senken. Etwa, wenn es darum geht, dass Unternehmen eigene Ladestationen bauen oder E-Lkw zulassen wollen. Für sie, wie auch für elektrische Pkw, ist es wichtig, dass die Novelle des Miet- und Wohnungseigentumsrechts schnellstens so angepasst wird, dass ein Einbau von Ladepunkten auf Betriebshöfen, an Laderampen oder auch in Parkhäusern leichter möglich ist. Strategie für E-Mobilität Beim Autogipfel im Kanzleramt haben sich die Bundesregierung und Vertreter der Schlüsselindustrien Anfang November darauf verständigt, die Elektromobilität voranzubringen. Zunächst sollen bis 2022 in Deutschland 50.000 neue öffentliche Ladestationen entstehen. Die Automobilwirtschaft will 15.000 beisteuern. Zudem sollen 2020 die Kaufprämien für E-Pkw und -Transporter steigen. Die Hersteller sollen mehr und günstigere Angebote machen. Der Bund will die Rahmenbedingungen für den Bau von Ladestationen verbessern. Heike van Hoorn Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrsforums

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