Berlin. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schlägt in der Corona-Krise weitere Milliardenhilfen für den Mittelstand vor, um eine Pleitewelle zu verhindern. Bereits ab Juni sollten Firmen eine Überbrückungshilfe bekommen, wie aus einem Eckpunktepapier hervorgeht. Es lag der Deutschen Presse-Agentur am Montag vor. Das Programm soll einen Umfang von mindestens 25 Milliarden Euro haben. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) sprach sich dafür aus, im Zuge des geplanten Konjunkturprogramms den Klimaschutz voranzubringen. Sie sagte am Montag, der Neustart müsse dafür genutzt werden, um die Gesellschaft klimafreundlicher, gerechter und krisenfester zu machen.
Infolge der Corona-Krise wird in Deutschland die bislang schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte erwartet. Die Bundesregierung will nach Pfingsten ein umfassendes Konjunkturprogramm beschließen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Altmaier will mit zusätzlichen Hilfen aber nicht so lange warten. Auch Wirtschaftsverbände hatten schnell wirksame Hilfen gefordert, bevor es für Firmen zu spät sei.
Mehr Zuschüsse für kleine und mittelständische Betriebe
In dem Eckpunktepapier Altmaiers heißt es, Firmen mit bis zu 249 Mitarbeitern sollten von Juni bis Dezember monatlich bis zu 50.000 Euro bekommen. Ziel sei es, kleine und mittlere Unternehmen aus Branchen, die durch Corona-bedingte Auflagen oder Schließungen betroffen sind, eine weitergehende Liquiditätshilfe zu gewähren und sie so in der Existenz zu sichern.
Anträge sollen Firmen aus allen Wirtschaftsbereichen sowie Solo-Selbstständige und Freiberufler stellen können. Ihre Umsätze müssen dafür im April und Mai um mindestens 60 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten eingebrochen sein. Bei dem Programm soll es vor allem darum gehen, dass Firmen Fixkosten weiterzahlen können, wie zum Beispiel Mieten.
Arbeitgeber wollen einen „Überbrückungshilfefonds“
Die Arbeitgeber hatten einen „Überbrückungshilfefonds“ für Firmen vorgeschlagen. Die Politik hatte bereits umfassende Hilfsprogramme beschlossen, um die wirtschaftlichen Folgen abzufedern. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, das Ressort arbeite an einem Vorschlag für Corona-bedingte Überbrückungshilfen. Man sei dazu im Austausch mit dem Finanzministerium. Es seien in den vergangenen Wochen viele Beschränkungen graduell wieder gelockert worden. Dennoch sei bei zahlreichen Unternehmen der Geschäftsbetrieb aufgrund der Corona-Krise immer noch ganz oder teilweise eingeschränkt.
Altmaier hatte bereits schnelle weitere Hilfen für Firmen gefordert. „Manchen Unternehmen bleibt schlicht keine Zeit mehr“, hatte er am Freitag der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Er sei dazu im Gespräch mit Finanzminister Olaf Scholz (SPD). In der Debatte um das Konjunkturprogramm stellten Wissenschaftler am Montag eine Studie im Auftrag des Umweltministeriums vor. Darin plädieren Institute für eine „sozial-ökologisch“ ausgerichtete Konjunkturpolitik. „Konjunktur- und Klimapolitik müssen verzahnt werden.“
Verkehrssektor als „Sorgenkind“ beim Klimaschutz
Schulze sagte, sie persönlich halte drei Bereiche für besonders wichtig. Zum einen müssten Kommunen angesichts massiver Steuerausfälle gestärkt werden mit einem Schutzschirm, damit die Kommunen weiter investieren könnten - etwa in den Umbau des öffentlichen Personennahverkehrs.
Das Konjunkturprogramm müsse verbunden werden mit einer „Mobilitätswende“. Der Verkehrssektor sei das „absolute Sorgenkind“ beim Klimaschutz. Schulze sprach sich etwa für staatliche Zuschüsse bei der Umrüstung von Flotten aus.
Die Ministerin äußerte sich skeptisch zu von der Autobranche geforderten Kaufprämien auch für Benziner und Dieselautos. „Ich halte eine simple Abwrackprämie nicht für zielführend“, sagte Schulze. Weiter forderte sie, erneuerbare Energien müssten schneller ausgebaut werden - vor allem der Ausbau der Windkraft an Land ist ins Stocken geraten. (dpa/sn)