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EU-Kommission will Ausbau von grünem Wasserstoff vorantreiben

08.07.2020 14:39 Uhr
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Der Vizepräsident der EU-Kommission Frans Timmermans (Mitte) hat heute in Brüssel gemeinsam mit der Kommissarin für Energie, Kadri Simson (rechts), die europäische Wasserstoffstrategie vorgestellt
© Foto: dpa/picture-alliance/AA/Dursun Aydemir

Die Europäische Kommission hat am Mittwoch ihre Strategie zur Herstellung und Verwendung von sauberem Wasserstoff in Europa vorgelegt. Bis 2030 sollen die Kapazitäten auf zehn Millionen Tonnen wachsen.

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Brüssel. Die Nutzung klimafreundlichen Wasserstoffs soll in der Europäischen Union binnen zehn Jahren stark ausgebaut werden, um die Energiewende voranzutreiben. Die EU-Kommission legte dazu am Mittwoch ihre Strategie vor. So sollen mit öffentlicher Unterstützung bis 2024 die Kapazitäten auf eine Million Tonnen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien wachsen - sechs Mal so viel wie heute. Bis 2030 sollen es zehn Millionen Tonnen sein.

Dies sei wichtig, um das Ziel eines klimaneutralen Europa bis zum Jahr 2050 zu erreichen, erklärte Kommissionsvize Frans Timmermans: „Mit der Entwicklung und dem Einsatz einer sauberen Wasserstoff-Wertschöpfungskette wird Europa weltweit führend werden und seine Führungsrolle bei sauberen Technologien bewahren.“

Bisher wird in der EU nach Darstellung der EU-Kommission nur sehr wenig Wasserstoff produziert und wenn, dann zu 90 Prozent unter Nutzung fossiler Energien wie Kohle oder Erdgas. Dieser kostet den Angaben zufolge rund 1,50 Euro pro Kilo, während "grüner" Wasserstoff unter Nutzung erneuerbarer Energien bis zu 5,50 Euro je Kilo kostet. Dank stark sinkender Preise für Ökostrom erwartet die Kommission aber, dass in einigen Regionen grüner Wasserstoff ab 2030 preislich mit solchem auf Basis fossiler Energien mithalten könnte.

Drei Stufen bis zur ausgereiften Technologie

Vorrangiges Ziel ist laut EU-Kommission künftig die Entwicklung von erneuerbarem Wasserstoff, der hauptsächlich mithilfe von Wind- und Sonnenenergie erzeugt wird. Denn klimaschonend ist der Wasserstoff nur, wenn dazu wiederum Strom ohne oder mit nur minimalen Treibhausgas-Emissionen während der Erzeugung verwendet wird. Allerdings seien kurz- und mittelfristig andere Formen CO2-armen Wasserstoffs erforderlich, um die Emissionen rasch zu senken und die Entwicklung eines tragfähigen Marktes zu unterstützen, so die Kommission. Dieser Übergang soll stufenweise erfolgen:

  • Von 2020 bis 2024 will die EU-Kommission die Installation von für die Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff bestimmten Elektrolyseuren mit einer Elektrolyseleistung von mindestens 6 Gigawatt und die Erzeugung von bis zu 1 Million Tonnen erneuerbarem Wasserstoff unterstützen.

  • Von 2025 bis 2030 soll Wasserstoff nach den Plänen der Institution zu einem wesentlichen Bestandteil des EU-weiten integrierten Energiesystems werden, indem in der EU für die Erzeugung von erneuerbaren Wasserstoff bestimmte Elektrolyseure mit einer Elektrolyseleistung von mindestens 40 Gigawatt installiert und bis zu 10 Millionen Tonnen erneuerbarer Wasserstoff erzeugt werden.

  • Von 2030 bis 2050 sollten dann die Technologien für erneuerbaren Wasserstoff ausgereift sein und in großem Maßstab in allen Sektoren, in denen die Dekarbonisierung schwierig ist, eingesetzt werden, so die EU-Kommission.

Neue Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff

Die Kommission startete auch eine sogenannte Wasserstoffallianz mit europäischen Unternehmen, um die Strategie mit konkreten Projekten zu unterfüttern und privates Geld zu mobilisieren. Nach Angaben der Kommission sind bis 2030 für den Bau von Elektrolyseanlagen 24 bis 42 Milliarden Euro nötig. Zum Aufbau von 80 bis 120 Gigawatt Sonnen- und Windkraftanlagen zur Energieversorgung bräuchte es zusätzlich noch 220 bis 340 Milliarden Euro. Die öffentliche Unterstützung könnte aus mehreren EU-Töpfen kommen, auch aus dem Hunderte Milliarden Euro schweren Corona-Wiederaufbauplan, über den die EU-Staaten derzeit verhandeln.

Überwiegend positive Reaktionen

Die Reaktionen von Wirtschaftsverbänden auf die Strategie waren überwiegend positiv. "Mit der europäischen Wasserstoffstrategie sendet die EU-Kommission ein wichtiges Signal und zeigt, dass sie die Bedeutung dieses Schlüsselenergieträgers für ein klimaneutrales Europa erkannt hat", lobte zum Beispiel der Bundesverband der Deutschen Industrie.

Umweltverbände und Grüne sehen zwar die Bedeutung von Wasserstoff, kritisieren aber den Einfluss der Industrie und eine mögliche Förderung fossiler Brennstoffe wie Erdgas. Die Wasserstoff-Allianz werde von Erdgasproduzenten dominiert, kritisierte das Climate Action Network in Brüssel. Der Grünen-Europaabgeordnete Michael Bloss forderte, für die Investitionen von 340 Milliarden Euro in Erneuerbare müsse eine solide Finanzierung hinterlegt werden.

Kritik übte auch Sylvia Limmer, EU-Abgeordnete der AfD. Die Herstellung von Wasserstoff mittels Elektrolyse sei „mit großen Verlusten verbunden und daher unausgereift und teuer“. (dpa/sn)

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