München/São Paulo. Im Kampf gegen die westeuropäische Autokrise klammern auch Nutzfahrzeug-Hersteller ihre Hoffnungen an das meist brummende Geschäft in den aufstrebenden Schwellenländern. Ausgerechnet im bisher so schwungvollen Brasilien gingen die Verkäufe zuletzt aber stark in den Keller. Der Chef des Lateinamerika-Ablegers von MAN, Roberto Cortes, will die schwierigen Zeiten abschütteln. Chancen in dem Riesenland gebe es jedenfalls mehr als genug, sagt der frühere Ford- und VW-Manager im Interview der Nachrichtenagentur dpa.
„Das war ein vorhersehbarer Rückgang, der mit der Einführung der Abgasnorm Euro 5 zum 1. Januar 2012 zusammenhing“, schätzt Cortes den jüngsten Nachfrageeinbruch ein. „Dass Kunden sich beim Start neuer Technologien neu orientieren müssen, ist kein spezifisch brasilianisches Phänomen. Wir mussten aber gleich von Euro 3 zu Euro 5 springen, ohne Euro 4 dazwischen. Viele Firmen zogen also den Kauf von Lastwagen vor, andere sagten sich: Warten wir erst einmal ab. Beides führte dazu, dass die Zulassungen sanken, in den letzten neun Monaten des vorigen Jahres um branchenweit 22 Prozent.“
Vor allem mit eigenen Investitionen will MAN Latin America laut Cortes aus diesem Tal binnen Kurzem herauskommen. „Brasiliens Wirtschaft soll 2012 trotz der Auswirkungen der globalen Krise und restriktiverer Kreditvergabe immerhin um bis zu 1,7 Prozent zulegen.“ Die Perspektiven des Landes sind generell sehr gut, schätzt er. „Im vergangenen Jahrzehnt hat MAN Latin America die Verkäufe jährlich mit zweistelligen Zuwachsraten steigern können, 2011 haben wir 72.000 LKw ausgeliefert.“
Weiteres Potenzial sieht Cortes in der Fuhrpark-Erneuerung: „Die brasilianische Flotte ist im Schnitt 17 Jahre alt, in entwickelten Ländern werden LKW schon nach sieben bis acht Jahren ausgetauscht. Die Notwendigkeit, Fuhrparks zu erneuern, ist groß - das kommt am Ende noch oben drauf.“ (dpa/bw)