Berlin. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die Lage der Deutschen Bahn in der Corona-Krise als dramatisch bezeichnet - und sich für ein neues Bahnbündnis stark gemacht. Der kommissarische Vorsitzender der Gewerkschaft, Klaus-Dieter Hommel, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Einbrüche bei den Fahrgastzahlen sind fatal, die Fixkosten aber hoch. Es wird lange dauern, bis das Vorkrisen-Niveau erreicht ist.“ Der Eigentümer - der Bund - müsse die Bahn nun finanziell unterstützen.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur benötigt der bundeseigene Konzern bis 2024 rund acht bis zehn Milliarden Euro - davon könnte die Bahn bis zur Hälfte übernehmen.
Die Bahn hat ihr Angebot in der Corona-Krise zurückgefahren, der größte Teil des Fahrplans wurde aber aufrechterhalten - um eine Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Die Fahrgastzahlen im Fernverkehr sind jedoch eingebrochen, auf 10 bis 15 Prozent des Niveaus vor der Krise.
Forderung nach höherer Verschuldung oder mehr Eigenkapital
Hommel sagte: „Einschnitte beim Personal sind für uns tabu, ebenso wie bei den Investitionen. Es gibt nach wie vor einen Sanierungsstau bei der Bahn. Denkbar wären eine höhere Verschuldung oder ein höheres Eigenkapital. Wir brauchen Kontinuität bei der Bahn.“ Die Politik müsse sich nun zur Bahn als umweltfreundlichem Verkehrsträger bekennen.
Die Krise müsse aber auch als Chance betrachtet werden, sagte Hommel. „Wir brauchen ein neues Bahnbündnis, um für das System Bahn die Weichen für die Zukunft zu stellen. Mobilität muss viel mehr verkehrsträgerübergreifend gedacht werden. Die Akteure rund um das System Bahn müssen viel mehr als bisher an einem Strang ziehen, damit die Bahn durch die Krise nicht langfristig geschwächt wird.“ (dpa/sn)