Södertälje. Der schwedische Nutzfahrzeughersteller Scania ist mit vollen Auftragsbüchern in das neue Geschäftsjahr gestartet. Im vierten Quartal stiegen die Bestellungen bei der Volkswagen-Tochter im Bereich Trucks im Vergleich zum Vorjahresquartal um 32 Prozent auf 18.784 Einheiten. „Der Anstieg ist in erster Linie auf einen Aufschwung in Europa zurückzuführen“, sagte Unternehmenschef Martin Lundstedt laut einer Mitteilung. In Lateinamerika und Asien seien dagegen weniger Nutzfahrzeuge geordert worden.
Auch bezogen auf das ganze Jahr gingen bei Scania 2014 aus Europa mehr Bestellungen für Lastwagen und Busse ein. Im LKW-Bereich siegen die Bestellungen aus Europa von 35.179 auf 36.737 Einheiten in 2014 (+ 4,4 Prozent). Weltweit lagen die Bestellungen im vergangenen Jahr bei 75.792 (+ 29 Prozent) Lkw. Regional verlief das Geschäft recht unterschiedlich. Während Europa dank einer anziehenden Konjunktur und saisonbedingt im vierten Quartal steigende Bestellungen verzeichnete, brach der Markt in Lateinamerika deutlich ein, vor allem in den Ländern Brasilien und Argentinien. Im vierten Quartal gingen die Lkw-Bestellungen um 27 Prozent auf nur noch 3070 Einheiten zurück. Bezogen auf das Gesamtjahr fielen die Bestellungen um 24 Prozent in Lateinamerika. In Asien stiegen die Bestellungen im vergangenen Jahr um 56 Prozent auf 13.658 Einheiten. Das ist vor allem auf die Nachfrage in den Ländern Indien, Türkei und China zurückzuführen.
Bei den Auslieferungen wirkte der Euro-6-Vorzieheffekt nach. Im vierten Quartal 2014 lagen die Auslieferungen hinter den Werten von 2013, als viele Spediteure noch in Euro-5-Lkw investiert haben. Die Auslieferungen lagen in Europa für das vierte Quartal bei 10.915 Einheiten und damit fünf Prozent unter dem Vorjahresquartal. Bezogen auf das Gesamtjahr stiegen die Auslieferungen in Europa von 32.625 auf 34.008 Lkw (+4,2 Prozent).
Für 2014 vermeldete Scania dennoch einen Rekordumsatz: Zwischen Januar und Dezember kletterten die Einnahmen von knapp 86,9 auf etwas mehr als 92 Milliarden schwedische Kronen (rund 9,9 Milliarden Euro) inklusive LKW- und Busgeschäft. Unter dem Strich verdiente der Nutzfahrzeughersteller mit 6 Milliarden Kronen (rund 646 Millionen Euro) aber rund drei Prozent weniger.
„Scania hat seine Position auf dem europäischen Markt mit einem erhöhten Marktanteil gestärkt“, erklärte Lundstedt. Diese wolle der Lastwagenhersteller noch weiter ausbauen. Im Bereich der Getriebe kündigte Scania eine größere Zusammenarbeit mit MAN an. Konkret sollen ab 2016 Scania Schaltgetriebe schrittweise in MAN-Produkte eingebaut werden. Durch die Nutzung gleicher Bauteile, die nicht für den Markencharakter der jeweiligen Fahrzeuge wichtig sind, wolle man Synergien ausschöpfen.
Scania war im Mai 2014 komplett vom Volkswagen-Konzern geschluckt worden. Anfang Juni hatten die Wolfsburger das Unternehmen von der Börse genommen. Unter dem Dach des Autoriesen sollen die Schweden nun mit dem einstigen Rivalen MAN und Volkswagens hauseigener Sparte für kleine Nutzfahrzeuge zu einer schlagkräftigen Lkw-Allianz zusammengeführt werden. (diwi/dpa)