Zurück zu alten Werten

Seit der Kögel-Übernahme durch Humbaur sind sieben Jahre vergangen. Jetzt scheint der Knoten geplatzt zu sein: Ein gut gelaunter und stolzer Ulrich Humbaur eröffnete die Pressekonferenz und erweckte den Eindruck, dass ihm seine Burtenbacher Tochter jetzt wirklich lieb und teuer ist. Das spiegelt sich auch im Produktprogramm wider, das alte Kögel-Werte der Spezialitäten zelebriert - soweit der Baukasten das hergibt. Ganz neu ist der Cargo Light Plus, der in der Grundausstattung ab 5145 Kilo wiegen soll, gegen Aufpreis aber bis auf 4775 Kilogramm abgespeckt werden kann. Sein Kernstück ist der neue Feinkornstahlrahmen mit sogenannter "Topolgy-Optimierung", also speziellen Ausnehmungen und einem 120er- statt 180er-Hals. Außerdem spart man gegenüber dem Vorgänger durch schmalere Hubdach-Eckrungen weiteres Gewicht. Wer dann noch die Alu-Dachspriegel und statt des Aluheckportals Sandwichpaneele ordert, kann Stück für Stück die magische fünf Tonnen-Marke unterlaufen. Abgeschrägt: Neues Außenrahmenprofil Neu konstruierte Kögel ein abgeschrägtes Außenrahmenprofil, das die Ladungssicherung auch mit Bordwänden ermöglicht und gleichzeitig das Wasser besser ablaufen lässt. Optional passen dort auch größere Lasihaken, die sich mit Handschuhen gut greifen lassen und das Spritzwasser von unten abhalten sollen. Apropos Ladungssicherung: Erstmalig vorgestellt wurde ein neues Lasinetz, das anstatt der Steckbretter die Fracht zur Seite hin sichert. Dank dreidimensionaler Verwebung soll es die 12642XL-Norm bieten und sich besser um schwer sicherbare Güter legen lassen. Nur das Einhaken in die oberen Laschen ist umständlich. Neu sind auch die gelochten Rungen. Sie haben in kleinen Abständen Löcher, in die wiederum Klips eingesetzt werden können, die die Latten tragen. Bei Bedarf kann man somit später Latten nachrüsten. Am anderen Ende der Palette steht der Cargo Rail Heavy Duty mit RoRo-"Strong"-Ausstattung, der dank üppiger Verstärkungen von 6,4 auf rund 7,3 Tonnen zulegte - in Kundenspezifikation von CldN-Cargo. Zu der gehört ein von acht auf zehn Millimeter verstärkter Sattelplattenbereich samt extra Anbindungen in den Längsträger sowie Zusatz-Diagonalaussteifungen in die Ecken. Außerdem verweist Produktmanager Philipp Birkle auf die am Außenrahmen fixierten Gurte, die Plankenplane und die schützenden Stahlwinkel an den oberen Türscharnieren. Die Rückleuchten sind diebstahlsicher vernietet und am Heck sollen den bevorzugt "Schiffs- und Bahnreisenden" Rail-RoRo strong zwei Zwölf-Tonnen-Ösen auch bei schwerer See sicher an Bord halten. Daneben stand eine weitere Ausführung für Bahn- und Fährverkehr, für die Kögel ein eigenes Heckanfahrschutzprofil entwickelt hat, das in dem Fall einfach aus einem aufgeschweißten Blechstreifen besteht. Das Wechselbrückenprogramm erweiterte Kögel mit einem neuen Tandemachser und einer Swap-Mega-Brücke mit geteiltem Endspriegel. Ersterer punktet durch üppige Ausstattung und dank 1810er-Radstand ruhigem Nachlauf. Letztere verfügt am Heck statt Portaltüren über eine Wurfplane. Beim Öffnen des Planenportals wird automatisch ein Mechanismus im Over-Center-Spanngurt ausgelöst, sodass sich der Endspriegel anheben lässt. Der Fahrer kann so auch heckseitig be- und entladen. Außerdem spart die Wurfplane das Öffnen und Schließen der Türen, wenn das Dach bedient wird. Jetzt auch Kögel: Die eigene KTA-Achse Und last but not least hat jetzt auch Kögel seine eigene "KTA"-Achse zur Serienreife entwickelt, die sich gegenüber anderen Fabrikaten vor allem durch das Gummi-Metalllager auszeichnet, das sich wie bei SAF aus- und einpressen lässt. Laut Kögel soll es haltbarer sein als die seitlichen Verschleißscheiben, die andere Hersteller hier verwenden. Es soll sowohl Längs- als auch Querkräfte an der Schnittstelle von Konsole und Lenker aufnehmen. Der besteht aus Federstahl und soll zusammen mit dem weichen Lager für verbesserte Fahreigenschaften sorgen. Die formschlüssige Verbindung Lenker-Achsrohr erfolgt über Spannstifte, wodurch sich beide Komponenten separat voneinander tauschen lassen. Wheelend und Bremse sind dagegen bewährte Haldex-Komponenten. Innovativ ist die angedachte Achsverstrebung mit integriertem 60-Liter-Luftbehälter, der die Montage und Verkabelung der einzelnen Kessel überflüssig macht. Ob und wann dieses Bauteil in Serie gehen wird, ist noch offen, für die KTA gibt es dagegen konkrete Pläne: Bis Ende 2017 sollen zehn Prozent aller Kögel-Trailer auf ihr rollen - gestartet wird mit den 22,5-Zöllern und großer 430er-Bremse. Ulrich Humbaur freut sich jedenfalls, dass er jetzt guten Gewissens weiter in seine Tochter investieren kann, denn nichts scheint dem geschäftstüchtigen Schwaben schwerer zu fallen als Geduld. In der musste er sich sieben lange Jahre üben. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier IAA-Neuheiten www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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