München. Amazon will nun auch in Deutschland das Geschäft mit den Einkäufen von Unternehmen aufmischen. Der weltgrößte Online-Händler brachte am Dienstag den Dienst Amazon Business an den Start, der auf Geschäftskunden ausgerichtet ist. Der Konzern will mit einem Rundum-Angebot von mehr als 100 Millionen Produkten auf einer Plattform punkten. Büros, Handwerker oder Restaurants sollen genauso ihren Bedarf decken wie Universitäten oder Labors. Um die breite Palette zu gewährleisten, setzt Amazon auch auf das Angebot anderer Händler in seiner Marketplace-Plattform.
Viele gewerbliche Kunden hätten schon bisher bei Amazon bestellt, betonte der zuständige Amazon-Manager Florian Böhme. „Die Leute kennen Amazon, sie wissen, wie man bestellt, sie wissen, wo die Produktrezensionen stehen.“ Jetzt kämen auf Geschäftskunden zugeschnittene Funktionen hinzu. Dazu gehören der Kauf auf Rechnung, die Anzeige von Netto-Preisen ohne Umsatzsteuer sowie Firmen-Konten mit mehreren Nutzern. Auch in Unternehmen eingesetzte Einkaufs-Software wird unterstützt.
In den USA hatte Amazon den Geschäftskunden-Service im April 2015 gestartet. Dort würden 400.000 Unternehmen bedient, und im ersten Jahr sei ein Umsatz von mehr als einer Milliarde Dollar erzielt worden. Amazon-Händler führten dabei mehr als die Hälfte der Bestellungen aus. „Das ist auch unser Ziel, dass wir für viele kleine Händler, die vielleicht noch nicht deutschlandweit oder gar international aktiv sind, die Möglichkeit bieten, ihr Sortiment zu verkaufen“, sagte Böhme.
In Seattle läuft ein Pilotprojekt zum Lebensmitteleinkauf
Im Heimatland unternimmt Amazon derweil den nächsten Vorstoß in den stationären Handel. Am Montag eröffnete der Internethändler in Seattle ein Lebensmittelgeschäft. Das Besondere: Der Einkauf soll dort ohne Kassen und Warteschlangen funktionieren. Sensoren in den Läden ermöglichen es Kunden, die gewünschten Produkte auszusuchen und dann mit einer App über ihre Amazon-Konten abzurechnen. Dafür müsse einfach nur das Smartphone am Eingang gescannt werden. Beim Verlassen des Geschäfts werde der Einkauf dann über einen virtuellen Warenkorb abgebucht.
Derzeit befindet sich das Projekt noch in der Testphase. Es gibt bislang nur den einen Konzeptladen in Seattle, in dem vorerst auch nur Amazon-Mitarbeiter einkaufen können. Anfang 2017 soll das Geschäft, in dem Lebensmittel und Fertiggerichte angeboten werden, für die breite Kundschaft öffnen. Das „Wall Street Journal“ berichtete, wenn die Tests erfolgreich verliefen, könne Amazon mehr als 2000 Standorte eröffnen. Außerdem plane der Online-Händler auch andere Varianten stationärer Läden, zum Beispiel zum Abholen von Bestellungen beim Durchfahren, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.
Amazon bietet in den USA und London bereits den Lebensmittel-Lieferdienst Amazon Fresh an. Dabei handelt es sich um eine für 15 Dollar pro Monat erhältliche Zusatzoption für Abonnenten des jährlich 99 Dollar kostenden Prime-Service. Zudem hat Amazon in den USA auch schon einige Buchläden eröffnet. (dpa/ag)