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Interview: Wie schwer haben es Schwerlasttransporteure?

11.12.2012 11:51 Uhr
Interview: Wie schwer haben es Schwerlasttransporteure?
Thomas Usinger muss Umwege in Kauf nehmen, weil viele Brücken schwere Lasten nicht mehr tragen können
© Foto: privat

Thoms Usinger, Unternehmer und BGL-Vizepräsident, über die Probleme, die sich durch den schlechten Zustand der Infrastruktur und zähe Genehmigungsverfahren ergeben.

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Wo liegen die größten Hindernisse bei der Durchführung von Schwerlasttransporten?
Aus meiner Sicht gibt es mehrere Baustellen: Die Genehmigungspraxis ist einerseits zu kompliziert, anderseits zu langsam. Viele Behörden berufen sich bei der Erteilung einer Genehmigung auf eine über 20 Jahre alte Richtlinie. Darin steht, dass sie dafür bis zu zwei Wochen Zeit haben. Für sie gibt es also weder einen Anreiz noch einen Grund, diese Abläufe zu beschleunigen. Zudem ist die Zuständigkeitsfrage oft ein Bremsklotz bei Schwerlast- und Großraumtransporten. Allein in Hamburg gibt es elf Behörden, die man im Zuge des Genehmigungsverfahrens anfragen muss. In Niedersachsen existieren rund 180 zuständige Stellen. Ich frage mich, ob das nicht unbürokratischer geht.

2007 sind die Genehmigungsverfahren des Bundes und der Länder modernisiert worden – das Internet hat das Telefax ersetzt. Hat diese Umstellung etwas verbessert?
Durch das starre Vemags-Verfahren ist die Anzahl der beantragten Genehmigungen gestiegen. Dabei ginge es einfacher: Behörden könnten zum Beispiel mit Generalzustimmungen bei Transitverkehren mit kleineren Maß- oder Gewichtsüberschreitungen durch ein Bundesland auf Autobahnen viel Zeit und Arbeit sparen. Ihre Mitarbeiter hätten dann Luft, sich um schwerere Fälle zu kümmern. In Niedersachsen läuft das so.

Sind denn alle Bundesländer für Schwerlast- und Großraumtransporte passierbar?
Viele Brücken in Deutschland sind kaputt oder zu schwach, um die Tonnenlasten zu tragen. Hinzu kommt, dass es in einigen Regionen der Republik kaum vernünftige Straßen gibt, dafür aber diverse Kreisverkehre, verkehrsberuhigte Zonen und Busspuren, die ein Durchkommen erschweren.

Also muss man Umwege in Kauf nehmen ...
Richtig. Für einen Schwerlasttransport von Siegen nach Hamburg mussten wir in diesem Jahr zum Beispiel insgesamt 1020 Kilometer zurücklegen. Die direkte Verbindung über die A 45 beträgt 435 Kilometer. Angesichts dieser Zustände wäre ein besserer Ausbau der Schwerlastrouten, eine länderübergreifende Koordinierung der Baustellen und die rechtzeitige Erarbeitung von möglichen Ausweichstrecken durch Behörden und Unternehmen wünschenswert.

Was erwarten Sie von der Politik?
Unsere Volksvertreter müssen verstehen, dass eine prosperierende Wirtschaft einen funktionierenden Transportsektor braucht. Immerhin ist Deutschland weltweit führend im Maschinenbau. Auch die viel beschworene Energiewende ist ohne Großraum- und Schwertransporte nicht möglich. Daher erwarte ich mehr Unterstützung. Dazu gehören Bürokratieabbau, die Straffung und Vereinfachung der Verfahren sowie mehr Flexibilität der staatlichen Stellen bei der Transportdurchführung.

 

Interview: Andre Gieße, Redakteur

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