Der von Bund und Freistaat geplante Ausbau von der Autobahn 8 löst nach Ansicht des Verkehrswissenschaftlers Heiner Monheim nicht die Münchner Stauprobleme.
„Für den A8-Ausbau südlich von München rechne ich mit Baumaßnahmen von mindestens fünf Jahren, eher deutlich länger, die mit erheblichen Einschränkungen für die Autofahrerinnen und Autofahrer einhergehen“, so der emeritierte Professor der Uni Trier. „Bereits drei bis fünf Jahre nach der Fertigstellung werden wir dort dann durch den induzierten Neuverkehr die gleiche Stauproblematik haben wie vorher.
Experte: Mehr Autobahnen gleich mehr Nutzung
Neue und breiter ausgebaute Straßen würden letztlich immer für mehr Auto- und Lastwagenverkehr sorgen, so Monheim weiter. „Diese Erfahrung ist seit den 70er-Jahren belegt und kann überall auf der Welt beobachtet werden.“
Wenn die Fernstraßen schneller und breiter würden, würden mehr und weitere Fahrten mit Pkw und Lkw gemacht. Zudem werde von Bus und Bahn noch mehr als sonst auf das Auto umgestiegen. „Das ergibt eine Endlosspirale von Kfz-Verkehrswachstum und Straßenbau. Im Übrigen produzieren die langen Bauzeiten beim Bestandsausbau massiv zusätzlichen Stau.“
Wie Monheim fordert auch der Bund Naturschutz (BN) in Bayern einen neuen Ansatz in der Verkehrspolitik. Bund, Länder und Kommunen müssten den öffentlichen Verkehr etwa auf der Schiene fördern, statt die Fernstraßen weiter auszubauen, sagte Monheim.
Auf der Liste des Bundes zum beschleunigten Fernstraßenausbau stehen in Bayern die A8, A3, A92, A94 und A99. Insgesamt umfasst diese 145 Autobahnprojekte in ganz Deutschland.
Bernreiter: Infrastruktur muss mit Bevölkerung und Wirtschaft mitwachsen
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) wies die Forderung umgehend zurück: „Natürlich brauchen wir eine starke Schiene, aber mittelfristig bleibt die Straße unser Verkehrsträger Nummer 1, gerade in einem Flächenland wie Bayern.“
Der Freistaat verzeichne seit vielen Jahren ein starkes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. „Natürlich muss da auch die Infrastruktur entsprechend mitwachsen.“ Aus ideologischen Gründen auf den Ausbau von Straßen zu verzichten, gefährde Arbeitsplätze und Bayerns Position als wirtschaftsstärkstes Land in Deutschland.