Die Köhlbrandbrücke wird 50 Jahre alt. Der Jahrestag der Schrägseilbrücke fällt auf einen Freitag, an dem der Verkehr meist besonders dicht ist. Am 20. September 1974 weihte Bundespräsident Walter Scheel die Brücke ein. Anders als zum 25. Geburtstag wird es keine Feier geben, stattdessen wird die Brücke ab 21 Uhr gesperrt und das Wochenende über gewartet. Solche Wartungen häufen sich, denn das Bauwerk muss trotz seines Alters zunehmende Lasten tragen. Die nächste Wartung folgt schon Ende September. Täglich wird die Köhlbrandbrücke von rund 34.000 Fahrzeugen genutzt, darunter 12.700 Lastwagen. Die Verkehrsbelastung hat sich nach Angaben der Hafenbehörde HPA seit den 1970er Jahren verdoppelt.
Das Bauwerk ist nur drei Jahre jünger als die Dresdner Carolabrücke, die in der Nacht zum 11. September einstürzte. Der Zustand der Hamburger Hafenquerung ist seit über 15 Jahren ein Thema. Um die Köhlbrandbrücke zu schonen, hat die Hafenbehörde HPA Beschränkungen für den Verkehr erlassen. Seit 2012 gilt auf der Brücke ein Überholverbot, seit 2019 müssen Lkw einen Mindestabstand von 50 Metern einhalten.
Senat hat sich für Brückenneubau entschieden
Seit 2013 steht das Hamburger Wahrzeichen unter Denkmalschutz. Doch nur wenige Menschen rechnen noch damit, dass die Brücke auf Dauer zum Stadtbild gehören wird. Nach langer Abwägung einer Tunnellösung hat sich der Senat für einen Brückenneubau entschieden. Er soll bis 2042 entstehen und deutlich höher werden, um Megafrachtern die Anfahrt zum Containerterminal Altenwerder hinter der Brücke zu ermöglichen. Der Bau eines Tunnels unter dem Köhlbrand, der ein Teil der Süderelbe ist, wurde aus Kostengründen verworfen.
Der Theologe und Journalist Frank Hofmann erzählt in einem neuen Buch „Hamburgs Köhlbrandbrücke – Geschichte und Geschichten“, Geschichten rund um die Brücke. Mit dem Abriss ist Hofmann nicht einverstanden. Er glaubt, dass der Schwerlastverkehr komplett auf die geplante neue Elbquerung im Zuge der A26-Ost, nur wenige Kilometer weiter südlich, verlagert werden könnte. Er hält diese Lösung sogar für wahrscheinlich. „Niemand glaubt, dass der Bund sich an zwei Brücken über die Süderelbe beteiligen wird. Das wird nicht so kommen, das ist völlig absurd“, sagt der Liebhaber der „Köhle“. Wenn nur noch Pkws die Köhlbrandbrücke nutzen würden, könnte sie auch – wie ursprünglich geplant – 100 Jahre alt werden, so Hofmann.