In vielen Speditionen und Logistik-Unternehmen ist der Fachkräfte- und Bewerbermangel ein akutes Problem. Mit dem Event „Bayern gemeinsam Bewegen“ wollten sich die Unternehmen nicht nur branchenfremden Menschen öffnen. Auch der Nachwuchs wurde aktiv angesprochen und so das Interesse an den verschiedenen Ausbildungen und Weiterbildungsmöglichkeiten in Logistik und Transport geweckt. Auf die Frage, wie man denn die junge Generation besser erreichen könne, betonten die Azubis, dass neben Jobmessen vor allem die sozialen Medien mehr genutzt werden sollten.
Auszubildende in der Spedition
VR-Chefredakteur Gerhard Grünig und die Geschäftsführerin vom Landesverband Bayerischer Spediteure (LBS) Sabine Lehmann sprachen bei der Podiumsdiskussion "Auszubildende in der Spedition" mit fünf jungen Auszubildenden als Kaufmann und Kauffrau für Spedition- und Logistikdienstleistungen über ihren Weg in die Ausbildung, ihre Erwartungen an den Job, und wo sie noch Verbesserungspotential sehen.
Jessica und Milena machen ihre Ausbildung bei Rhenus. Milena erzählte: "Ich war am Anfang noch gar nicht mit der Logistik vertraut. Eine Freundin, die ein Jahr zuvor die Ausbildung angefangen hat, hat mich darauf aufmerksam gemacht. Sie hat mir gesagt: Ja, es ist ein Männer-dominierter Beruf, aber es können auch Frauen dort einsteigen. Und mit der Zeit hat man auch wirklich ein Gefühl und Interesse und Spaß daran entwickelt." Jessica berichtete von ihrem Alltag: "Jetzt bin ich gerade in der Abfertigung. Ich muss mit vielen Fahrern reden, die ganzen Dokumente fertig machen, die ganzen Regulationen im Kopf haben... Wenn wir zum Beispiel Gefahrgut transportieren und Import- oder Exportware im Lager haben, müssen wir sehen, wie wir das befördern."
Anes, der im zweiten Ausbildungsjahr bei der BTK Logistik ist, sagte: "Ich war mir relativ unklar, was ich eigentlich machen will. Will ich ins Büro? Will ich irgendwas handwerkliches machen? Ich habe mich dann doch für das Büro entschieden, aber da war mir schon wichtig, dass es nicht irgendetwas eintöniges ist, wo ich den ganzen Tag nur dasitze und vor mich hin tippe. Und da bin ich dann tatsächlich über die Berufsmesse bei meiner alten Schule – wir hatten da einen Berufsinfoabend – so reingerutscht." Die BTK ist Bildungspartner der Schule. Hannes hat sich informiert und anschließend ein Praktikum dort gemacht. "Und jetzt bin ich hier – mittlerweile im zweiten Lehrjahr. Es gefällt mir echt gut, weil jeden Tag etwas anderes passiert. Auch wenn du teilweise mit den gleichen Kunden zusammenarbeitest oder teilweise gleiche oder ähnliche Aufträge hast, von einer Ladestelle zur Entladestelle, es ist immer etwas anderes. An einem Tag hat der Fahrer beispielsweise ein bisschen mehr Schichtzeit, mal steht er im Stau, mal läuft alles glatt... Es ist nichts eintönig, was mir sehr wichtig war. Auch, dass man in einem Team arbeitet. Und da ist man in einer Spedition gut aufgehoben."
Moritz, ebenfalls im zweiten Ausbildungsjahr bei der Kochtrans, ist zu der Ausbildung auch über eine Berufsmesse bekommen: "Dort waren recht viele Speditionen. Meine Eltern haben gesagt: Das könnte dir eventuell auch noch gefallen. In der Disposition arbeiten und das ganze "Organisieren" könnte dir liegen. Also habe ich mich beworben und wurde sehr herzlich aufgenommen. Ich habe mir gedacht, als erster Schritt in mein Arbeitsleben nehme ich das Herzliche und das Familiäre und komme erstmal ruhig rein. Bei den Disponenten wird natürlich auch gerne mal rumgeschrien, das habe ich gleich an meinem ersten Arbeitstag mitbekommen. Aber ich habe mich recht schnell dran gewöhnt und mag es auch, weil man einfach die Offenheit hat. Ich glaube auch, da ist es egal, ob man im Konzern oder im kleinen Betrieb ist."
Samantha, in der Ausbildung bei der Amenda GmbH, wohnte in der Nähe der Firma und wollte im Büro arbeiten – aber keinen eintönigen Alltag haben: "Bei Amenda hat man ein bisschen mehr Pep drin. Ob es der Kontakt mit den Berufskraftfahrern ist oder mit Kunden – das wird nie langweilig. Man hockt nicht nur den ganzen Tag im Büro am Platz und tippt da irgendwas vor sich hin. Da ist immer was los."
Duales Studium in der Logistik
Ingrid Rossmeier, Senior Project Manage beim iSCM Institute, und Monique Stolze, Abteilungsleiterin Qualitäts- und Projektmanagement bei Simon Hegele, sprachen mit drei jungen dualen Logistik-Studenten über ihre Erfahrungen und das Auswahlverfahren im dualen Studium.
Michelle, die ihr Bachelorstudium bei Simon Hegele macht, erklärte das Konzept des dualen Studiums: "Das duale Studium ist eine Verbindung von Theorie und Praxis. Man ist eine Zeit lang in der Uni und eine Zeit lang im Unternehmen, dort lernt man die praktischen Inhalte des Studiums genauer kennen." Sie wurde auf den Studiengang durch das nahegelegene Unternehmen aufmerksam: "Man hat immer die Lkw vor dem Haus gesehen und sich gefragt, was denn Simon Hegele eigentlich so macht." Sie hat sich beworben und wurde von dem Unternehmen eingeladen. "Für das Bewerbungsverfahren durfte ich eine Fallaufgabe bearbeiten. Dafür habe ich mir quasi einen Tag lang einen Prozess angeschaut, optimiert und dann vorgestellt. Danach wurde dann ausgewählt."
Florian, dualer Student bei Kühne+Nagel, berichtete: "Das Auswahlverfahren war fast wie eine normale Bewerbung, nur dass es ein bisschen umfangreicher war. Beispielsweise musste ich für ein, zwei Logistikprobleme eine kleine Präsentation vorbereiten und die dann im Bewerbungsgespräch einer Personalerin und einem operativen Mitarbeiter vorstellen." Ihm gefällt die Vielseitigkeit des Studiums: "In diesem Studium werden Inhalte von Logistik – also die verschiedenen Verkehrsträger, aber auch generelle Logistik, wie Logistik-Controlling – mit verschiedenen anderen Inhalten, wie beispielsweise der BWL, Unternehmensführung, Management, et cetera verbunden."
Jannik ist bereits dualer Masterstudent bei Simon Hegele: "Für die Master-Bewerbung durfte ich eine Art Assessment-Center durchlaufen. Da habe ich eine Fall-Studie zur Resilienz von Unternehmen in Covid19 bearbeitet, ausgearbeitet auf 6000 Worte und in einer anschließenden Diskussion mit dem Professor verteidigt." Kann er das duale Studium empfehlen? "Die Frage ist natürlich immer relativ kritisch. Ich habe bei mir und bei Freunden gesehen, dass mal am Donnerstag nach der Uni zusammen weggehen weniger möglich ist, weil man am Freitag in der Arbeit sein kann/muss/darf. Für uns war es allgemein die richtige Wahl, denke ich, weil es eben diese Integration von Beruf aber auch Ausbildung ist. Diese Verbindung war für uns alle sehr wertvoll. Wenn man Lust auf das Thema hat – Interesse und auch Lust, da Zeit rein zu stecken, ist ganz wichtig – dann ist es auf jeden Fall empfehlenswert."