Unter Druck

Im vierten Quartal 2019 sind die Frachtraten im Straßengüterverkehr gesunken, und zwar um 0,96 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Immerhin, könnte man als Trost für die Transporteure einwerfen, sinken die Preise damit nicht mehr so stark wie noch im dritten Quartal 2019. Damals fiel das Minus mit 1,79 Prozent fast doppelt so hoch aus. Zweites Minus in Folge Aber: Das ist der zweite Rückgang des VR-Index hintereinander. Eine solche Entwicklung gab es zuletzt 2009 als Folge der damaligen Wirtschaftskrise. Damit ist die konjunkturelle Eintrübung im Transportgewerbe angekommen und macht sich jetzt auch bei den Preisen bemerkbar. Die zuletzt zu beobachtende Beruhigung in der deutschen Wirtschaft dürfte der Hauptgrund sein für den Rückgang der Frachtraten. Im dritten Quartal 2019 legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur noch um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Für das vierte Quartal 2019 geht das Ifo-Institut von einer Zunahme in gleicher Höhe aus. Da das BIP im zweiten Quartal 2019 sogar um 0,2 Prozent rückläufig war, stagniert die deutsche Wirtschaft seit neun Monaten mehr oder minder. Allerdings leiden unter dieser Abwärtstendenz nicht alle Branchen gleichermaßen. Besonders stark davon betroffen waren die Industrieunternehmen (und damit die Transportdienstleister, die in dieser Branche tätig sind). Diese exportorientierten Unternehmen hatten mit Handelsrestriktionen zu kämpfen und sahen sich einer sinkenden Nachfrage im In- wie auch im Ausland ausgesetzt. Eine Folge: Etwa zehn Prozent der Industrieunternehmen in Deutschland haben Kurzarbeit angemeldet. Anders hingegen die Lage in der Bauwirtschaft und im Handel: Dort kann von einem Abwärtstrend keine Rede sein, im Gegenteil. Um 1,5 Prozent sind die privaten Konsumausgaben 2019 gestiegen, die Bruttoanlage-Investitionen in der Bauwirtschaft sogar um kräftige 3,9 Prozent, so die Prognose des Ifo-Instituts. Die Dienstleister, die in diesen Märkten tätig sind, dürften deutlich mehr zu tun gehabt haben als beispielsweise die Kollegen, die für die Automobilindustrie fahren. Für Verlader und Dienstleister ist immer auch der Jahresvergleich bedeutsam. Danach liegt der VR-Index im vierten Quartal 2019 mit 128,47 Punkten unter dem Wert aus dem vierten Quartal 2018 mit 130,25 Punkten. Das entspricht einem Minus von 1,37 Prozent. Diese Entwicklung überrascht, da zum 1. Januar 2019 die Lkw-Maut angehoben wurde. Zwar rechnen einige die Gebühr gesondert ab, sodass sie keine Berücksichtigung in den Frachtraten findet. Das ist aber nicht bei allen Fuhrbetrieben so. Daher ist es offenbar vielen Dienstleistern nicht gelungen, die Mautkosten (vollständig) weiterzugeben. Neben dem VR-Index gibt es noch weitere Indices, die sich mit den Preisen im Straßengüterverkehr befassen. Dazu zählt der Indikator des Statistischen Bundesamts (Destatis). Hier liegen bislang nur Zahlen für das dritte Quartal 2019 vor. Demnach sind die Frachtraten gegenüber dem Vorquartal überraschenderweise gestiegen, allerdings nur geringfügig um 0,19 Prozent. Das ist ein Wert, der nicht zu der Entwicklung im VR-Index passt. Dennoch ist das kein Widerspruch. Denn im Destatis-Index werden ausschließlich die Frachtraten von langfristigen Verträgen erfasst, während der VR-Index auch die Frachtraten kurzfristiger Kontrakte berücksichtigt. Womöglich wird sich die schwächere Nachfrage in den nächsten Ausgaben des Destatis-Index bemerkbar machen. Ein anderer Index für den Straßengüterverkehr ist der Transport Market Monitor (TMM) von Transporeon/TIM Consult. Dort sind die Preise im dritten Quartal 2019 gleichfalls gesunken, aber im vierten Quartal leicht gestiegen. Bei diesem Index ist zu berücksichtigen, dass dort ausschließlich Preise vom Spotmarkt erfasst werden. Das Weihnachtsgeschäft hat den Index nach oben gezogen, was aus den Dezember-Daten des TMM hervorgeht, der der stärkste Monat im vierten Quartal war. Die Unsicherheit nimmt zu Die bange Frage vieler Unternehmer ist jetzt, wie sich das Jahr 2020 weiterentwickelt. Eines ist gewiss: Die Unsicherheit steigt - und damit womöglich auch die Volatilität in der Wirtschaft. Denn es gibt viele Risikofaktoren, bei denen die Ungewissheit tendenziell zugenommen hat. Hier drei ganz entscheidende: - Eskalation zwischen USA und Iran: Keiner weiß, wie sich dieser Konflikt entwickelt. Aber die Märkte reagieren bereits: Die Ölpreise schwanken derzeit stark. Tendenz steigend. Und teures Öl lässt nicht nur die Kosten für Transporte steigen, sondern kann auch eine steigende Nachfrage im Keim ersticken. - Bevorstehender Brexit: Derzeit gibt es große Zweifel, dass sich die EU und Großbritannien bis zum Ablauf der Schonfrist zum Ende diesen Jahres auf ein Handelsabkommen verständigen können. Was dann? Wird die Schonfrist nochmals verlängert, oder steigt Großbritannien tatsächlich - wie von Premier Boris Johnson anvisiert - zum Jahresende aus? Dann droht ein harter Brexit ... - Schwächephase der deutschen Industrie: Auch wenn wieder positive Anzeichen wahrzunehmen sind: Noch ist unklar, ob der deutschen Industrie 2020 die Wende zum Besseren gelingt, und wenn ja, in welchem Ausmaß. Zumindest für das erste Quartal 2020 ist kein wirklicher Lichtblick erkennbar. Denn die Unternehmen wollen nach einer Befragung durch das Ifo-Institut ihre Produktion in den ersten drei Monaten 2020 weiter drosseln, wenn auch langsamer als noch im Vormonat gedacht. Diese Entwicklungen müssen auch die Unternehmen im Transport- und Logistikgewerbe im Auge behalten. Wie die Branche die Mengen- und Preisentwicklung im Straßengüterverkehr für 2020 einschätzt sowie viele weitere neue Kennzahlen finden sich auf unserer Plattform www.verkehrsrundschau-plus.de in der Rubrik "Kennzahlen". In Kürze Die Frachtraten im Straßengüterverkehr sind auch im vierten Quartal 2019 gesunken. Allerdings ist der Rückgang nicht mehr so stark ausgefallen wie noch im dritten Quartal. -1,37 % beträgt der Rückgang des VR-Index im Jahresvergleich (viertes Quartal 2019 zu viertem Quartal 2018)

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