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Guido Follert vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML zeigt sich zufrieden. Er hat das Forschungsprojekt Hub2Move geleitet und ist sich sicher: "Das Umschlagszentrum der Zukunft ist innerhalb weniger Tage an neue Anforderungen anpassbar." Nach Abschluss des Forschungsprojektes wurden inzwischen Lösungen realisiert, die sich in der Praxis bereits bewähren und "insbesondere KMU bei der digitalen Transformation zu Industrie 4.0 unterstützen", so Andreas Trautmann, Projektpartner Logata Digital Solutions. Zwei Jahre lang haben die Projektpartner Fraunhofer IML, Lanfer Automation, Logata Digital Solutions, Ryll und Still an der Entwicklung von Komponenten und Lösungen gearbeitet, die Logistikdienstleistern bei der Gestaltung ihrer Geschäftsprozesse und -modelle mehr Flexibilität und Mobilität ermöglichen sollen. Mit Stute Logistics brachte ein Praxispartner die Anforderungen des Umschlagalltags ein (siehe Interview Seite 100). Logistikdienstleister als Nomaden Gerade vor dem Hintergrund sich immer schneller ändernder Anforderungen an logistische Umschlaganlagen skizziert Hub2Move ein neues Konzept. Denn Logistikanlagen, die in ihrer technischen Lebensdauer auf etwa 15 bis 20 Jahre ausgelegt sind, können bereits nach wenigen Jahren ihre Effizienz und Wirtschaftlichkeit einbüßen. Eine flexible "Gebäude"-Hülle, modular konzipierte Materialflusskomponenten und intelligente Steuerungssoftware, die ohne aufwendige Programmierung die erforderlichen Steuerungsfunktionen übernimmt und die Koordinierung wechselnder Prozesse trägt, "können gegenüber der heutigen starren Logik von Hubnetzwerken durchaus Vorteile bieten", folgert Ralph Ehmann, Gründer und Vorstand von IWL. Logistikdienstleister kalkulierten eine Anfrage mit ihren Ressourcen an festen Standorten. Dies führe dazu, dass nicht immer der günstigste Preis erzielt werden könne. "Für den benötigten Zweck ließen sich flexible Standorte installieren", veranschaulicht Ehmann. "Dies reduziert sicher die Transporte, die Kosten und verbessert die CO2-Bilanz." Logistikdienstleister als Nomaden. Wann immer und wo immer ein Lagerbetreiber seine Kapazitäten erweitern oder ein Kontraktlogistiker einen Standort kurzfristig wechseln beziehungsweise neu einrichten muss, schlägt er sein Zelt auf, verbindet darin die modularen Fördertechnikkomponenten - und los geht's. Folglich sieht Guido Faßbender, Mitglied der Geschäftsführung von Projektpartner Lanfer Automation, als Zielgruppe für die "Hub2Move-Modultechnik" vor allem "Anwender, die vor- und nachgelagerte Logistikprozesse, insbesondere Distributionslogistik, nutzen und bei einem Strukturausbau ihrer Kunden auf Ortsveränderungen reagieren müssen", sowie "saisonal getriebene Anwender, die je nach Masse und Sortimentsvielfalt kurzfristig auf Änderungen reagieren müssen". Gleichwohl: Die Idee allein genügt nicht. Die Komponenten machen den Erfolg. Auf Basis definierter Schnittstellen ließen sich Hardwarekomponenten und Softwarefunktionen kapseln und wären sowohl mobil als auch schnell modernisierbar. Die Anwender könnten ihre Geschäftsmodelle und -prozesse flexibel an die Markt- und Kundenanforderungen anpassen, ihre Betriebs- und Modernisierungskosten reduzieren und die modulare Intralogistik-Technik ihrer Betriebsstätten je nach Bedarf verlagern. Als mittelfristige Perspektive einer modularen, mobilen Materialflusstechnik ist zudem ein interessantes Geschäftsmodell denkbar: Es könnte zu leihen beziehungsweise zu leasen sein. Fördertechnik wie Schienen koppeln Die Projektpartner brachten teilweise eigene Entwicklungsprojekte in das Forschungsprojekt ein, um im Rahmen von Hub2Move einen ganzheitlichen Lösungsansatz für das mobile Lager zu generieren. Transportanlagen Ryll übernahm "den mechanischen Part", so Prokurist Heinrich Kötting, und entwarf frei kombinierbare Fördertechnik-Baugruppen, die sich "dank neuartiger Schnellverschlüsse wie Eisenbahnschienen miteinander verbinden lassen". Für die Mechanik-Elemente ging es bei Hub2Move laut Kötting darum, eine Logik für die Baueinheiten der Fördertechnik zu entwickeln, die erforderlichen Elemente nach dem Baukasten-Prinzip zu definieren, Schnittstellen zu anderen Gewerken wie etwa Gabelstaplern zu standardisieren und auf dieser Grundlage beispielhafte Förderer zu bauen. "Daran arbeiten andere natürlich auch", resümiert Kötting. "Aber das Forschungsprojekt bot den Vorteil, dass in der konzertierten Entwicklungsarbeit die bisherige Logik für die Steuerung der Systeme aufgebrochen wurde - weg von einem Hauptschalter, hin zu autarken Steuerungen an den Komponenten." Das ermöglicht die Konstruktion leichter veränderbarer Fördertechnik-Anlagen. Für die Entwicklung entsprechender Steuerungen war die Lanfer Automation am Projekt beteiligt. "Wir haben Softwaremodule und elektrotechnische Hardwarekomponenten eingebracht, die auf die verschiedenen mechanischen Fördertechnikelemente aufgesetzt werden", sagt Faßbender und charakterisiert deren Besonderheit: "Diese Systeme sind steckbar ausgeführt und können flexibel miteinander kombiniert werden." Als wichtige technologische Entwicklung galt im Projekt zudem die Koordination zellularer Transportsysteme und autonomer Standard-Flurförderzeuge, die zeitgleich dieselbe Verkehrsfläche nutzen und ihre Transportabläufe miteinander abstimmen müssen. Neben der Ausstattung von Fördertechnik- und Flurförderzeugen mit mobilen, dezentralen Steuerungseinheiten galt es, das Zusammenspiel der Transport- und Geschäftsprozesse durch eine flexible IT-Plattform zu koordinieren. Die Basis dafür legte die Cloud-basierte Plattform Logistics-Mall.com des IML. Gemeinsam mit Logata wurde für den Bereich der automatischen Materialflusssteuerung ein neues Modul für ein intelligentes Transportmanagement (TAM) entwickelt, das in seiner Funktionalität maßgeblich auf die "wandlungsfähige Stetigfördertechnik und die autonomen Flurfördersysteme abzielt", unterstreicht Trautmann. Also: veränderbar und ortsunabhängig. Das entwickelte TAM bietet allgemeingültige Dienste im Sinne des Internets der Dinge, die von den fördertechnischen Komponenten genutzt werden. Um Transportaufträge zugewiesen zu bekommen, melden sie sich am TAM an. Das System vergibt dann die Aufträge an die eingesetzten Komponenten. Die führen die Transportaufträge autonom aus und melden dies an das TAM zurück. Besonderheit: Die Daten jedes Transportauftrags sowie jedes Statuswechsels werden in der Cloud abgelegt. Dort sind zudem weitere Prozessdaten wie etwa Transporteinheiten und Lagerbestände abrufbar. Auf diese Weise kann das TAM als übergeordnetes System für die Prozesskoordination vollkommen ortsunabhängig von den Fördersystemen betrieben werden. Nächster Schritt: Praxistauglichkeit Die Ergebnisse des Forschungsprojektes wurden schließlich in einem sogenannten Demonstrator zusammengefasst, der "die Machbarkeit des Konzeptes nachweist", so Projektleiter Follert vom Fraunhofer IML, und die organisatorische Einbettung wandlungsfähiger Materialflusstechnik im Kontext betrieblicher Abläufe darstellt (siehe Kasten S. 99). Über die Software hinaus konnten die Projektteilnehmer ihre Komponenten jedoch noch nicht in marktreife Systeme überführen. Lanfer-Geschäftsführer Faßbender verweist in diesem Zusammenhang auf den Anspruch eines Forschungsprojektes: "Es dient der Grundlagenforschung. Hub-2Move war ein Forschungsprojekt - dementsprechend ist die Praxistauglichkeit noch nicht nachgewiesen." Mehr finden Sie im Dossier Logistikimmobilien www.verkehrsrundschau.de/dossiers Hoher Automatisierungsgrad durch Vernetzung Innere Wandlungsfähigkeit eines Umschlagszentrums Mit drei verschiedenen Szenarien dokumentiert Hub2Move die innere Wandlungsfähigkeit eines Umschlagszentrums durch intelligente Technik und informationstechnologische Vernetzung von Maschinen und Systemen:- Stetigfördertechnik, die sich aus einzelnen Fördermodulen flexibel und schnell zusammensetzen lässt - jedes Fördermodul ausgestattet mit einer Steuerung, die sich selbst konfiguriert;- für mobile Transporte kommen Fahrerlose Transportsysteme zum Einsatz, die ihre Wege dank einer dezentralen und herstellerneutralen Verkehrsregelung konfliktfrei selbst organisieren:- ein Cloud-basiertes Transportauftragsmanagement, das als Applikation (App) in die Logistics-Mall des Fraunhofer IML integriert ist, vernetzte Hardware, Auftragsdaten und Fertigungsprozesse.Die Gesamtkonzeption ist auf das Prinzip"Automatisierung on Demand" ausgelegt: Jeder Anwender kann den Grad der Automatisierung - manuell, assistierend oder vollautonom - an seinem Bedarf ausrichten. rbb

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