München. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung hat sich der Deutschland-Chef des Internethändlers Amazon, Ralf Kleber, gegen die Einführung eines Einzelhandelstarifvertrags für die Mitarbeiter in den Logistikzentren ausgesprochen. „Wir wehren uns dagegen, dass Verdi einen Einzelhandelstarifvertrag bei uns fordert. Bei den Amazon-Versandzentren handelt es sich um Logistikunternehmen“, betont Kleber. Auch die Bindung an einen Logistiktarifvertrag lehnt der Amazon-Manager ab. Bei der Bezahlung liege Amazon im Vergleich mit anderen Logistikdienstleistern am oberen Ende. Das Einstiegsgehalt betrage 9,30 Euro und nach einem Jahr steige der Lohn auf 10 Euro plus Boni und Aktien.
Zugleich verteidigte Kleber den Einsatz von Leiharbeitern um saisonale Spitzen zu überbrücken. „Flexibilität ist für uns im Saisongeschäft, also von Ende November bis Weihnachten, besonders wichtig. In dieser Zeit brauchen wir vorübergehend zusätzliches Personal“, erklärt Kleber. In der restlichen Zeit sei Leiharbeit kein großes Thema für Amazon. Derzeit seien nur 140 Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen beschäftigt bei insgesamt 9000 langfristig Angestellten.
Schlechte Unterbringung von Leiharbeitern in Bad Hersfeld war ein Einzelfall
Ausdrücklich distanzierte sich Kleber von den Dienstleistern, die für die Unterbringung und den Transport von Zeitarbeitern in Bad Hersfeld zuständig waren. Man habe als Reaktion auf einen kritischen Fernsehbericht, der die Zustände bei der Unterbringung von spanischen Leiharbeitern am Standort Bad Hersfeld aufdeckte, die Zusammenarbeit mit einer Sicherheitsfirma beendet und den Vertrag mit einem Touristikunternehmen nicht verlängert. Dabei habe es sich aber um einen Einzelfall gehandelt, in dem, das gab der Manager zu, Amazon seine Aufsichtspflicht nicht ausreichend erfüllt habe. Innerhalb von 20 Tagen musste Amazon vor Weihnachten zusätzlich 4000 Mitarbeiter rekrutieren, die in der Region nicht zu finden waren. (diwi)