München/Wolfsburg. Auf dem Weg zu einer LKW-Allianz von MAN und Scania unter dem Dach des Volkswagen-Konzerns hat der Münchner Lastwagenbauer eine unbequeme Altlast aus dem Weg geräumt. MAN und der arabische Staatsfonds IPIC haben ihren langen Streit um die von einer Schmiergeldaffäre erschütterte Tochter Ferrostaal beigelegt. Das teilte MAN am Montag mit. Der Münchener Konzern kauft die Beteiligung von 70 Prozent vom arabischen Haupteigner IPIC aus Abu Dhabi für 350 Millionen Euro zurück und verkauft das gesamte Unternehmen Ferrostaal anschließend an die Hamburger Beteiligungsgesellschaft MPC Gruppe, die dafür bis zu 160 Millionen Euro zahlt.
Damit zieht der Münchner Lastwagenbauer endgültig einen - allerdings teuren - Schlussstrich unter die Affäre, die sich schon seit Monaten hinzieht, und kann ohne größere Baustellen in die Zukunft als zehnte Marke im Volkswagen-Konzern starten. Der Autobauer hat seit kurzem die Mehrheit bei MAN, er will einen großen Nutzfahrzeugkonzern schaffen und drängt seit langem auf ein Ende des Streits um Ferrostal. Aktuell wollte VW am Montag den Deal um Ferrostal nicht kommentieren.
Auch die rund 5400 Mitarbeiter des Essener Industriedienstleisters können vorerst durchatmen. Der künftige Eigentümer - die Hamburger MPC-Gruppe - will sich nicht nur langfristig bei Ferrostaal engagieren, sondern den angeschlagenen Traditionskonzern wieder „nach vorne bringen".
Mit der Einigung seien sämtliche Ansprüche zwischen MAN und IPIC, einem Staatsfonds aus Abu Dhabi, abgegolten, erklärte MAN. Die Transaktion soll nach Freigabe der Wettbewerbsbehörden vollzogen werden. An der Börse wurde die Einigung positiv aufgenommen. Die MAN-Papiere reagierten mit kräftigen Kursgewinnen von mehr als sechs Prozent nach Bekanntwerden der Vereinbarungen.
IPIC und MAN hatten sich über Monate darüber gestritten, wer die Folgen der Korruptionsaffäre bei Ferrostaal (Essen) zu tragen hat. Ein Vergleichsangebot von MAN hatte IPIC im Frühjahr abgelehnt. Die Hamburger MPC Gruppe, künftiger Eigner von Ferrostaal, ist den Angaben zufolge bislang in den Bereichen Finanzdienstleistungen, Schiffe und Schiffsbau sowie Rohstoff- und Maschinenhandel tätig.
Ferrostaal ist vor allem im Anlagenbau stark und wickelt für deutsche Unternehmen Geschäfte im Ausland ab. Die Schmiergeldvorwürfe drehen sich unter anderem um U-Boot-Geschäfte mit Griechenland. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Ferrostaal mit 5373 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 90 Millionen Euro. Für dieses Jahr wird laut Medienberichten erstmals seit Jahrzehnten ein Verlust erwartet.
Die ungeklärte Eigentümerfrage hatte die Geschäfte von Ferrostaal in den vergangenen Monaten zunehmend belastet. Die Banken verlangten höhere Sicherheiten für die bei dem Geschäftsmodell des Unternehmens unverzichtbaren Kredite. IPIC hatte sich im Oktober bereiterklärt, Garantien für auslaufende Kreditlinien zu übernehmen. Im Oktober hatte Ferrostaal auch ein Bußgeld der Staatsanwaltschaft München über 149 Millionen Euro akzeptiert, gegen das die Ermittlungen eingestellt werden sollen. (dpa)