Bonn. Immer weniger Schulabgänger interessieren sich für eine Ausbildung in einem Kleinstbetrieb: Nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn, sank die Zahl der Auszubildenden in diesen Betrieben zwischen 2009 und 2015 um rund 100.000 Personen.
Zugleich geht der Gesamtrückgang bei den Auszubildenden von 1,78 Millionen (2009) auf 1,57 Millionen (2015) hauptsächlich zu Lasten der Kleinstbetriebe, zeigt das Institut: Waren zu Jahresende 2009 zum Beispiel noch 21 Prozent aller Auszubildenden in Kleinstbetrieben tätig, fanden sich im Dezember 2015 hier nur noch 17 Prozent von ihnen. In den größeren Ausbildungsbetrieben stieg dieser Anteilswert dagegen im gleichen Zeitraum leicht an.
Diese Entwicklung hänge aber nicht damit zusammen, dass Kleinstbetriebe weniger bereit seien, Ausbildungsplätze anzubieten, betont IfM-Präsidentin Professor Friederike Welter. Vielmehr hätten diese Betriebsgrößen Probleme, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen. Welter wörtlich: „Allein zwischen 2011 und 2013 blieb jeder zweite Ausbildungsplatz unbesetzt, bei den Großbetrieben war es nur jede fünfte Stelle.“
Eine mögliche Erklärung dafür sei, so Welter, dass Kleinstbetriebe häufig in den technisch-gewerblichen Bereichen tätig seien, in denen die Jugendlichen seltener eine Ausbildung anstreben. Zudem zeigen frühere Untersuchungsergebnisse des IfM Bonn, dass sich bei den Kleinstbetrieben oft Personen bewerben, deren Schulausbildung nicht den gewünschten Anforderungen entspricht. Und wenn ein Ausbildungsvertrag zustande kommt, bedeute dies nicht automatisch, dass der Auszubildende auch dauerhaft bei diesem Betrieb bleibe. Denn sowohl nach der Probezeit als auch nach Ende der Ausbildungszeit verlassen viele der Absolventen Kleinstbetriebe – was dafür spricht, dass sie entweder attraktivere Angebote haben oder einen noch höheren Bildungsabschluss anstreben.
Wenn also Kleinstbetriebe vor dem Hintergrund der sinkenden Anzahl der Schulabgänger und dem gleichzeitig erhöhten Bedarf an Fachkräften gegenüber größeren Ausbildungsbetrieben nicht weiter ins Hintertreffen geraten, so IfM-Präsdientin Welter, sollten sie dringend „betriebsintern über erfolgreichere Rekrutierungswege und verbesserte Ausbildungsangebote wie beispielsweise zusätzliche Weiterbildungsmaßnahmen nachdenken“. (eh)