Brüssel. Mit Flüssiggas (LNG) angetriebene Lkw sind schädlicher für die Umwelt als herkömmliche Diesel-Lkw. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der niederländischen Organisation für angewandte naturwissenschaftliche Forschung (TNO). Die Untersuchung hat sie im Auftrag der niederländischen Regierung durchgeführt. Der europäische Umweltverband Transport & Environment (T&O) fordert aufgrund dieses Befundes, die steuerlichen Erleichterungen für LNG-Lkw abzuschaffen.
Bei dem TNO-Test wurden sechs Diesel-Lkw der Euro-6-Norm aus dem Jahr 2013 mit drei LNG-Lkw von Scania (Scania LNG G340 von 2017), Iveco (Iveco LNG Stralis Hi-road von 2017) und Volvo (Volvo LNG FH420 von 2018) im Realverkehr miteinander verglichen. In fast allen getesteten Kategorien schnitten die Diesel-Lkw in Bezug auf Umweltfreundlichkeit besser ab als die LNG-Lkw.
Große Unterschiede beim NOx-Ausstoß
Besonders groß waren die Unterschiede beim Ausstoß von Stickoxiden (NOx). Im kombinierten Stadt-, Land- und Autobahnverkehr stießen die LNG-Lkw zwischen zwei- und fünfmal so viel NOx aus, wie der Diesel-Lkw mit dem niedrigsten Testergebnis. Auch im städtischen Verkehr allein war der NOx-Ausstoß der LNG-Lkw immer noch zwei bis dreieinhalb Mal so hoch, wie beim Diesel-Lkw.
Bei den Bemühungen, den CO2-Ausstoß im Straßengüterverkehr zu senken, sind die LNG-Lkw laut der Studie auch keine große Hilfe. Die LNG-Lkw von Scania und Iveco verursachten nur drei bis fünf Prozent weniger CO2-Emmissionen, als die Diesel-Lkw. Der LNG-Lkw von Volvo mit einer Hochdruck-Direkteinspritzung kam auf einen Wert von 14 Prozent weniger CO2 im Vergleich zu den Diesel-Lkw. Diese CO2-Einsparungen der LNG-Lkw würden jedoch durch höhere CO2-Produktion im Herstellungsprozess von Flüssigerdgas im Vergleich zum Lkw-Diesel wieder aufgehoben, kommentiert T&E.
Die TNO-Tester konnten auch keinen großen Unterschied in der Feinstaubbelastung zwischen Diesel- und LNG-Lkw feststellen.
Umweltschützer verlangen Förderstopp
Der Umweltverband T&E beklagt, dass trotz dieser Werte gasbetriebene Fahrzeuge zurzeit in Europa von zum Teil hohe Steuererleichterungen profitieren. „Italien gewährt für Gas im Verkehr eine Steuererleichterung in Höhe von 99,5 Prozent im Vergleich zu Diesel, womit dem italienischen Staatshaushalt jedes Jahr 675 Millionen Euro an potenziellen Steuereinnahmen verloren gehen“, schreibt T&E. Aufgrund von Steuererleichterungen gingen in Spanien immerhin noch 143 Millionen Euro verloren, 62 Millionen Euro in Deutschland und 50 Millionen Euro in Frankreich.
In Deutschland sind LNG-Lkw bis Ende 2020 von der Maut befreit.
„Um ihre Marktanteile zu steigern, versucht die Gasindustrie verzweifelt, Politiker davon zu überzeugen, dass gasbetriebene Lkw gut für das Klima seien. Tatsache ist jedoch, dass Gas ein fossiler Brennstoff wie Öl und Kohle ist und dessen Nutzung gleichermaßen beendet werden muss“, kommentiert T&E-Experte für saubere Lkw, Stef Cornelis. (kw/ag)