Ungleiche Bedingungen für LKW-Fahrer

Kraftfahrer, die auf einem Schemel sitzend mit einem Gaskocher ihr Essen vor ihrem LKW zubereiten: So etwas sieht man auf Autobahn-Raststätten am Wochenende immer häufiger. Zumindest gefühlt ist die Zahl dieser Fahrer in den letzten Jahren deutlich gestiegen - spätestens mit der EU-Osterweiterung. Abwesenheitsdauer von zu Hause Doch wie stark verbreitet ist diese Praxis wirklich? Ersetzt die Schlafkabine an den Wochenenden für viele Fahrer tatsächlich das Zuhause? Um diese und viele andere Fragen zu den Arbeitsbedingungen von Kraftfahrern zu untersuchen, führte nun zum ersten Mal das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur eine flächendeckende Fahrerstudie durch. Bundesweit rund 1800 in- und ausländische Kraftfahrer wurden dafür befragt. Die höchsten Anteile an der Gesamtstichprobe hatten Fahrer aus Deutschland (38 Prozent), Rumänien (14 Prozent), Tschechien (13 Prozent) und Bulgarien (6 Prozent). Die Fahrer mussten Fragebögen ausfüllen, die insgesamt in sechs Sprachen übersetzt worden waren. Diese Studie belegt den großen Einfluss der gesetzlich festgelegten Lenk- und Ruhezeiten auf die Arbeitszeiten und damit die Arbeitsbedingungen der Kraftfahrer. "Sie bestimmen nicht nur deren Arbeits- und Ruherhythmus", heißt es, "sondern indirekt auch die Orte, an denen sich die Kraftfahrer während ihrer Ruhezeit aufhalten müssen." Sprich: Ist aufgrund der Lenkzeit eine Rückkehr nach Hause nicht sinnvoll oder möglich, müssen die Fahrer - laut Studie sind es 72 Prozent der Kraftfahrer - ihre vorgeschriebenen Tagesruhezeiten im oder beim LKW verbringen. Hier sind die Unterschiede zwischen den alten EU-Mitgliedstaaten und den jungen EU-Mitgliedstaaten weniger groß. Wobei unter den jungen EU-Staaten die Länder zu verstehen sind, die 2004 in die EU kamen. Dazu zählen Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Zypern, Bulgarien, Rumänien und Kroatien. Unterschiedliche Zahlung von Spesen Ein gänzlich anderes Bild ergibt sich bei den Wochenruhezeiten. Während die meisten deutschen Fernfahrer (80 Prozent) ihr Wochenende zu Hause verbringen können, ist bei ihren Berufskollegen aus den jungen EU-Mitgliedstaaten ein Viertel der befragten Fahrer sogar seltener als einmal im Monat zu Hause. Bei den Bulgaren liegt dieser Wert sogar nur bei acht Prozent (siehe Grafik unten). Auffällig ist dabei vor allem eines: 70 Prozent der befragten Kraftfahrer aus Bulgarien und 56 Prozent der aus Rumänien verbringen ihre lange Wochenruhezeit im oder beim Fahrzeug, wie die Studie zeigt. Bei den deutschen Fernverkehrsfahrern liegt der Anteil dagegen nur bei vier Prozent. Die Übernachtungsmöglichkeiten in Rasthöfen, Hotels und Pensionen nutzen demnach also nur sehr wenige Fahrer. Der Platz ihrer Schlafkabine reicht drei Viertel der befragten Fahrer dafür laut Studie aus. Auch in punkto Spesen-Zahlung sind die Unterschiede zwischen in- und ausländischen Kraftfahrern groß. So erhalten laut der BAG-Studie 92 Prozent der befragten deutschen Fernverkehrs-Fahrer nach eigenen Angaben Spesen und 86 Prozent der deutschen Kraftfahrer im Nah- und Regionalverkehr. Bei den bulgarischen und rumänischen Fahrer sind es nach eigenen Angaben nur 45 Prozent beziehungsweise 50 Prozent. Sie erhalten damit im Vergleich zur gesamten Stichprobe, schreibt die Studie, "unterdurchschnittlich oft Spesen für Übernachtung beziehungsweise Essen". Bleibt abschließend die Frage, wie sich die Arbeitsbedingungen auf die Zufriedenheit der Fahrer auswirken, vor allem aber, in welchen Bereichen sie Nachbesserungsbedarf vonseiten der Arbeitgeber und des Gesetzgebers sehen? Hier sind die Ergebnisse - aus deutscher Sicht - ernüchternd: Nur 45 Prozent der befragten deutschen Kraftfahrer würden ihren Fahrerberuf nochmals wählen, wie die Studie zeigt. Deutlich positiver äußerten sich ihre Kollegen aus den jungen EU-Staaten. So würden rumänische Fahrer (78 Prozent) und bulgarische Fahrer (77 Prozent) ihren Job wieder gerne ergreifen. Zu den Verbesserungswünschen befragt, sind die Forderungen der in- und ausländischen Fahrer hingegen ähnlich. Auf der Wunschliste ganz oben stehen zusätzliche Parkplätze (22 Prozent) sowie eine höhere Sicherheit auf den Parkplätzen. Am zweithäufigsten (9 Prozent) wurde eine höhere Entlohnung genannt. Sechs Prozent wünschten sich eine bessere Ausgestaltung der Parkplätze, und der vierthäufigste Wunsch bezog sich auf die Arbeitszeit. Vier Prozent der Fahrer würden hier zum Beispiel mehr Zeit mit der Familie verbringen wollen, häufiger zu Hause sein, längere Ruhezeiten haben sowie sich flexiblere Lenk- und Ruhezeiten wünschen. Kurz: Die Studie bietet viel Diskussionspotenzial. Bleibt abzuwarten, welche Lehren Gesetzgeber und Unternehmer aus den Ergebnissen ziehen.

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Neue Auto-Strafen in Italien wegen verschärfter Straßenverkehrsordnung

Alle Schlagzeilen

Ungleiche Bedingungen für LKW-Fahrer

HASHTAG

#Südosteuropa

Rumänische Fahrer für Elvis-Mitglieder

Neue Zollbestimmung hilft Hafen Rijeka

Bulgarien will Bahn an Deutsche Bahn abgeben

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

E-Rechnungspflicht in Deutschland: Was Unternehmen wissen müssen

STELLENANGEBOTE

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Area HR Business Partner

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

WEITERLESEN

NEWSLETTER