Der HHLA-Weg: Klimaneutrale Lieferketten

Weltweit sind die Transportmengen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen. Waren es 2015 noch 54,7 Milliarden Tonnen, prognostiziert Statista für 2024 rund 92 Milliarden Tonnen. Um solche Mengen zu bewältigen, die zudem in letzter Zeit aus unterschiedlichsten Gründen häufig und stark schwankten, müssen alle Beteiligten der weltweiten logistischen Ketten immer effizienter arbeiten. Als Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) stellen wir für eine höhere Transporteffizienz die nahtlose Vernetzung aller Verkehrsträger und die Anbindung des Hinterlandes an die Seehäfen über Straße und Schiene in den Mittelpunkt. In strategischer Hinsicht bedeutet nachhaltige Logistik, diesen Netzgedanken konsequent zu verwirklichen. Denn in einer globalisierten Welt mit eng vernetzten internationalen Güterströmen lässt sich Nachhaltigkeit nur im Zusammenspiel aller Akteure umsetzen. Vorreiterrolle in der Logistik Im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsstrategie unter dem Leitmotiv "Balanced Logistics" will die HHLA dafür die CO2-Emissionen bis 2030 um mindestens 50 Prozent reduzieren sowie bis 2040 klimaneutral produzieren und kommt mit der Umsetzung auch sehr gut voran. So konnten wir, um konkrete Zahlen zu nennen, bis Ende 2023 die CO2-Emissionen im Vergleich zum Ausgangswert 2018 um 38 Prozent verringern. Die Bewertung dieser Maßnahmen nach den Vorgaben der EU-Taxonomie zeigen sogar, dass die HHLA in der Mobilitätsbranche eine Vorreiterrolle bei nachhaltiger Logistik einnimmt. Mit dem Container Terminal Altenwerder (CTA) in Hamburg betreiben wir den Hafenumschlagsbetrieb, der als weltweit erster zertifiziert klimaneutral arbeitet. Fast alle unsere Fahrzeuge werden dort beispielsweise von Strom aus erneuerbaren Energiequellen angetrieben. Partner der Wasserstoff-Initiative Die Umrüstung von Verkehrsträgern, Antrieben und Anlagen auf umweltfreundlichere Energieträger wie etwa Methanol, Flüssiggas oder Wasserstoff läuft bei der HHLA auf vollen Touren. Bei Terminalfahrzeugen gehört der Batteriebetrieb zum Standard; Wasserstoff wird gerade intensiv getestet. Europaweit beispielhaft ist dabei unsere Wasserstoff-Initiative mit dem Innovationscluster Clean Port & Logistics. Die über 40 teilnehmenden Unternehmen lernen voneinander und teilen ihre Erkenntnisse transparent, obwohl sie teilweise im direkten Wettbewerb stehen. Diese Art der "Coopetition" (sogenannte Koopkurrenz) ist der Weg, der uns voranbringt. Unsere Bahntochter Metrans transportiert Container innerhalb Europas fast ausschließlich mit E-Loks, die für die Stromsysteme in sieben europäischen Ländern geeignet sind. Außerdem rangieren im Hamburger Hafen Hybridloks der Metrans, und für die letzte Meile setzen sowohl Metrans als auch unser Containertrucker CTD E-Lkw ein. Sobald Technik, Ladeinfrastruktur und Datenmanagement es hergeben, werden wir diese Facette grüner Mobilität noch besser integrieren. Klimaschutz bedeutet aber nicht nur den Einsatz neuer klimaschonender Technologien in Umschlag und Transport, sondern schafft auch die Möglichkeit für neue Geschäftsmodelle. Mit "HHLA Pure" bieten wir unseren Kunden ein zertifiziert klimaneutrales Servicepaket, das sowohl den Hafenumschlag als auch den Transport zwischen den Hafenterminals und ihrem jeweiligen Hinterland enthält. Es geht also darum, in der vernetzten Lieferkette nicht nur auf Zero-Emission zu setzen, sondern auf die ökologisch jeweils sinnvollste Lösung. In der internationalen Logistik ist dies bei ganzheitlicher Betrachtung - von den Rohstoff-Lieferanten über die Produktion, den Transport und die Lagerung bis hin zum Endkunden - ein kleinteiliger Prozess. Nachhaltige Transformation kann also nur Schritt für Schritt gelingen. Eine besonders wichtige Rolle für die Lieferkette nehmen die Knotenpunkte im Netz ein, wo die Übergänge zwischen den Verkehrssystemen stattfinden. Logistikdrehscheiben wie der Hamburger Hafen oder die intermodalen Terminals der Metrans im Hinterland sind auf vielfältige Weise gefordert. Sie bewegen gewaltige Mengen in kürzester Zeit, dienen in Krisenzeiten als Pufferlager und müssen flexibel auf neue Aufgaben reagieren. Diese Drehscheiben steigern also die Resilienz der gesamten Transportkette. Sie können aber auch effizient Güter von der Straße auf die Schiene verlagern. 50 Prozent Modal-Split-Anteil Dafür wegweisend ist der Eisenbahnhafen Hamburg, vor allem für den Umschlag von Containern zwischen Schiff und Bahn. Mittlerweile werden dort ungefähr so viele Container auf die Bahn verladen wie in Rotterdam, Antwerpen, Bremerhaven und Wilhelmshaven zusammen. Der Modal Split-Anteil der Bahn liegt in Hamburg bei 50 Prozent. Damit ist Deutschlands größter Seehafen in Europa unangefochtener Spitzenreiter. Insgesamt werden an der Elbe täglich etwa 210 Güterzüge mit mehr als 5500 Waggons abgewickelt - über nahezu 2000 Bahnverbindungen in den deutschen und europäischen Raum. 13 Prozent des gesamten deutschen Schienengüterverkehrs haben damit ihren Ursprung oder ihr Ziel im Hamburger Hafen. Beim nationalen Containerverkehr gehen sogar 32 Prozent der in Deutschland per Bahn transportierten Boxen durch Hamburg. Knapp 46 Millionen Tonnen Güter rollten allein im vergangenen Jahr über die Schienen der Hamburger Hafenbahn. Bahn und Schiff in Kombi Warum ist ein Eisenbahnhafen wie Hamburg nun besonders klimafreundlich? Unstrittig ist, dass die Bahn Waren viel energieeffizienter und mit weniger Schadstoffausstoß transportieren kann als der Lkw. In Hamburg wird die Bahn zusätzlich mit dem Schiff kombiniert. Containerschiffe, Erz-Bulker und Öltanker bringen ihre Ladung auf der Elbe fast 110 Kilometer ins Binnenland. Diese Revierfahrt ist bei einer ökologischen Gesamtbetrachtung - entgegen der Ansicht mancher Kritiker - ein Vorteil. Denn kein anderes Transportmittel schafft es, eine Tonne Fracht mit einem nur annähernd so geringen CO2-Fußabdruck wie ein Großschiff zu transportieren. Außerdem bringt das Containerschiff seine Ladung direkt in eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen Europas, denn mit 4226 Hektar Fläche ist der Hamburger Hafen das größte zusammenhängende Industriegebiet Deutschlands. Gäbe es nicht den Hafen als direkt angeschlossene Drehscheibe für all die hier benötigten Rohstoffe, Vorprodukte und für den Export, müssten unzählige Lkw, Züge und Schiffe sehr viel weitere Strecken zurücklegen. In Hamburg arbeiten wir überdies intensiv an einem Projekt zur Umstellung auf Landstrom mit. Dieser soll Containerschiffe mit umweltfreundlicher Energie versorgen. Den Klimawandel eindämmen Zusätzlich sorgt die HHLA-Tochter Metrans für hochfrequente Bahnverkehre zwischen Hafen und Hinterland - und zwar zertifiziert "carbon neutral" mit E-Loks. Metrans hat ein effizientes Hub & Shuttle-System entwickelt, das ähnlich funktioniert wie auf den großen Flughäfen, wo Passagiere zum Beispiel auf dem Weg von Leipzig nach New York in Frankfurt am Main umsteigen. Durch diese Bündelung werden im Intermodalverkehr kleinere und mittlere Standorte an das Metrans-Netz angebunden. Regelmäßige Shuttle-Dienste bewegen die Container zwischen verschiedenen Häfen und ihrem Hinterland. Sortiert wird dann in den tschechischen Hub-Terminals Prag und Ceská Trebová oder im slowakischen Dunajská Streda. Solche Logistiklösungen ermöglichen es einem großen Kundenkreis, für die Transporte die Bahn zu nutzen. Durch dieses Zusammenspiel, wie es im Eisenbahnhafen Hamburg funktioniert, kann der Verkehrsträger Schiene folglich seine Vorteile voll ausspielen. Und das gilt für den gesamten Logistiksektor: Nur durch die gemeinsame Entwicklung und Nutzung von integrierten Lösungen können wir unserer Verantwortung für die Eindämmung des Klimawandels gerecht werden. Autorin Angela Titzrath, HHLA Angela Titzrath, Vorstandsvorsitzende HHLA AG Titzrath studierte Wirtschaftswissenschaften und romanische Philologie und startete ihre Karriere bei Mercedes-Benz in Rom. 1991 bis 2012 war sie auf diversen Topmanagement-Positionen im Daimler-Konzern tätig. 2012 wurde sie Deutsche Post-Vorstandsmitglied. Seit 2016 ist sie HHLA-Vorstandsmitglied und dort seit 2017 Vorstandsvorsitzende.

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