Wilhelmshaven. Ein zweites Schiff sorgt im ersten deutschen Tiefwasserhafen Wilhelmshaven kurz vor der offiziellen Eröffnung für Aufregung: Neben dem Unglücksfrachter „Flaminia“ liegt dort die „Northern Vitality“ an der Kette. Das Containerschiff darf nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums nicht auslaufen. „Es besteht der Verdacht der illegalen Abfallentsorgung“, sagte Sprecherin Inka Burow. Umweltschützer befürchten, der Frachter könnte nach seinem Verkauf in Südasien auf einen Strand gesetzt und dort unter Missachtung von Umweltstandards verschrottet werden. Der Verkaufsprozess sei nach dem Einschreiten der Behörden gestoppt, sagte am Donnerstag ein Sprecher der Norddeutschen Reederei Schuldt in Hamburg.
Die Reederei wolle Recht und Gesetz einhalten und suche mit den Behörden nach einer Lösung, sagte der Sprecher. Die „Northern Vitality“ sei mit 15 Jahren kein Schrottschiff, es seien auch keine größeren Schäden bekannt. In den vergangenen Wochen war sie beim Betreiber des neuen Containerterminals Eurogate in Wilhelmshaven als Übungsschiff für den Umschlag im Einsatz.
Die Organisation Shipbreaking Platform in Brüssel, ein Zusammenschluss von Menschenrechts-, Arbeitsrechts- und Umweltschutzorganisationen, hatte vor wenigen Tagen Alarm geschlagen. Sie appellierte an deutsche Behörden, der Frachter dürfe nicht auslaufen. An Bord seien gefährliche Stoffe wie Asbest, Kühlmittel, Ölrückstände und -schlämme sowie Schwermetalle. „Wir erwarten, dass Deutschland das bestehende Verbot einer Verbringung gefährlicher Abfälle in Entwicklungsländer umsetzt“, teilte Platform-Direktorin Ingvild Jenssen mit.
Papiere für ordnungsgemäße Entsorgung fehlen
Bisher lägen keine Papiere des Eigentümers für eine ordnungsgemäße Entsorgung vor, sagte Gerold Janßen vom Umweltamt in Wilhelmshaven. Es sei auch nicht klar, wer der aktuelle Eigentümer sei, hieß es im Umweltministerium. Es gebe jedoch Hinweise auf einen Käufer, der auf das Abwracken von Schiffen spezialisiert sei. „Das erhärtet den Verdacht der illegalen Entsorgung“, sagte Burow.
Hunderte von Schiffen, darunter viele aus Europa, werden jährlich nach Angaben der Shipbreaking Platform am indischen Strand Alang verschrottet. Meist werde nur der Stahl recycelt, zurück blieben giftige Abfälle mit gefährlichen Folgen für die Arbeiter. (dpa/bw)