Berlin/Hamburg. Neun von zehn Bürgern (89 Prozent) sehen die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ an, um Straßen, Anwohner und Umwelt von den Folgen des wachsenden Lkw-Verkehrs zu entlasten. Das hat eine Meinungsumfrage von TNS/Emnid im Auftrag des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) und des Verbandes der Güterwagenhalter in Deutschland (VPI) ergeben. 84 Prozent der Befragten versprechen sich demzufolge davon vor allem höhere Verkehrssicherheit und mehr Klimaschutz, 82 Prozent aber auch eine Entlastung der Autobahnen und 74 Prozent weniger Lärm.
TNS/Emnid befragte im August insgesamt 1007 repräsentativ ausgewählte Personen telefonisch zum Themenkomplex „Schiene oder Straße: was wollen die Bürger?“. "Maßnahmen, die den Lkw weiter stärken, finden in Deutschland keine Mehrheit", bezeichnete Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender des NEE die Erkenntnis aus der Umfrage. Nur 23 Prozent der Befragten hielten demnach längere Lkw auf Deutschlands Straßen für wichtig. Lediglich 36 Prozent seien für die Zulassung von elektronisch gesteuerten Lkw-Konvois mit 15-Meter-Abstand und nur noch einem Fahrer. Und 39 Prozent hielten den Bau von Oberleitungen auf Autobahnen zum elektrischen Lkw-Betrieb für sinnvoll.
Die Fragen, die NEE und VPI stellen ließen, ermöglichen den Teilnehmern anfangs die Auswahl zwischen verschiedenen Szenarien zur Entlastung der Straßen, von denen die Verkehrsverlagerung auf die Schiene eine Option neben dem erwähnten Lang-Lkw, automatisierten Lkw-Konvois und Oberleitungs-Lkw ist. Die grundsätzliche Entscheidung, ob man Güter lieber auf der Straße oder auf der Schiene transportiert wissen will, ließ die TNS/Emnid-Umfrage nicht zu. Die Interessenvertreter fordern dennoch von der Bundesregierung und dem Bundesrat gut vier Woche nach dem Beschluss des Bundesverkehrswegeplanes 2030, die Schiene als Verkehrsträger zu stärken.
Die Hoffnung ruht nach Auskunft von Jürgen Tuscher, Geschäftsführer des VPI, auf der Ausgestaltung der Ausbaugesetze zum Bundesverkehrswegeplan 2030. Nach der Planungsphase gehe es jetzt darum, wofür die staatlichen Gelder wirklich verwendet werden, sagte er. Der Verkehrsausschuss des Bundestages befasst sich derzeit mit dem Bundesverkehrswegeplan, das Plenum muss die dazugehörigen Ausbaugesetze beschließen. Im November sollen Projektlisten abgestimmt werden, so dass der endgültige Beschluss des Bundestags im Dezember erwartet wird (ag)
Wolfgang Trantow