Wien. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) beklagt die Abnahme des Gütertransports auf der Schiene gegenüber der Straße in Österreich und macht dafür auch den Rückgang der Anschlussbahnen vom öffentlichen Bahnnetz zu Unternehmen verantwortlich. Zwei Drittel des Transportvolumens auf der Schiene werden per Anschlussbahn abgewickelt. Während jedes Betriebsgelände aber standardmäßig einen öffentlich finanzierten Straßenanschluss erhalte, bleiben Unternehmen auf einem Großteil der Kosten für Anschlussbahnen sitzen, kritisiert der Verkehrsclub, der ein Umdenken fordert.
Die Zahl der aktiven Anschlussbahnen nimmt laut VCÖ in Österreich laufend ab. Im Jahr 2020 gab es 1.046 gemeldete Anschlussbahnen, wovon mit 547 lediglich die Hälfte bedient wurde. Gegenüber dem Jahr 2010 mit 782 bedienten Anschlussbahnen bedeutet dies einen Rückgang von 30 Prozent. Im selben Zeitraum ist der Anteil des Schienengüterverkehrs bezogen auf Nettotonnen-Kilometer von 33 Prozent auf 28 Prozent im Jahr 2020 gesunken.
Besser aufgestellt als Deutschland
Rund 95 Prozent der gesamten Anschlussbahnen in Österreich zweigen vom Streckennetz der ÖBB-Infrastruktur ab. Die restlichen rund 30 Anschlussbahnen beginnen auf dem Streckennetz von Privatbahnen, mehr als die Hälfte davon bei der Graz-Köflacher Bahn. Im internationalen Vergleich steht Österreich zwar besser da als Deutschland, aber schlechter als die Schweiz.
Eine Befragung unter Mitgliedern des Verbands für Anschlussbahnen zeigt, dass vor allem das Fehlen geeigneter Wagen, zu lange Beförderungszeiten sowie zu hohe Kosten als Gründe für die Einstellung von Anschlussbahnen genannt werden. Eine weitere Hürde sind Streckeneinstellungen von Nebenbahnen. Erschwerend kommt hinzu, dass Bedienfahrten für Güterzüge oft nur bei einem Mindestumschlag der Anschlussbahnen aufrechterhalten werden. (ms)