Interview: "Arbeitsplätze werden wegfallen"

Welche Folgen haben die Digitalisierung und die Automatisierung auf die Probleme des Fachkräftemangels in der Logistikbranche? Digitalisierung und Automatisierung werden Auswirkungen auf den Bedarf an Fachkräften haben. Die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter werden auch in den unteren Lohngruppen steigen und zugleich werden Arbeitsplätze wegfallen. Die Bereitschaft zur Weiterbildung ist hier der Schlüssel für die Existenzsicherung. Aber wir werden hierzulande auch in Zukunft noch Lager mit hohen manuellen Anteilen finden und Lkw-Fahrer werden nicht vollständig durch autonome Fahrzeuge verdrängt werden. Der Mensch wird nach wie vor für die Entwicklung und Kontrolle von Technik und Prozessen benötigt werden, wodurch sich der Bedarf an Ingenieuren in der Logistik erhöhen wird. Langfristig könnte sich die Lage am Arbeitsmarkt jedoch entspannen. Werden sich autonom fahrende Lkw bis zum Jahr 2030 flächendeckend durchsetzen? Ich kann es mir nicht vorstellen, aber man konnte sich vor zehn Jahren auch nicht vorstellen, dass heute Heerscharen von Menschen Pokémon Go spielen (lacht). Aber im Ernst: Bis wir autonom fahrende Lkw im Fernverkehr sehen werden, müssen noch viele technologische und juristische Hürden genommen werden - für den Nahverkehr und innerhalb von Ballungsräumen dürften die Herausforderungen noch wesentlich größer sein. Von daher werden Fahrer zumindest in der Feinverteilung noch weit über das Jahr 2030 hinaus benötigt. Welche anderen Einflussfaktoren auf den Fachkräftemangel sehen Sie? Wir werden fast wöchentlich mit neuen regionalen und weltpolitischen Ereignissen konfrontiert, die mehr oder weniger starke Auswirkungen auf die Branche haben. Nehmen Sie nur den Flüchtlingsstrom mit vielen arbeitswilligen jungen Menschen, von denen viele mittelfristig in die Logistikbranche eingegliedert werden könnten.