Weiter auf Expansionskurs

Vor zehn Jahren spielten türkische Speditionen in Deutschland nur eine unbedeutende Rolle. Doch im Windschatten des Booms in der Türkei haben sich die Transportdienstleister vom Bosporus den wirtschaftlichen Rückenwind zunutze gemacht und ihre Fühler nach West- und Zentraleuropa ausgestreckt - mit beeindruckendem Erfolg. Ekol Logistics ist ein Beispiel dafür. Zwischen 2010 und 2015 hat die Spedition Wachstumsraten von 25 Prozent erzielt - pro Jahr, nicht im gesamten Zeitraum. Und ein Ende ist nicht absehbar: "Wir wollen auch 2016 weiter wachsen", sagt Wojciech Brzuska, im Vorstand von Ekol für das Geschäftsfeld International zuständig, im Gespräch mit der VerkehrsRundschau. Umsatzplus 2015: 24,8 Prozent Über Ekols Werdegang können viele deutsche Unternehmen nur staunen: Zweistellige Zuwächse sind eher selten. Dass Ekol am Anfang seiner Expansion nach Westeuropa seine Umsätze kräftig gesteigert hat, ist noch nachvollziehbar. Aber mittlerweile ist das Unternehmen in vielen Staaten schon länger vor Ort (siehe Kasten), in Deutschland zum Beispiel seit 1996. Ein Ende des Booms ist jedoch nicht absehbar. 2014 gab es zwar ein vergleichsweise geringes Umsatzplus von 10,1 Prozent, aber 2015 gingen die Erlöse wieder kräftig um 24,8 Prozent nach oben auf 504 Millionen Euro. Dieses Tempo will Ekol beibehalten. "2016 peilen wir einen Umsatz von 600 Millionen Euro an", sagt Brzuska. Doch wie gelingt es dem Unternehmen, Jahr für Jahr zweistellig zuzulegen? Brzuska nennt zwei wesentliche Treiber: "Die Mehrheit unseres Geschäftes kommt aus der Türkei. Hier ist die Entwicklung nach wie vor positiv, was das Wirtschaftswachstum, die Investitionstätigkeit und den Konsum betrifft." So betrug die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes 2015 4,0 Prozent und soll in diesem Jahr nochmals leicht höher ausfallen (4,5 Prozent). Der zweite wesentliche Umsatztreiber ist die Expansion in Europa. Ekol erweitert sein Netzwerk um immer mehr Länder. Zuletzt kamen Ungarn und Italien hinzu (beide 2013), 2014 dann Spanien und im letzten Jahr Polen. "Durch den Einstieg in die neuen Märkte gewinnen wir neue Kunden und neue Umsätze", sagt Brzuska und nennt als Beispiel Polen: "Dort wollen wir in diesem Jahr einen Umsatz von 16 Millionen Euro erwirtschaften." Aber auch in Deutschland will das Unternehmen weiter wachsen. "Wir bieten in Deutschland neben Kontraktlogistik nur internationale Transporte an", sagt der Ekol-Direktor. Da der Außenhandel weiter zunimmt, will Ekol davon profitieren. "Wir werden auch in Deutschland weiter zulegen", zeigt sich Brzuska optimistisch. Zur besonderen Strategie von Ekol gehört, dass das Unternehmen stark im intermodalen Transport tätig ist. So besitzt die Spedition eigene Fähren und befördert mit ihnen Trailer zwischen der Türkei und Griechenland, Italien und Frankreich. Von da aus nehmen die Ekol-Trailer häufig die Bahn im Kombinierten Verkehr (KV). So ist Ekol mittlerweile einer der wichtigsten Kunden von Kombiverkehr, dem größten Kombioperateur in Europa. Genutzt werden aber auch andere Dienstleister wie Rail Cargo Group, Hellmann Rail, European Cargo Logistics und TX Logistik. Der Transport per Schiene ist zwar aus ökologischen Gründen von Vorteil, bereitet Ekol jedoch ökonomische Probleme. "Die Kunden erwarten, dass die Frachtraten nicht nach oben gehen, weil der Dieselpreis so niedrig ist", sagt Brzuska. "Wir müssen dem Markt folgen, auch wenn unsere Kosten nicht so stark sinken, da unsere Züge mit Strom angetrieben werden", beklagt er. Nichtsdestotrotz betont der Ekol-Vorstand, dass sein Unternehmen schwarze Zahlen schreibt. "Allerdings entwickelt sich die Marge leider nicht so erfreulich wie der Umsatz", sagt Brzuska. Doch nicht alle Transporte lässt Ekol per Bahn befördern. Immerhin besitzt das Unternehmen einen Fuhrpark mit 1400 Lkw. Ekol will sein Niederlassungsnetz noch weiter ausdehnen. Nach Gründung einer Niederlassung Anfang des Jahres in Bulgarien ist das Unternehmen seit April in der Tschechischen Republik vertreten. Bislang hat man dort mit einer Agentur zusammengearbeitet. Für 2018 wird dort ein Umsatz von 5 Millionen Euro angestrebt. Bereits jetzt fährt vier Mal die Woche ein Zug von Triest nach Ostrava. Noch in diesem Jahr soll sich diese Zahl auf sechs erhöhen. Im Nachbarland Slowakei will Ekol Ende 2016/Anfang 2017 eine Gesellschaft gründen. "Wir planen zudem auch die Gründung weiterer Niederlassungen in Slowenien, Kroatien und Österreich", sagt Brzuska, "noch nicht in diesem Jahr, aber vielleicht 2017". Im Iran will Ekol kräftig wachsen Viel verspricht er sich von dem Engagement in Iran. "Wir werden dort ein Unternehmen gründen und kaufen gerade ein Grundstück, um in der Nähe von Teheran ein 20.000 Quadratmeter großes Lager für ein Konsumgüterunternehmen zu errichten", sagt Brzuska. Der Bau eines zweiten Lagers ist 2017 geplant. "Iran ist ein Land mit 80 Millionen Menschen, ein reiches Land aufgrund der Ölvorkommen und mit einem großen Nachholbedarf aufgrund des Embargos", zählt er die Vorteile auf. Ekol sieht er optimal platziert, weil die Türkei sich in der Nachbarschaft befindet, Ekol schon im Iran tätig gewesen ist und Kunden zum Beispiel aus der Automobil-, der Konsumgüterund Elektroindustrie bereits ein großes Interesse gezeigt hätten. Es gibt aber noch weitere Projekte, die für zusätzliche Aufträge bei der türkischen Spedition sorgen sollen. So baut Ekol gerade in der Nähe von Istanbul einen Hafen, der im Juli/August fertig sein soll und von dem dann die Ro-Ro-Schiffe ablegen sollen. Eine neue Zugverbindung wird es in wenigen Wochen zwischen Sete und Paris geben. Hat sich diese Route etabliert, soll eine Fährverbindung zwischen Sete und Marokko eingerichtet werden: Zahlreiche neue Projekte, mit denen Ekol weiter am Wachstumskurs festhält. Mehr zum Thema im Dossier Kombinierter Verkehr www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten zu Ekol: Automobilindustrie wichtigste Kundenbranche Die Spedition Ekol Logistics wurde 1990 gegründet. 1996 wurde die erste ausländische Niederlassung gegründet, in Deutschland (Mannheim). Ab 2011 ging es mit der Ausweitung des europäischen Netzwerkes Schlag auf Schlag: Auf Rumänien (2011) folgten ein Jahr später Frankreich, Griechenland, Ukraine und Bosnien Herzegowina (alle 2012). 2013 war Ekol dann mit eigenen Gesellschaften in Italien und Ungarn präsent. 2014 kam Spanien und im letzten Jahr Polen hinzu. Das Unternehmen versucht dabei, Kunden aus möglichst unterschiedlichen Branchen zu gewinnen (siehe Grafik links): Geht es in dem einen Wirtschaftszweig runter, kann Ekol den Rückgang mit anderen Branchen ausgleichen, in denen das Geschäft womöglich etwas besser läuft.Der Kombinierte Verkehr spielt für Ekol eine wichtige Rolle. Neben den 1400 Lkw verfügt die Spedition über 3000 Trailer, 520 Container und fünf Fähren. Gerade die deutsche Niederlassung nutzt den KV intensiv. 2013 hat die Tochter Ekol Logistik GmbH mit Sitz in Mannheim laut Bundesanzeiger einen Umsatz von 29,9 Millionen Euro erwirtschaftet (+35,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). 268 Mitarbeiter erwirtschafteten einen Jahresüberschuss von 79.000 Euro. Das Unternehmen war in dem Jahr unter anderem als Gebietsspediteur für VW auf der Relation Deutschland - Türkei tätig. cdQuelle für die Grafik: Ekol Logistics

Weiter auf Expansionskurs

Aufkommen im vierten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal

Entsenderegeln in Europa 2022

HASHTAG

#Schienenverkehr

Brenner-Tunnel könnte kombinierten Verkehr voranbringen

Flüchtlinge aus Syrien im Güterzug nach Deutschland versteckt

Hermann warnt vor Ausdünnung des Schienen-Güterverkehrs

MEISTGELESEN

Quantron von Insolvenzverwalter verkauft

Bildergalerie: Die Gäste der VerkehrsRundschau Gala 2025

Verkehrsrundschau-Gala: Das sind die Preisträger 2025

WEITERLESEN

NEWSLETTER