Erfurt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) lehnt einen erneuten Modellversuch für Lang-LKW in Thüringen strikt ab. Gemeinsam mit der Allianz pro Schiene forderten die Umweltschützer am Donnerstag in Erfurt den sofortigen Stopp für die Zulassung von Fahrzeugen über 25 Meter Länge. "Es darf keine Gigaliner in Thüringen geben", sagte BUND-Geschäftsführer Burkhard Vogel. Er appellierte an die Thüringer SPD, den Plänen von Thüringens Verkehrsminister Christian Carius (CDU), Teststrecken in Thüringen zur Verfügung stellen, eine Abfuhr zu erteilen. Ein Modellversuch würde dem CDU/SPD-Koalitionsvertrag von 2009 widersprechen, in dem vereinbart wurde, "das Pilotprojekt zum Einsatz von Longliner" in Thüringen nicht zu verlängern.
"Wenn Carius jetzt Autobahnstrecken und nachgeordnete Straßen für die Teilnahme am Feldversuch mit Lang-LKW meldet, geht er vorsätzlich auf Kollisionskurs", erklärte Vogel. Sollte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ohne Zustimmung des Bundesrates den Gigaliner durchbringen, wäre das zudem ein Verstoß gegen die Verfassungsregeln, sagte Martin Roggermann von der Allianz pro Schiene. Er stützte sich dabei auch auf ein Gutachten des Verfassungsrechtlers Ulrich Battis.
Laut Naturschutzbund würde die Umwelt durch den Einsatz von Lang-LKW nur bei einer Auslastung von 80 Prozent des Laderaumes wirklich entlastet werden. Er befürchtet zudem eine Rückverlagerung des Güterverkehrs von der Schiene auf die Straße und eine Erhöhung der Kohlendioxidbelastung. Zudem wären erhebliche Investitionen in den Straßenbau, in Kreisverkehre, Autobahnauffahrten und Rastplätze notwendig.
Bereits 2007 gab es einen bundesweiten Modellversuch für die überlangen Trucks, damals noch als 60-Tonner. Der ehemalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) lehnte die Fahrzeuge aber ab. In den Niederlanden, Schweden und Finnland unter anderem fahren die überlangen Lastwagen seit Jahren. Ein Thüringer Test, der von der Fachhochschule Erfurt begleitet wurde, ergab unter anderem, dass Lang-LKW auf festgelegten Routen und mit leichter Ladung durchaus Geld, Zeit, Benzin und Fahrer sparen könnten.
Erst gestern war in Hamburg die Unterstützung des Hamburger Senats für den Feldversuch mit Lang-LKW bei den eigenen Abgeordneten auf Kritik gestoßen. In einem Antrag hatten SPD-Vertreter der Bürgerschaft den Senat aufgefordert, zu prüfen ob der Feldversuch zu verhindern ist. Insbesondere sei zu klären, ob der Feldversuch ohne Beteiligung und Zustimmung des Bundesrates erfolgen dürfe, hießt es in dem Antrag. (dpa/sno)