Berlin. Der durchschnittliche Mindestlohn in Europa steigt. 17 der 22 Staaten in der EU, die über eine gesetzliche Lohnuntergrenze verfügen, haben den Mindestlohn zum Jahresbeginn 2016 kräftig angehoben. Das geht aus dem Mindestlohnbericht der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Durchschnittlich 4,6 Prozent mehr Geld gibt es in der EU jetzt für Mindestlohnjobs. Das ist ein sattes Plus: 2014 waren es lediglich 3,7 Prozent und in den krisengeprägten Vorjahren noch weniger. Und die Lohnerhöhungen erreichten die Angestellten auch. Denn durch die geringe Inflation legten die Mindestlöhne in den meisten EU-Länder auch real deutlich zu, heißt es in der Analyse. In den Krisenjahren waren die Mindestlöhne real unter dem Strich geschrumpft. 22 der 28 EU-Staaten schreiben einen Mindestlohn vor.
Wie stark die gesetzliche Lohnuntergrenze angehoben wurde, ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. In West- und Südeuropa reichten die nominalen Anhebungen von 0,6 Prozent in Frankreich bis zu 4,9 Prozent in Portugal und 5,8 Prozent in Irland. In Osteuropa stiegen die Mindestlöhne fast überall um nominal mindestens drei Prozent, in Polen, Ungarn und Tschechien um gut 5 bis knapp 7, in Litauen und Bulgarien sogar um rund 17 Prozent. Fünf EU-Länder, darunter Deutschland, erhöhten die Untergrenze 2015 oder Anfang 2016 nicht.
Deutschland bildet das Schlusslicht in Westeuropa
Der deutsche Mindestlohn liegt mit 8,50 pro Stunde unter den Lohnuntergrenzen in den übrigen westeuropäischen Staaten, die allesamt klar über 9 Euro vorschreiben. In Luxemburg beispielsweise sind es sogar 11,12 Euro. Ganz anders die Löhne in den südeuropäischen EU-Staaten: In Portugal müssen Arbeitgebern ihren Angestellten mindesten 3,19 Euro zahlen, auf Malta sind es 4,20 Euro. Etwas darüber liegt mit 4,57 Euro Slowenien. In den meisten anderen mittel- und osteuropäischen Staaten sind die Mindestlöhne noch deutlich niedriger. So verdienen Angestellte in Polen mindestens 2,55 Euro pro Stunden, Tschechen 2,15 und Rumänen 1,40 Euro.
Den Mindestlohnbericht führt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung jedes Jahr durch. (ks)