Von der Ortung zum Holodeck

Mit zahlreichen für Telematik gänzlich neuen Funktionen und der Eröffnung des FleetBoard Stores für Apps fährt die Daimler Telematiktochter in Richtung Weltraum. Denn zumindest die Grundidee und der Name HoloDeck sind der Kult-Science-Fiction-Serie Star Trek entliehen (siehe Kästen unten). "Künftig wird FleetBoard mehr als Telematiklösungen bereitstellen. FleetBoard wird der Anbieter von digitalen Lösungen für die gesamte Logistikbranche", erklärt Daniela Gerd tom Markotten, Geschäftsführerin von Daimler FleetBoard. Den ersten großen Schritt in diese Richtung macht FleetBoard im Juli mit der Eröffnung des eigenen App Stores, den das Unternehmen im Herbst 2016 auf der IAA-Nutzfahrzeuge vorgestellt hat. Apps erweitern Funktionsumfang Der Store ist als offene Plattform konzipiert. So können Branchenpartner wie Aufbauhersteller, aber auch App-Entwickler, Dienstleistungsanbieter oder Speditionen und Transportunternehmen eigene Programme beisteuern. FleetBoard stellt zudem eigene Applikationen und die der Muttergesellschaft in den Store ein. Die Apps lassen sich nicht nur in Lkw von Mercedes-Benz, sondern auch in denen anderer Hersteller nutzen. In einem zum Store gehörigen FleetBoard Developer Portal finden interessierte Entwickler alle relevanten Informationen rund um den App Store und den Prozess, wie eine App eingereicht werden kann. Alle im Store angebotenen Apps mit den zusätzlichen Funktionen durchlaufen einen Qualitätssicherungsprozess und sollen dadurch den FleetBoard Sicherheitsstandards entsprechen. Bei den Diensten ist die Datenübertragung inkludiert. Zum Download der Anwendungen sucht sich der Unternehmer an seinem Arbeitsplatz Apps aus und installiert sie per Funk auf dem Fahrer-Tablet - je nach Wunsch in einen einzelnen Lkw, in mehreren oder in der ganzen Flotte. Der Lkw-Fahrer kann die Apps über den DispoPilot.guide im Fahrzeug bedienen. Auf ihm werden auch alle Informationen aus den Apps rund um Fahrer, Fahrzeug und Auftrag dargestellt. Die ersten Anwendungen stammen von Bär Cargolift, Brugg Lifting, Continental, Daimler, Dautel, DKV, FleetBoard, Palfinger, Schmitz Cargobull, Truck Parking Europe, UTA und Uvauvau. Um für künftige Entwicklungen gerüstet zu sein, setzt der Telematikanbieter auf neue Technologien. Dazu zählen der Kartendienst Here und Microsofts Cloud-Plattform Azure. Ursprünglich entwickelte Nokia Here als Navigationslösung für Smartphones. Here bietet die Kartendaten auch zum Download an, sodass sie ohne Internetverbindung genutzt werden können. 2015 haben Audi, BMW und Daimler Here von Nokia übernommen. Mittlerweile sind auch asiatische Investoren an Bord. Passende Frachten finden Mittels Big Data entwickelte FleetBoard mit Here eine Lösung, die Daten einer Lkw-Flotte wie Park-, Be- oder Entladezeiten nutzerfreundlich auswertet und darstellt. So konnte der Telematikanbieter die Auslastung einzelner Flotten europaweit auswerten und aufzeigen, auf welchen Strecken sie häufig nicht voll ausgelastet unterwegs sind. Über Nxtload können Unternehmer dann passende zusätzliche Frachten finden. Mit dem Einsatz von Azure als Infrastrukturbasis für seine Dienste will FleetBoard durch schnelle Softwareupdates die Skalierbarkeit der Lösungen sicherstellen. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Telematik" www.verkehrsrundschau.de/dossiers FuelhubMarktplatz für DieselUnternehmen mit eigenen Tankstelle auf dem Betriebshof können über den digitalen Marktplatz FleetBoard FuelHub den dafür benötigten Diesel kaufen. Der Käufer soll dabei von einer größeren Anzahl an Angeboten als auch von einer deutlich kürzeren Bearbeitungszeit durch den Wegfall von Telefonaten zur Preisabfrage profitieren. Das zu kaufende Öl stammt von Mineralölanbietern oder Zwischenhändlern. Der Kauf kommt zwischen Anbieter und Nachfrager zustande, FleetBoard nimmt nur die Rolle des Vermittlers ein. Zukünftig sind Erweiterungen um zusätzliche Funktionen denkbar. So könnte beispielsweise ein Händler aktiv Angebote an Speditionen schicken, um Restmengen zu verkaufen. Das als Website angelegte Projekt befindet sich aktuell in der Pilotphase. Bei positivem Feedback soll das Projekt noch 2017 ausgedehnt werden. svSmargoDisplay statt ZettelwirtschaftSmargo soll unabhängig von Fahrzeug, verbauter Hardware und Lieferweg den kompletten Prozess von der Vereinnahmung bis zur Übergabe der Ladung via Smartphone digitalisieren. Über die App für Android, IOS kommt später, haben Versender, Lkw-Fahrer und Empfänger von überall alle Angaben zum Auftrag im Blick und können mit den am aktuellen Transportauftrag beteiligten Partnern kommunizieren. Die Applikation bildet im ersten Schritt die Ladungspapiere und den Frachtbrief ab. In späteren Ausbaustufen folgt die Möglichkeit, Be- und Entladungen inklusive möglichen Störungen wie Beschädigungen oder Mehr-/Mindermengen zu dokumentieren. Alle Dokumente werden in einer Cloud zentral gespeichert und archiviert. Derzeit läuft ein Prototyp der App bei BLG Logistics. Ab 2018 soll die App im Google Play Store angeboten werden. svNxtloadMetasuchmaschine für FrachtÜber die Metasuchmaschine FleetBoard Nxtload können Disponenten im ersten Schritt Frachtaufträge bei mehreren Frachtenbörsen gleichzeitig suchen. Zur Buchung werden sie auf die Website der jeweiligen Frachtenbörse weitergeleitet. Aktuell liefern mit Trans.eu und Teleroute nur zwei Frachtenbörsen ihre Daten. Darüber hinaus ist FleetBoard nach eigenen Angaben im Austausch mit weiteren digitalen Plattformen (Freight Broker, Load Boards, Freight Matching Platforms). Langfristig sollen weitere Funktionen, wie eine Korridorsuche, zur Verfügung stehen und Lkw-Fahrer durch mobile Lösungen hinsichtlich der Fracht- und Routenplanung in das Gesamtsystem integriert werden. Nxtload ist als offene Webpage für alle Spediteure geplant und wird kostenlos angeboten. Nach einer Testphase soll die Plattform Anfang 2018 starten. svVehicle LensWissen, wie es dem Truck gehtMit dem Start-up Everybag entwickelte FleetBoard die App FleetBoard Vehicle Lens. Die App erkennt per Live-Bilderkennung mit der Kamera des Smartphones das Nummernschild des Lkw. An der jeweils passenden Stelle am Lkw werden anschließend relevante Informationen per Augmented Reality im Smartphone-Display eingeblendet, zum Beispiel: Reifendaten zu Druck oder Verschleiß, Laufleistung des Motors, den nächsten geplanten Werkstattaufenthalt, den vorherigen Fahrer und dessen Fahrstrecke, Tankfüllstand und die Ausstattung. Die angezeigten Informationen stammen aus dem FleetBoard-System. Denkbar wären künftig auch, den Beladungszustand des Trailers anzuzeigen sowie Schadenerkennung und Berichterstellung in die App zu integrieren. Wann die App für Android und IOS auf den Markt kommt, ist noch offen. svVehicle ScannerDen Lkw durchleuchtenBei einer Kooperation von FleetBoard mit dem Mercedes-Händler Josef Paul ist der Vehicle Scanner entstanden. Der kontrolliert den Zustand eines einzelnen Fahrzeugs durch Kameras und Sensoren und erkennt Kratzer oder Schrammen. Auch Luftdruck, Profiltiefe der Reifen, aber auch Komponenten wie Dachplanen, Rollplanen oder Kippmulden werden erfasst. Dafür fährt der Lkw mit Schrittgeschwindigkeit durch eine Art Waschstraße. Die aufgenommenen Daten werden in einem lernenden Software-System (Machine Learning) verarbeitet, ausgewertet und anschließend gespeichert. Der Vehicle Scanner erspart zeitaufwendiges Prüfen der Fahrzeuge durch einzelne Personen, dokumentiert den Zustand des Fahrzeugs in Echtzeit, deckt Reparaturbedarfe auf und erleichtert so die Fahrzeugübergabe und das Flottenmanagement. svHolodeckVirtuelle Realität trifftLogistik Noch sehr in die Zukunft gerichtet ist das FleetBoard HoloDeck. Ein Tisch mit einer abstrakten Straßenkarte auf der Oberfläche wird durch den Einsatz einer HoloLens-Brille zum Leben erweckt. Diese ermöglicht es, virtuelle 3-D-Projektionen im Raum zu sehen und mit ihnen zu interagieren. In der dreidimensionalen Landschaft des HoloDeck kann der Flottenmanager seine Fahrzeuge live beobachten. Das Flottenmanagement sowie der Logistikprozess wird automatisiert vom System gesteuert, der Disponent erhält die Informationen über Fahrer, Lkw und Fracht auf einen Blick über seine HoloLens-Brille. Das System kennt die Auslastung, den verfügbaren Laderaum, die Transportaufträge sowie die dazugehörige Route und die Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer. So können beispielsweise Zusatzfrachten für die Tour über Nxtload gebucht werden. sv

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