Vier Top-Logistiker im Vergleich

Deutschland hat seine Exportstärke zurückgewonnen. Der Handel läuft, im Inland wie im Ausland. Das spiegelt sich auch in den Jahresbilanzen 2014 wider, die Deutsche Post DHL, DB Mobility Logistics, Kühne + Nagel und Panalpina im Frühjahr präsentiert haben (siehe Tabellen Seite 37 und 38). Wer hier in welchen Bereichen punktet, wer welche offenen Baustellen hat, zeigt eine Auswertung der Geschäftsberichte der Unternehmen. Paketboom hilft Deutsche Post DHL Allen voran konnte Frank Appel, Vorstandschef von Deutsche Post DHL Group, ein gutes Jahr vermelden. Immerhin erwirtschaftete der Logistikkonzern in 2014 rund 56,6 Milliarden Euro Umsatz und damit ein gutes Umsatzplus von 3,1 Prozent. Gleichzeitig stieg der operative Gewinn um 3,5 Prozent auf 2,97 Milliarden Euro. Getragen wird der Konzern gleichwohl von dem anhaltenden Volumen- und Umsatzwachstum im Express- und Paketgeschäft, während die Sparte Global Forwarding/Freight, in der die Post ihr See- und Luftfracht- sowie Landverkehrsgeschäft geordnet hat, schwächelt. Die Strategie, frühzeitig auf den E-Commerce-Boom zu setzen, zahlt sich für das Unternehmen also aus. Allein in Deutschland stieg das Volumen im Paketgeschäft um sieben Prozent. Der Bereich Post-E-Commerce-Parcel (PEP) konnte mit einem Umsatz von 15,7 Milliarden Euro um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen. Davon stieg allein der Umsatz beim E-Commerce-Paket-Geschäft um 6,5 Prozent. Mit 5,7 Milliarden Euro Umsatz hat das Geschäftsfeld einen Anteil von mehr als 36 Prozent am gesamten Umsatz des PEP-Bereichs. Das E-Commerce-Paket-Geschäft bleibt damit einer der wichtigsten Treiber der Post. Das operative Ergebnis kam allerdings nur auf 1,3 Milliarden Euro und damit auf ein Plus von 0,9 Prozent. Die Post macht dafür höhere Aufwendungen für Personal und Material verantwortlich. Der Umsatz der Bereiche Global Forwarding/Freight, die im Konzern für Luftfracht, Seefracht und Straßentransporte zuständig sind, legte 2014 dagegen nur um 0,9 Prozent auf 14,9 Milliarden Euro zu. Dank eines starken Umsatzwachstums von fast fünf Prozent im vierten Quartal konnte der Konzern in 2014 im Bereich Global Forwarding/Freight positiv abschließen. Im ersten Halbjahr 2014 musste die Post noch einen Umsatzrückgang von 2,1 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2013 vermelden. Zu schaffen machten der Post, wie auch anderen internationalen Logistikern, die Turbulenzen an den Währungsmärkten. Im See- und Luftfrachtbereich (intern Global Forwarding genannt) verbuchte der Logistikkonzern in 2014 einen Umsatzanstieg von mageren 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rechnet man die negativen Währungseffekte heraus, betrug das Umsatzplus allerdings 3,3 Prozent. Das Luftfrachtvolumen wuchs im Geschäftsjahr 2014 verglichen mit dem Vorjahr um 2,4 Prozent auf rund vier Millionen Tonnen. Der Umsatz legte um 2,2 Prozent zu. Allerdings habe sich der Margendruck hier im Verlauf des Jahres weiter verstärkt, so die Post. Per Seefracht gingen 2014 rund 2,9 Millionen 20-Fuß-Standardcontaier (TEU) über die Meere; ein Plus von 4,6 Prozent gegenüber 2013. Aufgrund der gestiegenen Raten sanken aber die Margen für den Logistiker. EBIT bricht um über 38 Prozent ein Der Umsatz im europäischen Landverkehr (Freight) verbesserte sich 2014 um 1,5 Prozent auf 4,18 Milliarden Euro - trotz negativer Währungseffekte. Insbesondere das Geschäft in Zentral und Osteuropa, Deutschland, der Türkei, Schweden und Frankreich sei gewachsen, so die Post. Damit behauptet sich die Post in Sachen Umsatz und Mengenwachstum nach wie vor ganz gut im Spitzenfeld der großen Logistiker. Beim operativen Ergebnis sieht es dagegen nicht so gut aus. Während der Bereich Express mit einem Plus von 16 Prozent beim EBIT auf eine Umsatzrendite von 10 Prozent kommt, liegt diese im Bereich Global Forwarding/ Freight bei zwei Prozent. Allerdings sind auch Kühne + Nagel und DB Schenker Logistics in diesem Segment mit einer Umsatzrendite von 2,2 Prozent nur wenig besser. Verantwortlich bei der Post ist trotz des leichten Umsatzanstieges von Global Forwarding/Freight der deutliche Rückgang beim operativen Ergebnis in dieser Sparte. Das EBIT brach um über 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Post-Chef Appel macht dafür den Margendruck und die Transformation des Unternehmensbereiches verantwortlich. Insbesondere die Kosten des neuen Transformationsprogramms "New Forwarding Environment" in der See- und Luftfracht belasten die Sparte. Mittelfristig soll diese IT-Plattform allerdings nach den Plänen der Post für eine stärkere Automatisierung und so für eine höhere Planbarkeit und bessere Auslastung der Kapazitäten im weltweiten Frachtverkehr sorgen. Schon letzten Sommer hatte Appel eingeräumt, dass es Probleme gebe. Wie aus dem Umfeld der Post zu hören ist, sind diese immer noch nicht komplett gelöst. Das drückte 2014 den Gewinn. DB Mobility Logistics: Niedrige Erträge Viel vorgenommen hat sich auch die Deutsche Bahn mit ihrer Transport- und Logistiksparte. "Wir werden das weltweit führende Mobilitäts- und Logistikunternehmen". Diese Vision hatte Bahnchef Grube für 2020 mutig formuliert. Im vergangenen Jahr konnten die beiden Logistiksparten DB Schenker Rail und DB Schenker Logistics, die mittlerweile mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes ausmachen, ihren Umsatz aber nur minimal steigern. Zusammen kommen beide Bereiche auf rund 19,8 Milliarden Euro Umsatz. Allerdings entfallen fast zwei Drittel davon auf DB Schenker Logistics. Und immerhin konnte DB Schenker Logistics in 2014 ihr Sendungsvolumen im europäischen Landverkehr um 3,5 Prozent steigern. Auch bei der Luftfracht und der Seefracht belegt das Unternehmen mit einem Volumenzuwachs von 1,8 beziehungsweise fast fünf Prozent in 2014 einen Platz im Mittelfeld der Konzerne. Trotzdem läuft bei DB Schenker Logistics nicht alles rund. So legte der Umsatz in dieser Sparte im vergangenen Jahr nur um magere 0,6 Prozent zu; der operative Gewinn ging um fast ein Prozent zurück. Bei Schenker Rail sind vor allem die beförderten Güter um mehr als 15 Prozent zurückgegangen. Die Bahn macht dafür unter anderem die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL und Sturm Ela im Juni vergangenen Jahres verantwortlich. Dennoch stieg der Umsatz leicht, was auf positive Währungseffekte und die Erholung in Spanien und Südosteuropa zurückzuführen sei, so die Bahn. Unter dem Strich enttäuschte allerdings das operative Ergebnis mit einem Minus von 19,3 Prozent. Das größte Problem sehen Logistikexperten in der mangelnden Integration der einzelnen Geschäftsbereiche. Die Bahn habe es immer noch nicht geschafft, die einzelnen Geschäftsbereiche zu einem integrierten Gesamtangebot für ihre Kunden zu verbinden und damit marktgerechte intermodale Produkte anzubieten, so die Hauptkritik. Vorzeigeprojekte wie die Organisation eines Transports für einen Elektronikhersteller mit Zug, Lkw und Flugzeug von China bis nach Südamerika gebe es bislang noch zu wenig. Von einem industrialisierten Angebot könne keine Rede sein. Auch den großen Einfluss der Politik auf den öffentlichkeitswirksamen Personenverkehr bemängeln die Fachleute. Dieser Einfluss verhindere Flexibilität, begrenze die Mittel für notwendige Investitionen und bremse viele notwendige Entscheidungen aus. Positiv gesehen werden dagegen die Anstrengungen, das Geschäft weiter zu internationalisieren. So baut DB Schenker Logistics durch Übernahmen die Präsenz in Schwellenländern wie Vietnam, Kambodscha oder Angola aus. Seetransporte in die Wachstumsregionen machen mittlerweile etwa 20 Prozent des Seefrachtvolumens bei DB Schenker aus. Rekordgewinn bei Kühne + Nagel Kühne + Nagel legte im vergangenen Jahr beim Umsatz zwar nur leicht um 1,7 Prozent auf umgerechnet 20,77 Milliarden Euro zu. Allerdings hatten bei dem Schweizer Logistikkonzern mit deutschen Wurzeln die Währungsturbulenzen einen erheblichen Einfluss auf diese Zahlen. Das organische Wachstum in 2014 gibt Kühne + Nagel mit guten fünf Prozent an. Und beim Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) legte das Unternehmen im vergangenen Jahr sogar um mehr als 7,6 Prozent auf rund 800 Millionen Euro zu. Besonders stark hat sich bei Kühne + Nagel im vergangenen Jahr die Seefracht entwickelt. Mit einer Steigerung des Containervolumens um 6,8 Prozent wuchs das Schweizer Logistikunternehmen fast doppelt so schnell wie der Gesamtmarkt. Die Zuwächse kamen insbesondere aus den USA, wo sich das Wirtschaftsklima deutlich erholt. Da die Volkswirtschaften in Asien aber weiter schwächeln, stiegen die Umsätze in der Seefrachtsparte nur leicht um 1,3 Prozent. Das operative Ergebnis sank sogar um 1,7 Prozent. Dennoch hat das Unternehmen die Marge bei fast sechs Prozent in etwa konstant halten können. Auch bei der Luftfracht konnte Kühne + Nagel trotz fast unverändertem Umsatz den operativen Gewinn um über sieben Prozent steigern. Das einstige Problemkind Landverkehr hat Kühne + Nagel restrukturiert. Es erfolgte eine Bereinigung des Produktportfolios und die Segmente Stückgut, Teil- und Komplettladungen, Speziallösungen für pharmazeutische und hochwertige Güter als Kernprodukte würden definiert. Obwohl der Umsatz mit rund drei Milliarden Euro fast unverändert blieb, machte die Sparte im Jahr 2014 einen Gewinn auf EBIT-Basis von 30 Millionen Euro. 2013 war die Landverkehrssparte noch in den roten Zahlen gewesen. Allerdings dürfte die Marge von 1,1 Prozent noch nicht im Sinne der Unternehmensführung sein. Die Restrukturierung könnte aber langfristig den gewohnten Erfolg zurückbringen, meinen Experten. "Kühne + Nagel holt jetzt Luft, um dann wieder durchzustarten", beschreibt Logistikexperte Professor Christian Kille die Situation. Bleibt einzig die Fixierung des Logistikkonzerns auf die maximale Profitabilität, die einige Branchenkenner als das größte Problem des Konzerns bezeichnen. Es fehle das Geld, heißt es, einmal auch in neue Geschäftsfelder zu investieren. Stattdessen schüttet die AG zwei Drittel des Gewinns an ihre Aktionäre, insbesondere an Firmengründer Michael Kühne aus, der über die Kühne Holding immer noch rund 53 Prozent der Anteile am Unternehmen hält. Restrukturierung greift: Panalpina Für positive Unternehmensmeldungen sorgte im vergangenen Jahr auch Panalpina. Der Schweizer Konzern konnte im Jahr 2014 den EBIT mit fast 113 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln. Gleichzeitig blieb der Umsatz mit rund 6,5 Milliarden Euro fast unverändert. Panalpina-CEO Peter Ulber führte das bei der Vorstellung der Bilanz auch auf die Fortschritte bei der Restrukturierung der Sparte Logistik zurück. Panalpina trennte sich im vergangenen Jahr von defizitären Anlagen und unprofitablen Aktivitäten beim Straßentransport. Das drückte den Umsatz zwar um rund 20 Prozent. Dadurch konnte der operative Verlust jedoch von rund 48 Millionen Euro auf etwa 8 Millionen Euro reduziert werden. Dennoch bleibt die Sparte das Sorgenkind des Unternehmens. Insbesondere bei der Seefracht konnte Panalpina nach eigenen Angaben stärker als der Markt wachsen. Das Seefrachtvolumen nahm im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zu, während das Marktwachstum bei etwa vier bis fünf Prozent lag. Trotz wachsender Containermengen litt auch Panalpina unter den anhaltend niedrigen Margen. Zusammen mit Restrukturierungskosten und anhaltenden IT-Investitionen musste die Sparte eine Halbierung des operativen Gewinns auf 12,5 Millionen Euro verkraften. Hier kündigte Ulber weitere Investitionen an. Die Optimierung der betrieblichen Abläufe in der Seefracht gehe weiter. Unter anderem wolle der Konzern in 2015 auf die neue Geschäftsplattform SAP TM wechseln. In der Luftfrachtsparte kam es bei leichtem Umsatzwachstum zu einem starken EBIT-Anstieg. Das Vorjahresergebnis war indes stark durch Abschreibungen und erhebliche Kartellstrafen belastet, sodass die Zahlen nur bedingt vergleichbar sind.

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