Düsseldorf. Beim zehnten europäischen Tunneltest ist jeder dritte der 31 getesteten Straßentunnel durchgefallen. Dies sei das schlechteste Ergebnis seit fünf Jahren, der positive Trend sei ins Stocken geraten, berichtete der Automobilclub ADAC heute in Düsseldorf. Testverlierer war zum vierten Mal in Folge ein italienischer Tunnel. Der 25 Jahre alte Cernobbio am Comer See weise erschreckende Missstände auf: So gebe es dort keine Notrufeinrichtungen, keine Feuerlöscher und kein automatisches Brandmeldesystem. Am besten schnitt ein zwei Jahre alter Tunnel im kleinen Pyrenäenstaat Andorra ab. Als bester deutscher Tunnel kam der Heidkopf-Tunnel der A 38 zwischen Göttingen und Halle im europäischen Vergleich auf Platz zwei. Der rund 60 Millionen Euro teure Tunnel war Ende 2006 fertig gestellt worden. Seither hat es in den beiden 1725 Meter langen Röhren keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben. Für Verkehrsteilnehmer bestehe im Heidkopftunnel nur ein sehr niedriges Risiko, erklärte ein ADAC-Sprecher. Dies liege zum einen an der vergleichsweise geringen Verkehrsbelastung von 15.000 Fahrzeugen pro Tag, aber auch an dem Verbot für Gefahrguttransporte. Die Fahrspuren seien ausreichend breit. Es gebe genügend Pannenbuchten und eine gute Beleuchtung. Zudem werde der Tunnel per Video rund um die Uhr überwacht. Deutscher Testverlierer war zum zweiten Mal der Düsseldorfer Universitätstunnel der A 46. Trotz Sicherheits-Nachrüstung für zwei Millionen Euro behielt die ein Kilometer lange Röhre die Note „bedenklich“, weil es nach wie vor an einem Kommunikationssystem und an der Verkehrsüberwachung mangele. Die Renovierung sei aber noch nicht abgeschlossen. „Bis 2010 soll es besser werden“, sagte der Präsident des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs, Peter Meyer. Italien ist nach wie vor das europäische Sorgenkind in Sachen Tunnel-Sicherheit. Es sei auch das einzige Land, das sich jahrelang den Testern verweigert habe. Inzwischen dürften die Prüfer immerhin vorausgewählte staatliche Tunnel unter die Lupe nehmen. Die privaten Autobahntunnel in Italien seien weiterhin tabu - für den ADAC ist dies „eine Unverschämtheit auch gegenüber den vielen Touristen, die durch diese Tunnel reisen“. Die Privatisierung der Tunnel in Italien sei „eine Gelddruckmaschine ohne positiven Effekt für die Sicherheit“, sagte Meyer. Schlecht schnitten auch die norwegischen Tunnel ab. Dies werde allerdings dadurch relativiert, da sie in der Regel wenig befahren sind, dadurch ein geringeres Unfallrisiko bestehe und Norwegen nach Japan die weltweit meisten Straßentunnel habe. Entsprechend hoch seien die Nachrüstungskosten. Als Skandal wertete der ADAC, dass bei einem tödlichen Unfall im italienischen San-Martino-Tunnel im vergangenen September der Betreiber erst durch Handy-Anrufe von Autofahrern von den schrecklichen Geschehnissen erfahren habe. Besonders erfreulich sei das Abschneiden des Schweizer San-Bernardino-Tunnels. 1999 noch durchgefallen, wurde er für 240 Millionen Schweizer Franken modernisiert und konnte nun die Bestnote „sehr gut“ einheimsen. Um die ab 2014 geltenden europäischen Mindeststandards für die Tunnel-Sicherheit zu erfüllen, müssten sieben Milliarden Euro ausgegeben werden - 570 Millionen davon in Deutschland. Binnen zehn Jahren hat der ADAC mit seinen Partnern 325 Tunnel getestet, 40 davon in Deutschland. (dpa)
ADAC-Tunneltest: Jeder dritte fällt durch

Der italienische Tunnel Cernobbio am Comer See ist zum vierten Mal in Folge Verlierer des EU-weiten Tests, Gewinner ist ein Tunnel in Andorra