Weniger Aufwand

Über 30 Jahre galten die Richtlinien für die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen nach Paragraf 70 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Nun wurden sie im Mai 2014 durch neue Empfehlungen ersetzt, die die obersten Landesbehörden abgestimmt haben. Diese wurden in der Ausgabe 12/2014 des Verkehrsblatts bekannt gegeben und lösen die im Verkehrsblatt 1980 veröffentlichten Richtlinien zu Paragraf 70 StVZO ab. "Auch wenn der Gesetzgeber die Änderungen als 'Empfehlung' bezeichnet, sind sie doch für Unternehmer und uns als Prüforganisation verpflichtend", betont Detlev Irtenkauf, Experte für Großraumund Schwertransporte bei TÜV SÜD Auto Service, und ergänzt: "Der Gesetzgeber hat die Richtlinie fortgeschrieben, um die Vorgaben für Ausnahmegenehmigungen für Großraum- und Schwertransporte an den aktuellen Stand der technischen Entwicklung anzupassen." Dazu gehören beispielsweise neue Achskonstruktionen oder höhere Motorisierungen der Sat telzug maschinen. Außerdem haben in den vergangenen drei Jahrzehnten auch die Gewichte der Transporte zugenommen, was ebenfalls in den Empfehlungen berücksichtigt wird. Damit kommt der Gesetzgeber auch den Transportunternehmern entgegen, denn der Aufwand für die Transportgenehmigung für Güter, die länger, breiter oder schwerer als der Standard sind, ist dadurch in vielen Fällen gesunken. "Bisher mussten Transporteure oft extra Einzelgenehmigungen bei den Behörden beantragen. Nun reicht unter Umständen eine Dauergenehmigung aus, die den Transport eines bestimmten Gutes auf einer festgelegten Strecke oder sogar in einem Gebiet erlaubt", sagt der Experte. Für die Beantragung der Genehmigung muss der Unternehmer ein Gutachten von einem Sachverständigen, beispielsweise von TÜV SÜD, erstellen lassen. Dieser überprüft dabei unter anderem, ob die Zugkombination die in den Empfehlungen vorgeschriebenen technischen Anforderungen, Kurvenlaufeigenschaften und den erforderlichen Achsabstand sowie alle Beleuchtungseinrich tungen aufweist. Entspricht alles den Vorschriften, stellt der Sachverständige das Gutachten nach Paragraf 70 StVZO aus, das den Behörden vorgelegt werden muss. Welche neuen Vorgaben bei diesen Transporten eingehalten werden müssen, ist konkret in den Empfehlungen 8 bis 10 festgelegt. Hier definiert der Gesetzgeber, wann Ladung als teilbar oder unteilbar gilt und welche Voraussetzungen das Fahrzeug für den jeweiligen Transport erfüllen muss. Ebenfalls festgelegt werden Grenzwerte für das Kurvenlaufverhalten (Außenradius, Kreisfahrt, Ringflächenbreite, Ausschermaß) der jeweiligen Zuglängen. Abschnitt 8 richtet sich an Züge für Großraum- und Schwertransporte. Eine Ballastierungstabelle für Zugfahrzeuge von Schwerlast-Gliederzügen führt dabei Vorgaben für die Gewichte auf. Ebenfalls ein wichtiger Punkt ist die erweiterte Definition für Achsen. So ist nun auch neben den geteilten Achsen die inzwischen ebenfalls weitverbreitete Einzelradaufhängung integriert und damit zulässig. Die Empfehlung 9 richtet sich an Sattelfahrzeuge für Langmaterial-, Großraumund Schwertransporte. Auch für diese Transporte, beispielsweise von Windkraftflügeln oder Anlagenteilen, werden genaue Anforderungen an die Sattelzugmaschine, den Anhänger sowie Größe, Gewicht und Länge des Ladeguts vorgegeben. Neu ist die maximale Anzahl der Achsen, die von acht auf maximal zehn gestiegen ist. "Diese Empfehlung ermöglicht es, schwerere Güter zu transportieren und trägt damit der zunehmenden Gewichte von Gütern Rechnung", weiß Irtenkauf. Langmaterialzüge mit gelenktem Nachläufer werden schließlich in Empfehlung 10 berücksichtigt. Hierunter fallen beispielsweise Transporte von Windkraftflügeln, aber auch Teile für Stahlbrücken oder fertige Bauteile für Dächer oder Wände von Fabriken. Für deren Transport hat sich ebenfalls die Anzahl der Achsen von acht auf maximal zehn erhöht. Außerdem neu: die Vorgabe an die Mindestmotorleistung. "Diese ist von 260 kW auf 300 kW gestiegen und wurde damit an den heutigen Standard angepasst", sagt Irtenkauf. TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Auto Service GmbH Detlev Irtenkauf Tel.: 07 91/93 91 93-18 E-Mail: detlev.irtenkauf@tuev-sued.de

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