Neuss. Trotz der derzeit massiven wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise, herrscht bei Logistikern derzeit noch eine gute Zahlungsmoral. Das ergab eine Analyse Unternehmensgruppe Creditreform. Noch würden sich die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus nicht auf die Zahlungsmoral der Unternehmen im Bereich Verkehr/Logistik durchschlagen, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Pressesprecher und Leiter Wirtschaftsforschung. „Im Zeitraum von Januar bis April haben sich die Überfälligkeitstage sogar verringert“, erklärte er.
Aus den Daten von Creditreform geht demnach hervor, dass Logistikunternehmen im April (10,69 Tage) des laufenden Kalenderjahres ihre Rechnungen im Schnitt sogar einen halben Tag zeitiger als noch im Januar (11,18 Tage) 2020 beglichen haben. Deutlich wird auch, dass Vergleichsbranchen wesentlich mehr Tage brauchen, um ihre Rechnungen zu bezahlen: Baugewerbe 16,16, Grundstoffe 13,6, Dienstleistungen 12,75, oder Metall und Elektro 10,91.
Hohe Rechnungen werden zurückgestellt
Bei der Zahlungsmoral einer Branche spielen neben den Überfälligkeitstagen jedoch noch weitere Indikatoren eine Rolle, etwa die Entwicklung des Betragsvolumens im genannten Zeitraum. Und hier gilt: „Das Betragsvolumen, also der Wert der überfälligen Rechnungen, hat sich jedoch kontinuierlich erhöht“, beobachtete Hanztsch. Die überfälligen Rechnungen in der Logistikbranche umfassten demnach im Januar noch 388,15 Millionen und im April 430,85 Millionen Euro – ein Anstieg um 42,7 Millionen Euro.
Es ist demzufolge anzunehmen, dass Logistiker derzeit Rechnungen mit einem geringeren Betragsvolumen eher begleichen und jene mit einem hohen Volumen zurückstellen. Die Situation ist daher für die Branche auch alles andere als entspannt. „Wir rechnen trotz der positiven Werte vom Anfang der Corona-Krise mit deutlichen Liquiditätsproblemen innerhalb der Branche je länger der Ausnahmezustand andauert“, betonte Creditreform-Pressesprecher Hantzsch.
Debitorenregister Deutschland als Datengrundlage
Basis der Erhebung von Creditreform ist das Debitorenregister Deutschland (DRD), ein Datenpool, der auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit basiert. Das bedeutet, dass jeder Lieferant seine Zahlungserfahrungen mit den eigenen Debitoren monatlich in den Pool einstellt. Im Gegenzug für die Bereitstellung eigener Daten erhalten die Lieferanten Auswertungen, wie ihre Debitoren im Durchschnitt bei anderen Lieferanten zahlen. Die Teilnahme am DRD ist anonym. In jedem Monat bringen die DRD-Partner Zahlungsinformationen mit etwa sieben Millionen Belegen und einem Volumen von 66 Milliarden Euro zu mehr als 1000 Branchen ein. (sn)