Hamburg. Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 stellt die Corona-Krise auch die Kravag-Versicherungen derzeit vor Herausforderungen. Mithilfe unbürokratischer Problemlösungen und digitaler Produkte setzt der Transport- und Kfz-Versicherer nach eigenen Angaben in dieser Ausnahmesituation vor allem auf Kundennähe. Wie er am Donnerstag anlässlich der diesjährigen Delegiertenversammlung mitteilte, bewirkte der Ausbruch der Pandemie nach einem guten Jahresanfang einen Rückgang bei den versicherten Fahrzeugen und Bruttobeiträgen der Halter.
Corona-bedingt ging die Zahl der versicherten Fahrzeuge im Bestand der Kravag-Logistic nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Edgar Martin von 692.000 im Dezember 2019 auf 673.000 im Mai 2020 zurück. Die Bruttobeiträge seien entsprechend auf 467 Millionen Euro gesunken. Die endgültigen Auswirkungen der Krise seien Mitte des Jahres noch immer schwer abschätzbar, so Martin. Jedoch fielen sie bislang weniger schwer aus als zu befürchten gewesen sei, denn noch sei die Zahlungsmoral unverändert: „Nicht zuletzt durch unser schnelles und flexibles Handeln und Entgegenkommen in der Corona-Notlage, setzen die Kunden weiter ihr Vertrauen in die Kravag.“
So kommt der Spezialversicherer den Kunden entgegen
Laut Martin hat die Kravag den Versicherungsnehmern für stehende Fahrzeuge eine beitragsfreie Ruheversicherung ohne amtliche Stilllegung bei der Zulassungsstelle ermöglicht. Denn vielerorts waren die Behörden für den Zeitraum des Lockdowns nicht oder nur eingeschränkt erreichbar. Um den Warenfluss in der Krise zu gewährleisten, hat der Spezialversicherer die Kunden zudem dabei unterstützt, Lkw und Zugmaschinen, die bisher nur für den Werkverkehr im Einsatz waren, auch für den Güterverkehr, etwa für dringend benötigte Lebensmitteltransporte, nutzen zu können. Wegen des höheren Schadenrisikos mussten diese versicherungstechnisch anders kategorisiert werden.
Zudem hat die Kravag eigenen Angaben zufolge Anpassungen an der Warenkreditversicherung vorgenommen, so dass Forderungsausfälle von entsprechend versicherten Kunden, die auf Corona zurückgehen, entschädigt werden können. Eine weitere Erleichterung bei der Transportabwicklung hat die Assekuranz bei der Übergabe versicherter Waren ermöglicht: Um das Ansteckungsrisiko aller Beteiligten zu reduzieren, genügt statt der vertragsgemäßen schriftlichen Dokumentation während der Zeit der Kontaktbeschränkungen die Dokumentation der Übergabe durch andere Maßnahmen – zum Beispiel durch aussagekräftige Fotos oder die Benennung von Zeugen.
Kravag-Logistic bleibt auf Wachstumskurs - und vorsichtig
„Mit den einschneidenden Entwicklungen der Corona-Pandemie stellt sich ein weiterer Ausblick auf 2020 jedoch schwierig dar“, sagte Martin. An einem erneuten Wachstum wie im zurückliegenden Geschäftsjahr zweifelt er angesichts der Auftragsausfälle im Güterverkehrssektor und einer möglichen Insolvenzwelle ab dem vierten Quartal. Auch die Zahl der Schäden könnte aus seiner Sicht nach dem Hochfahren der Wirtschaft wieder deutlich steigen. Im Jahr 2019 konnte die Kravag-Logistic ihre Marktführerschaft als Versicherer des Transport- und Logistikgewerbes nach eigenen Ausgaben allerdings noch einmal ausbauen. Mit gebuchten Bruttobeiträgen in Höhe von 944 Millionen Euro betrug das Einnahmenplus 5,6 Prozent. Der Bestand der versicherten Fahrzeuge stieg demnach um 28.000 auf 692.000 zum Jahresende.
„Maßgeblichen Anteil an diesem erfolgreichen Jahr hatten unsere Vertriebspartner in den Straßenverkehrsgenossenschaften, mit denen wir nun schon jahrzehntelang vertrauensvoll zusammenarbeiten“, lobte der Kravag-Vorstandschef. Positiv wirke sich auch die Kooperation mit den Verkehrsverbänden und der direkte Draht in die Branche aus. Die Bruttoaufwendungen für Versicherungsfälle stiegen seinen Angaben zufolge 2019 auf 778 Millionen Euro, die bilanzielle Schadenquote stieg demnach leicht auf 82,6 Prozent – blieb damit jedoch noch unter Plan. Ebenfalls unter Plan blieb die Schaden-Kosten-Quote, die nach Kravag-Auskunft auf 98,4 Prozent anstieg.
Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Kravag-Logistic letztlich den Jahresüberschuss deutlich steigern – von 13,7 Millionen Euro in 2018 auf 19,1 Millionen Euro im Jahr 2019. Dies resultierte vor allem aus einem rückläufigen Steueraufwand verursacht unter anderem durch Steuererstattungen im Zusammenhang mit abgeschlossenen Betriebsprüfungen. Auch im Fall einer länger anhaltenden Krise sieht sich der Versicherer laut Martin somit finanziell gut aufgestellt, um seinen Kunden weiterhin Lösungen für Corona-bedingte Probleme anbieten zu können und die Prämien stabil zu halten. Trotzdem hat die Tochter der R+V-Versicherung bereits im Frühjahr Sparmaßnahmen eingeleitet, um die eigenen Betriebskosten zu senken. (ag)