Berlin. Bei der Bahn-Güterverkehrstochter Schenker Rail bahnt sich angesichts roter Zahlen ein Streit über die Strategie an. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) kritisierte am Dienstag, dass Schenker in Deutschland Verkehre aufgeben wolle anstatt das Unternehmen auf Wachstum zu trimmen. Die Nachfrage wachse, sagte EVG-Vorstand Martin Burkert. „Schenker Rail demontiert sich zurzeit selbst.“ Der Aufsichtsrat der DB Schenker Rail Deutschland AG wolle die Lage an diesem Mittwoch bei einer außerordentlichen Sitzung besprechen.
DB Schenker Rail ist in 15 europäischen Ländern aktiv. Im ersten Halbjahr sank das Ergebnis nach Zinsen von 15 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf ein Minus von 20 Millionen Euro. Besonders im wichtigsten Markt Deutschland gibt es Probleme, er trägt gut zwei Drittel zum Umsatz bei. Eine Bahnsprecherin versicherte, zum Jahresende werde dort wieder ein positives Ergebnis angestrebt – „vorausgesetzt, dass größere konjunkturelle Einbrüche ausbleiben“. Das Unternehmen führt die Ertragsschwäche auf „einen gewissen Anteil unwirtschaftlicher Verkehre“ im Portfolio zurück. Laut EVG ist der Rückzug etwa aus der Holz- und Baustellenlogistik geplant.
Bahn-Logistikvorstand Karl-Friedrich Rausch hatte angekündigt, die Schienengütersparte effizienter zu machen und höhere Preise durchzusetzen. Angestrebt wurden weniger Leerfahrten, längere Laufleistungen für die Waggons, längere Züge und eine günstigere Instandhaltung. Dazu wurde ein „Aktionsplan Deutschland“ beschlossen. Dieser sei erfolgreich und werde seine volle Wirkung im vierten Quartal entfalten, sagte die Bahnsprecherin.
„Der von der Unternehmensführung vorgelegte Aktionsplan Deutschland ist offenkundig ungeeignet, um die wachsende Nachfrage im Schienengüterverkehr zu befriedigen“, kritisierte dagegen Gewerkschaftsvorstand Burkert. Er warnte davor, den wirtschaftlichen Druck auf die Beschäftigten zu übertragen. (dpa/bw)