Vorbericht Bauma

Vorbericht Bauma Das ganz große Liften „Think big“ lautet einmal mehr das Motto der Messe Bauma. Unser Vorbericht stellt eine Auswahl von Neuheiten vor, die in München auf potenzielle Kunden warten. Die Bauma nahm Dautel-Inhaber Rutger Dautel zum Anlass, die 2010 eingeführte DK-Reihe nochmal zu überarbeiten. Aber Vertriebsleiter Manfred Keim und Konstruktionsleiter Klaus Schönberger hatten so viele Verbesserungsvorschläge, dass der Inhaber das Budget für die Neuen überzog – die Leingartener sind eben Perfektionisten. Acht Punkte wurden optimiert: Nutzlast, Sicherheit, Kippstabilität, zuverlässige Hydraulik, Lasi, Fertigung, Bedien- und Servicekomfort und Sicherheit. Doch der Reihe nach: Die eng verrippte, geschlossene Bodengruppe mit 50 Prozent Spantendichte wird jetzt komplett robotergeschweißt. Die ganzen Innenseiten bestehen aus Hardox 450. Eine neue Zentralschmierstelle fahrerseitig hinter der Kabine ermöglicht das komlette Abschmieren des DSK, ohne ankippen zu müssen. Im Hinblick auf Euro 6 versuchte man, die ohnehin eher leichten Dreiseitenkipper nochmal abzuspecken und reklamiert gegenüber vergleichbaren Produkten des Marktführers zwischen 150 und 230 Kilo Nutzlastvorteil. So wäre Euro 6 kompensiert. Neu sind auch die schraub- und verstellbaren Kipplager, die eine größere Freiheit beim Aufsetzen aufs Fahrgestell bieten sowie die neuen Beschläge, die jetzt alle mit Zink/Nickel beschichtet sind und so schweren Korrossionsschutz bieten. Die Stirnwand als variantenträchtigstes Teil ist jetzt geschraubt statt geschweißt und erleichtert zusammen mit dem generell erhöhten Schraubanteil eine späte Variantenfestlegung. Dautel kennt seine Kunden, die gern zwei Wochen vor Auslieferung noch etwas geändert haben möchten. Mehr Flexibilität brauchen die Unternehmen auch bei der Lasi: Darum bauen alle Dautel-Kipper (auch die Versionen mit Bordmatic oder stärkeren Aluwänden) innen 2420 Millimeter breit und bieten neue, ebenerdige Klappösen. Deren Prinzip kennt man ähnlich aus München, doch Dautel hat es leicht abgewandelt: An den vier Ecken sitzen schwere Acht-Tonnen-Ösen und alle Klapphaken lassen sich notfalls von außen per Hammer wieder gängig machen, falls sie einmal festgebacken sein sollten. Nachdem mehrere neugierige Standbesucher vor einigen Jahren eine komplette Bordwand auf den Boden fallen ließen, da sie gleichzeitig alle Entriegelungen öffneten, sperrt Dautel diese jetzt gegenseitig mit zwei patentierten Teilscheiben: Öffnet man die Bordwand am oberen Hebel zum Abklappen oder am unteren zum Pendeln, blockiert der jeweilige Griff per Teilscheibe das Gegenüber. Das gilt nicht nur für oben und unten, sondern auch für vorn und hinten. Folglich kann die Bordwand nicht mehr aus Versehen komplett aus den Haltern fliegen, falls unbedacht mehrere Hebel gezogen werden. Ein Riesenschritt für die Sicherheit Da es für Kipper noch keine Maschinenrichtlinien gibt, will Dautel hier dem Ernstfall vorgreifen: „In der Risikoanalyse kann eine gut 300 Kilo schwere Bordwand für einen Todesfall sorgen“, erklärt Schönberger dazu. Anders ist es bei der hinteren Bordwand, die in einigen Praxisfällen bewusst ausgehängt wird. Da sie innen liegt, bietet der DSK auch keine „Schmutzecken“: Egal, welche Bordwand abgeklappt ist – nirgends bleibt eine Eckrunge mit Kante stehen, an der sich Ladegut sammeln kann. Bei der Außenwand galt es, das richtige Maß der sanften Abkantung und Bombierung zu finden, damit der Membraneffekt gewahrt bleibt: Kantet man zu stark, verliert die Außenwand ihre Flexibilität und weist nach einem Steinschlag eine bleibende Beule auf – ein Thema, dass zuletzt auch andere Kipperhersteller ähnlich lösen mussten. Am Hilfsrahmen setzt Dautel nach wie vor auf die geschlossene Rohrbauweise mit 460 Millimetern Höhe. Da im Heckbereich ein zusätzliches Aussteifungskreuz eingezogen ist, verzichten die Leingartner in allen Fällen auf eine stabilisierende Kippschere. Nicht aber auf eine Gummiummantelung der Fangseile, die so nirgends scheuern und so den Lack abtragen können. Beim finnischen Nummi HD-8-Stufenzylinder sind alle Stufen hartverchromt. Das hochwertige Hydraulik-Paket runden Tries-Steuersysteme und Hydro Leduc-Axialkolbenpumpen ab. Vorgestellt werden die neuen DSK in der Halle B4, am Stand 105/206 A. ➞ Zu sehen sind die Dautel-Brücken auch auf dem Rücken des gleichfalls gelifteten Volvo FMX (Halle C4, Stand 319/719), der optisch an FH und FM angeglichen wird. Heißt: Alter Rohbau, neue Armaturen und Euro-6-Motoren. Die im VW-Umbaustrudel befindlichen LKW-Töchter Scania (B4, 102/202) und MAN (B4, 209/307) bringen ebenfalls neue Euro-6-Autos, Branchenmodelle für Minen und mehr oder weniger große Facelifts wie den Bau-TGS und den Scania Streamline für den Zuliefererverkehr. Aufs Liften hat sich auch Daimler (B4, 104/106/204) bei der Atego-Kabine beschränkt. Darunter gibt es neue Euro-6-Motoren. Größer wird der Daimler-Auftritt mit dem neuen Arocs, außerdem stellen die Schwaben ein Citan-Branchenmodell auf die Messe. Iveco (B 205/306) tut dies in Form eines Daily 4x4 mit flexiblem Sonntag-Wechselsystem und präsentiert den neuen Euro 6-Trakker und Astra-Derivate. Überraschung in der Schachtel Eifrig am Produkt-Liften ist auch Goldhofer (F8, N823/1): Neben der Flügeltransportvorrichtung FTV 300 und dem für den Fräsentransport gedachten STN-L3 steht auch die „Expert“ genannte Allround-Anhängerreihe dort. Dazu kommt der Satteltieflader STZ-P8. Der Paukenschlag aber wird in der sogenannten „Innovationsbox“ zu finden sein. Man darf von einem neuen Schwer- respektiveSchwerstlastprodukt ausgehen, das mit weniger Eigengewicht samt steiferem Rahmen mehr Nutzlast bietet. Auch bei den Schwerlastmodulen wollen die Memminger nochmal nachlegen. Hier kündigt auch die TII-Gruppe (F7, N 828) mit Scheuerle, Nicolas und Kamag Neues an: Unter anderem den 10 Tonnen leichten SPMT light, der auf 6,056 mal 2,438 Metern Fläche 48 Tonnen pro (Pendel-)Achslinie laden kann. Für den Vortrieb sorgt ein 56 kW starker Deutz-Diesel. Für Windkrafttransporte ist ein neuer Turmdreh-Adapter gedacht, während für Baufahrzeugtransporteure der neue Euro-Compact-Tieflader interessant sein dürfte, der 60 Grad Lenkeinschlag am hinteren Boogie und 65 Grad Einschlag am vorderen Pendelachsdolly bieten soll. Dazu kommen Superflex-Teleskoptieflader, die es in Drei- bis Achtachsvarianten gibt und die neue Generation des Nicholas MHD G2. Dieses Transportmodul für extrem hohe Punktlasten soll mit extrem niedrigen Plattformhöhen punkten. Mit bescheideneren Tonnagen feiert dagegen Langendorf (F8, N825/2) seine Rückkehr aus der Insolvenz. Die Waltroper zeigen die neue Tiefladerreihe, die jetzt modular aufgebaut ist. Die kürzeste Zweiachsversion bietet ein 6,4-Meter-Tiefbett, die längste teleskopierbare Variante streckt sich da bis zu 12,2 Meter. Als Vierachser samt Einachsdolly will Langendorf den Kunden so bis zu 47,7 Tonnen Nutzlast ermöglichen. Schwer nachgelegt wurde auch bei den Kippern, wobei manche Details der 5,25 Meter langen und 17 Kubik fassenden HMS-HS-Mulde an die Marktbegleiter erinnern: Der dreiteilige Aufbau in halbrunder Schalenbauweise besteht aus Hardox HB 450. Dabei sind Boden- und Seitenwände nicht wie üblich im Autogen-Schweißverfahren mittels eines Schweißdrahtes verbunden, sondern ohne Zuführung eines Zusatzstoffes lasergeschweißt. „Das führt zu einem deutlich geringeren Wärmeeinfluss auf das Material und dadurch zu erheblich reduziertem thermischen Verzug“, erklärt Langendorf-Geschäftsführer Bernhard Hölscher. Da das Gefüge so weniger geschwächt wird, sollen sich bei reduziertem Gewicht und (schweiß)-nahtloser Optik Lebensdauer und Robustheit erhöhen. Die Ladungssicherung übernimmt ein Marcolin Schiebeverdeck, das sich vom Boden aus per Funkfernsteuerung öffnen und schließen lässt. Bei den Kipper-Funkfernsteuerungen gehen die Meinungen der Hersteller derzeit etwas auseinander: Während Dautel aufgrund mangelnder Nachfrage noch keine Fernsteuerung anbietet, stellt Meiller (F6, 616/2) bereits die zweite Generation der stabilen Isar-Control vor, die sich zur Not auch mit dicken Handschuhen noch halbwegs feinfühlig regeln lässt. Schmitz-Cargobull (B4, 207/304) möchte dagegen künftig das ohnehin vorhandene Smartphone nutzen, um den Kipper zu bedienen und zu überwachen. Warnhinweise und Infos zum Fahrzeug sollen ebenfalls direkt auf das Smartphone kommuniziert werden. Auf die Art wollen die Cargobullen auch die Sicherheit ihrer Fahrzeuge erhöhen. Im Hardware-Bereich setzt man auch in Horstmar respektive Gotha weiter auf das Dauerthema „mehr Stabilität bei noch weniger Gewicht“. Das trifft immer auch auf die Neuentwicklungen von Schwarzmüller (F8, 825/4) zu. Nachdem die Kippaufbauten und Tieflader erst in den letzten Jahren komplett neu entwickelt wurden, ist zur Bauma eher mit teils tief greifenden Detailverbesserungen zu rechnen, die auf einem komplett neuen Messestand präsentiert werden. Fliegl (F10, 1018/3) verlegt sich dieses Mal eher auf die Tieflader und Plattform- anhänger und fährt mit dem Dreiachssatteltieflader SDS 470 T, dem Tiefladeanhänger DTS 300 P, dem Tandemtiefbett TTS 89 und dem Tandem-Plattformtrailer TPS 118 einen Querschnitt des kompletten Bau- und Galabauprogramms auf. Dazu kommt der Dreiachskippsattel DHKA 350, auf dem die Thüringer eine neue konische 25-Kubik-Alumulde präsentieren, die das Schütten und die Aerodynamik optimieren soll. Keine Achslastprobleme ohne Hochbett Das komplette Tieflader-Programm zeigt auch Zandt Cargo (F8, 825/1). Dabei bietet Manfred Zandt nicht nur den neuen Vierachser der ATP-400-Serie ohne Hochbett an, sondern auch kundenspezifischere Varianten mit überfahrbaren Radmulden. Außerdem hat Zandt auch Tandem- und Tridem-Tieflader im gut aufgefächerten Programm. Noch nicht ganz entschieden hat sich Humbaur (F8, N 829/5) respektive Kögel (B4, 310) in Sachen Tieflader: Da viele Kunden die ersten Modelle in „gelb“ als Humbaur bestellten, verkauft der Vertrieb die schweren Vierachser weiterhin auch unter dieser Marke, obwohl alles ab 18 Tonnen Gesamtgewicht eigentlich in rot unter dem Namen „Kögel“ läuft. Klar ist die Sache dagegen beim Dreiachsbaustoffsattel „Multi“, der zur Bauma mit den neuen Kipperversionen am Kögel-Stand steht. Kässbohrer (F7, N 721/4) ist ebenfalls mit Tiefladern präsent. Es-Ge (F7, N 720/6) nutzt die Messe einmal mehr, um Spezialisten zu präsentieren: Die Essener bringen zwei Tieflader nach München. Darunter ein nur 16 Tonnen „leichter“ Siebenachser mit Reibungslenkung, der wegen seines niedrigen Leergewichts und der günstigen Preise vor allem für den Fernverkehr gedacht ist. Dazu kommt ein Zweiachsschräglader, mit dem Güter bis sechs Meter Breite und 26,8 Tonnen Gewicht noch auf der Straße gefahren werden können. Natürlich sind die Tieflader auch zu mieten. Den Es-Ge-Auftritt ergänzen zwei LKW am MKG-Stand (F8, N830/1), von denen einer den neuen HLK 441 SHP trägt, der hier Weltpremiere feiert. Dabei wird erstmalig in der 44-Metertonnenklasse ein Ausschub mit Achtkantprofilen verbaut, der gegenüber einem Sechskantprofil Gewicht sparen und vor allem in Steilstellung mehr Verwindungsstabilität bieten soll. Dazu kommt ein MKG HLK 531 a5 SHP, der auf einem Dreiachs-Verteiler mit niedriger Containerpritsche montiert wurde und speziell zum Heben schwerer Lasten (bis sieben Tonnen) wie Container oder Maschinen gedacht ist. Schwerer Knickarm- statt Autokran Bei Palfinger (F8, N826/5) feiert der neue Schwerlastkran PK 200002 L-SH Premiere. Damit haben die Österreicher die Autokräne im Visier: Denn ein vergleichbarer Autokran ist weniger flexibel und deutlich teurer. Die Abrollkipperreihe erweitert man dagegen nach unten um eine neue, „City“ genannte Baureihe. Denn obwohl die Bauma mehr Fläche als je zuvor stellt, können die Helfer auf der Messe selbst gar nicht kompakt genug bauen! ❙❚■ Gregor Soller Bei den Kipperherstellern herrscht (noch) keine Einigkeit in Sachen Funkfernsteuerung Bauma 2013: Daten und Fakten Anreise Vom Flughafen gelangt man per S (S1 oder S8)- und U-Bahn (U2) oder mit dem Airport-Shuttlebus direkt zur Messe. Alternativ fahren Taxis. Mit dem Zug kann man am Hauptbahnhof direkt in die Messelinie U2 steigen. Mit dem Auto erreicht man die Messe über die A94, Ausfahrt Messe München. Alternativ gibt es dezentrale kostenlose Parkflächen außerhalb der Messe, die per Shuttlebus an die Messe angebunden sind. Diese liegen in Feldkirchen Ost, in Aschheim, in der Allianz-Arena (nur 20.4.) und im BMW Parkhaus am FIZ in der Knorrstraße (nur 20./21.4.) Eintritte (online/Tageskasse): Tageskarte: 20/26 Euro Dreitageskarte: 43/52 Euro Siebentageskarte: 54/65 Euro Gruppenkarte (ab 10 Personen): 15 Euro, dazu bitte bei info@messe-muenchen.de melden Kontakt: 089/94 91 13 48, weitere Infos unter www.bauma.de

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