Paris. In Frankreich hat die Polizei jüngst Kriminelle gefasst, die auf der Autobahn auf fahrende Lkw bei 90 Stundenkilometern aufsprangen, um deren Ladung zu rauben und in dicht dahinter fahrende Fahrzeuge zu laden. Wie die Polizei mitteilte, habe es sich um eine Bande von zehn Rumänen gehandelt, die „wie wirkliche Trapezkünstler“ agiert hätten. Gefasst wurden sie im Loiret im Süden von Paris. Bislang habe man den Kriminellen 21 Attacken dieser Art quasi im ganzen Land nachweisen können. Der dabei entstandene Schaden wird auf mehr als 3,5 Millionen Euro geschätzt. Die Kriminellen hatten es vor allem auf Kosmetika, Tabakwaren und Multimedia-Produkte abgesehen.
Nach den Niederlanden wurde ein solches Vorgehen nun erstmals auch in Frankreich praktiziert. Die Lkw wurden unmittelbar nach ihrem Beladen auf der Autobahn verfolgt, wobei ein erstes Fahrzeug dicht hinter ihnen fuhr. War es diesem genügend nahe gekommen, stieg einer der Gangster aus dem offenen Autodach aus, sprang den vor ihm fahrenden Lkw an, klammerte sich an dessen Rückfront, zerstörte deren Schlösser und stieg ins Innere des Fahrzeugs. Dies geschah meist nachts zwischen zwei und drei Uhr, so dass es dem Fahrer quasi unmöglich gemacht wurde, von dem Überfall Notiz zu nehmen. Währenddessen klemmte sich ein zweites Fahrzeug dahinter, dieses Mal ein Leicht-Lkw mit einer Fallgrube, in welchem ein zweites Gang-Mitglied die Kartons von der Ladefläche annahm und verstaute.
Die Polizei hatte die Gruppe seit Anfang 2018 im Visier. Es gelang ihr Anfang November dieses Jahres, sie auf der A 10 in flagranti zu erwischen. Kein einziges Mal habe der jeweilige Lkw-Fahrer mitbekommen, was während der Fahrt hinter ihm passierte, teilten die Ordnungskräfte mit. Das ungewöhnlich raffinierte und hochriskante Vorgehen der Bande habe seitens der Polizei ein entsprechend couragiertes Prozedere verlangt. (jb)