Mainz/Hahn. Im Oktober musste der Hunsrück-Airport Hahn Insolvenz anmelden – obwohl das Frachtgeschäft zuletzt vom Boom des Online-Handels und von Container-Engpässen im Seegeschäft profitieren konnte. Nun schwebt den Freien Wählern (FW) vor, ihn langfristig in den „ersten klimaneutralen Frachtflughafen der Welt“ zu verwandeln. Die oppositionelle FW-Fraktion schlug das Zusammenführen von Frachtflugverkehr und dem Aufbau einer regionalen grünen Wasserstoffproduktion vor. Diese könnte am Flughafen Hahn angesiedelt werden. Mit Windrädern im Hunsrück gewonnener Strom könnte laut den FW für grünes Kerosin genutzt werden.
Der Airport gehört zu 82,5 Prozent dem angeschlagenen chinesischen Großkonzern HNA und zu 17,5 Prozent dem Land Hessen. Über den Vorstoß der Freien Wähler hat der rheinland-pfälzische Landtag am Donnerstag kontrovers diskutiert. Ob die von einer Ampel-Koalition geführte Landesregierung bei diesem Ziel helfen könne, müssten Gespräche mit dem Investor nach dem Insolvenzverfahren zeigen, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) während der Aktuellen Debatte in Mainz. Klar sei: „Wir wollen, dass diese Region stark bleibt und stärker wird.“
"Langer, schwieriger Weg"
„Die Idee hat Charme“, sagte der CDU-Abgeordnete Helmut Martin. Dies sei aber ein langer, schwieriger Weg, der auch Zwischenschritte brauche. Die politische Federführung über die Zukunft des Airports Hahn dürfe „einer Landesregierung, die bei wirtschaftlichen Infrastruktur-Projekten immer wieder versagt“, nicht allein überlassen werden; die Kommunen müssten mit einbezogen werden, sagte Martin und appellierte an die Freien Wähler, „gemeinsam wachsam zu sein“.
„Die Zeiten, in denen man dachte, der Hunsrück ist strukturschwach und hat nur Perspektiven, indem man einen Regionalflughafen ansiedelt, sind vorbei“, betonte die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion Jutta Blatzheim-Roegler. Sie sprach sich für eine Reaktivierung der Hunsrückbahn aus. „Das wollen die Kommunen vor Ort auch.“ Zudem müsse die Wirtschaft in Richtung „flugunabhängiges Gewerbe“ weiter entwickelt werden.
Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Weber, sprach sich dagegen dafür aus, „alles dran zu setzen, damit der Flughafen in Betrieb bleibt“.
Jan Bollinger von der AfD-Fraktion kritisierte, das Konzept der Freien Wähler schaffe in den nächsten 20 Jahren keine nennenswerten Arbeitsplätze. Er warf der Landesregierung vor, keine Vorkehrungen für die Insolvenz des Flughafens getroffen zu haben. (dpa/mh)