Berlin. Bei weiteren Lockerungen von Corona-Beschränkungen sollen auf breiter Front schnelle Tests ins Spiel kommen, die zum Auswerten nicht extra ins Labor müssen - um das Infektionsgeschehen engmaschiger beobachten zu können. Aber auch als Absicherung für konkrete Öffnungen. Dabei geht es um zwei unterschiedliche Arten von Tests. Und schrittweise hochgefahren werden soll ein Masseneinsatz wohl von kommender Woche an, wie Bund und Länder bei ihren Beratungen am Mittwochabend ins Auge fassten. Klar ist: Ganz ohne die genauesten PCR-Tests, die doch noch ins Labor kommen, wird es nicht gehen.
Was sollen Schnelltests leisten?
Schnelltests werden durch geschultes Personal gemacht - etwa in Testzentren oder Praxen. Dafür wird ein tiefer Nasen- oder Rachenabstrich genommen, was nicht ganz einfach und für viele auch nicht so angenehm ist. Die Auswertung läuft dann ähnlich wie bei Schwangerschaftstests: Die Probe kommt auf einen Streifen, der mit einer Verfärbung reagiert. Das Ergebnis soll in 15 bis 20 Minuten da sein. Schnelltests können auch jetzt schon genutzt werden, etwa in Pflegeheimen, Kliniken und nach Infektionsfällen etwa in Schulen.
Für alle Bürger angeboten werden soll mindestens ein kostenloser Schnelltest pro Woche, auch ohne Symptome. Der Bund will die Kosten wohl ab nächster Woche übernehmen, die Länder sollen die Tests dann so schnell wie möglich anbieten - samt Bescheinigung zum Ergebnis. Die könnte man dann zum Beispiel bei Behörden nach der Einreise aus Risikogebieten vorlegen oder beim Besuch von Pflegeheimen.
Was sollen Selbsttests leisten?
Selbsttests soll man einfach zu Hause anwenden können - auch ohne extra Schulung, es gibt aber Gebrauchshinweise. Dafür kann man sich zum Beispiel einen Abstrich vorn in der Nase nehmen oder Spuck- und Gurgeltests machen. Sie könnten mehr Sicherheit geben, heißt es in einem Diskussionspapier des Gesundheitsministeriums - im privaten Kontext für Getestete selbst, aber etwa auch bei Familientreffen. Denkbar wären aber auch Selbsttests unter „Aufsicht“ vor Ort direkt durch Veranstalter.
Wie sieht es mit Testkapazitäten aus?
Zusätzliche Teststationen für alle Bürger müssten teils noch vor Ort aufgebaut werden. Beauftragt werden könnten damit nach Vorstellung des Bundes auch Dienstleister, die im vergangenen Sommer schon Testzentren an Flughäfen oder Autobahnen hochzogen. Bei Schnelltests selbst rechnet der Bund mit einem vorhandenen Angebot: Bis zu 800 Millionen Stück sind demnach für dieses Jahr gesichert.
Bei Selbsttests sind inzwischen sechs Produkte amtlich zugelassen. Erste Tests sollen bald frei in Apotheken, Geschäften und im Internet zu haben sein. Der Discounter Aldi will an diesem Samstag starten, zwei Drogerieketten nächste Woche. Das Bundesgesundheitsministerium steht nach eigenen Angaben mit Herstellern in Kontakt, um Kontingente von bis zu 208 Millionen Stück zu sichern. Aus dem Bundestag kamen Rufe nach Gratis-Tests. Die Regierung will prüfen, ob sie die Bürger möglicherweise nur „eine angemessene Eigenbeteiligung“ kosten sollen.
Wie viel Sicherheit geben die schnellen Tests?
Die Bundesregierung schränkt ein, Schnelltests lieferten nur ein Ergebnis für einen Tag. Und auch ein negatives Ergebnis sei „kein Freibrief“, sich etwa nicht mehr an Abstand und Maskenregeln zu halten. Das Robert Koch-Institut (RKI) und das Paul-Ehrlich-Institut halten Schnelltests vor allem in jener Phase für sinnvoll, wenn Infizierte eine hohe Viruslast haben - also ein bis drei Tage vor ersten Symptomen und in den ersten sieben Tagen der Erkrankung. Dann könne man Infizierte und enge Kontaktpersonen gezielt isolieren. Als „Goldstandard“ gelten in jedem Fall weiterhin PCR-Labortests. (dpa/sn)