Wartezeit an der Rampe im Fokus

Interview Wartezeit an der Rampe im Fokus Schwarzarbeit, eine Initiative zur Verringerung der Wartezeiten an den Rampen: Themen, die die Amö bewegen. Ein Interview mit dem Geschäftsführer Dierk Hochgesang. Viele Transportunternehmen klagen über die derzeitige wirtschaftliche Lage. Ergeht es den Möbelspediteuren besser? Wir haben kein einheitliches Bild: Bei einigen Unternehmen lässt die Auftragslage zu wünschen übrig oder sind die Preise wenig auskömmlich. Andere sind hingegen sehr zufrieden. Leiden Möbelspeditionen eher unter der Auftragslage oder unter den Frachtraten? Vielen Umzugsspeditionen machen die wenig auskömmlichen Preise zu schaffen. Dieses Problem ist nicht neu, obwohl wir jetzt Tendenzen beobachten, dass der Kunde nicht nur immer den billigsten will. Wie sieht es in der Neumöbelspedition aus? Hier ist das Geschäft maßgeblich von der Entwicklung der deutschen Möbelindustrie abhängig. Die verzeichnet derzeit Einbrüche, die sich je nach Marktbereich im zweistelligen Prozentsatz bewegen. Vor allem das Geschäft ins europäische Ausland schwächelt. Aber auch im Inland wird die deutsche Industrie zunehmend durch Möbelimporte ersetzt. Andererseits hat der Internethandel in den letzten Jahren spürbar an Schwung gewonnen. Die Mengenzuwächse sind mittlerweile zweistellig. Wer sind hier die Treiber? Das sind vor allem finanzkräftige Quereinsteiger wie bei Home 24: Dahinter steht der Internetkonzern Rocket Internet, der auch Zalando betreibt. Oder Moebel.de, bei dem jetzt ein Tochterunternehmen von Pro Sieben/Sat 1 die Finger im Spiel hat. Da kann sich die Möbelspedition über ein neues Geschäftsfeld freuen. Ja, aber zum einen stoßen die Verteilspediteure mit ihren Umschlagkapazitäten zeitweise an ihre Grenzen. Zum anderen weiß man ja: Leistungen, die über das Internet angeboten werden, sollen immer möglichst billig sein. Daher wird die Auslieferung, manchmal sogar die Aufstellung der Möbel, kostenlos angeboten. Wer zahlt dann drauf: der Möbellogistiker oder der Portalbetreiber? Das ist derzeit nicht absehbar. Aber die Auslieferung von Möbeln ist ungleich aufwendiger als der Versand von Textilien oder Büchern, die sich mit Paketdiensten verschicken lassen. Andererseits können solche Portale ohne eine funktionierende Logistik gar nicht erfolgreich sein. Besteht darin nicht eine große Chance für Neumöbelspediteure? Nicht nur für die Möbelspediteure, sondern auch für die Umzugsspeditionen. Denn letztlich ist es egal, ob ich gebrauchte Möbel in ein Haus liefere oder neue. Wo sehen Sie die größten Probleme für Ihre Branche? Derzeit in der Durchsetzung der Marktordnung. Wir haben weiterhin in der Umzugsspedition das Einfallstor, dass illegal tätige Unternehmen im Markt ihre Leistungen anbringen können, ohne dass sie an der Ausübung gehindert werden. Kontrollen durch den Staat sind viel zu selten. Wie viel Prozent des Umsatzes in der Möbelspedition wird „schwarz“ erwirtschaftet? Ich würde den auf bis zu 20 Prozent schätzen, gerade in den Ballungszentren. In der Vergangenheit war im Möbelhandel die Wartezeit an der Rampe ein Sorgenkind. Hat sich die Situation verbessert? Nein. Aber wir sind zuversichtlich, dieses Problem zumindest entschärfen zu können. Anfang Oktober haben wir dazu eine gemeinsame Runde mit Möbelindustrie und -handel, die unter dem Namen Zimlog – Zukunftsinitiative Möbellogistik – tagt. Das Verständnis beim Möbelhandel, hier etwas zu ändern, ist da. Wir wollen unter der Moderation des Beratungsunternehmens HWH, das ja bereits im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums eine Studie zu den Problemen und Lösungen an der Rampe erstellt hat, eine Bestandsaufnahme machen, um dann nach Wegen zu suchen, wie man das Problem bewältigen kann. Mit welchen Entwicklungen rechnen Sie 2014 für die Möbelspedition? In der Neumöbelspedition wird sich die Entwicklung der letzten Jahre fortsetzen. Die Exporte in unsere Nachbarländer werden schwach bleiben, im Inland hingegen wird sich nicht viel ändern: Es wird weiterhin gebaut und damit werden Möbel benötigt. Die Nachfrage nach hochwertigen Möbeln bleibt stark. Und immer mehr Möbel werden über das Internet verkauft. Und im Umzugsbereich? Dort gehe ich davon aus, dass im nächsten Jahr die Zahl der Objektumzüge in der Wirtschaft steigt. Bei den Privatumzügen nehmen die billigen Umzüge zu, aber auch die hochwertigen. Das Internet wird als Vertriebsschiene an Bedeutung gewinnen. Wir selbst werden zur Messe Möbellogistik eine neue Homepage an den Start bringen. Dort können sich Mitgliedsunternehmen darstellen, damit sich der Umziehende über die Leistungen der jeweiligen Speditionen informieren kann. Arbeitet die Amö mit einem Online-Portal zusammen? Wir haben gerade das Ende der Zusammenarbeit mit dem letzten Onlineportal beschlossen. Warum? So ein Portalbetreiber muss Geld verdienen. Da schlagen die Betreiber Wege ein, die wir als Verband nicht mittragen können. Wenn zum Beispiel Beliebigkeit bei der Auswahl der Möbelspeditionen herrscht und auf formale Kriterien außer auf die Gewerbeanmeldung kein Wert gelegt wird, findet für unsere Mitglieder der Wettbewerb nicht auf Augenhöhe statt. Da wir jetzt sogar Qualitätskontrollen bei den Mitgliedsunternehmen durchführen lassen, ist das ein gravierender Widerspruch. An diesem Wochenende findet die Mölo in Kassel statt, die von der Amö unterstützt wird. Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit der Messe? Ich bin zuversichtlich, dass die Besucherzahl steigen wird. Darauf deuten einige Indikatoren hin wie verschiedene Veranstaltungen, zu denen sich Unternehmen auf der Messe treffen wollen. Wir haben auch von unseren Mitgliedern eine gute Resonanz. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass es auch 2015 wieder eine Mölo geben wird. ❙❚■ Michael Cordes Vita Dierk Hochgesang Dierk Hochgesang ist Geschäftsführer des Bundesverbandes Möbelspedition (Amö). Hochgesang ist am 9. Juni 1969 in Bad Nauheim geboren. 1990 bis 1994 studierte er Staats- und Sozialwissenschaften an der Universität der Bundeswehr München und beendete sein Studium als Diplom-Staatswissenschaftler. Seit 2001 ist Hochgesang bei der Amö. Bis 2008 war er als Pressesprecher für den Verband tätig. Das Amt als Geschäftsführer übt er seit 2008 aus. Hochgesang ist seit 2008 auch Geschäftsführer der GIM (Gruppe Internationaler Möbelspediteure) e.V. Zudem ist er Mitglied des Lenkungsgremiums der SVG-Zertifizierungsdienst GmbH und Mitglied im Messebeirat der Messe Möbellogistik (MöLo). cd Amö 1000 Mitgliedsunternehmen Der Bundesverband Möbelspedition (Amö) vertritt die Interessen der Umzugs-, Handelsmöbel-, Kunstspediteure sowie Spediteure von EDV und Medizintechnik. Dem Verband gehören 18 Landesverbände an, in denen 1000 Möbelspeditionen organisiert sind. Nach Aussagen der Amö sind 2013 bislang 19 Abgänge aufgrund von Insolvenzen, Gewerbeabmeldungen, -aufgaben zu verzeichnen. 2009 fand auf Initiative der Amö erstmals die Internationale Fachmesse für Möbellogistik, Umzugsspedition und Service (Mölo) statt. 2013 gibt es vom 19. bis 21. September die dritte Auflage. Mehr Infos im Internet unter: www.moelo.de. Am Rande der Mölo tagt auch die Amö-Delegiertenversammlung. cd „Ich würde den Anteil der Schwarzarbeit auf bis zu 20 Prozent schätzen“ Dierk Hochgesang Geschäftsführer der Amö

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